DHL-Aktie unter Druck: DHL verdient trotz Umsatzplus unter dem Strich weniger

05.11.2024 17:58:00

Die Deutsche-Post-Mutter DHL hat im dritten Quartal trotz Umsatzsteigerungen und eines stabilen operativen Gewinns EBIT unter dem Strich weniger verdient.

Auch der Free Cashflow sank deutlich im Vorjahresvergleich.

Der Bonner Logistikkonzern hatte vergangene Woche die operativen Gewinnziele (EBIT) für 2024 und 2026 kassiert und gesenkt. Gründe waren die schwächer als erwartete wirtschaftliche Dynamik, die deutlicher als erwartetet gesunkenen Briefvolumina sowie enttäuschende Margen in der Luftfracht-Spedition. Gekappt wurden "den Marktentwicklungen entsprechend" auch die Zielspannen für Investitionen und Free Cashflow (FCF) am oberen Ende.

Unter dem Strich blieb im dritten Quartal nach Steuern und Dritten ein Gewinn von 751 Millionen Euro übrig, nach 807 Millionen im Vorjahresquartal. Je Aktie unverwässert betrug der Gewinn 0,64 Euro nach 0,68 Euro.

Der Umsatz lag im dritten Quartal bei 20,59 Milliarden Euro, nach rund 19,4 Milliarden im Vorjahr. Alle Segmente trugen zum Umsatzanstieg im Quartal bei, besonders deutlich Global Forwarding, Freight.

Der Free Cashflow betrug 723 Millionen Euro verglichen mit 1,074 Milliarden Euro im Vorjahr.

Das endgültige Ergebnis beim EBIT stimmte mit dem vorläufigen überein. Darin enthalten ist bei Post & Paket Deutschland ein positiver Netto-Einmaleffekt aus Entwicklungen bei verschiedenen Rechtsstreitigkeiten von rund 70 Millionen Euro.

Im Gesamtjahr will DHL nun einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von mehr als 5,8 Milliarden Euro erreichen, zuvor lag die Zielspanne bei 6,0 bis 6,6 Milliarden Euro. Der Free Cashflow ohne Netto-M&A soll 2024 nun 2,8 bis 3,0 Milliarden Euro betragen, die Investitionen 3,0 bis maximal 3,2 Milliarden Euro.

Für 2026 hält der Konzern nur noch ein EBIT von mehr als 7,0 Milliarden Euro erreichbar.

Analysten hatten bereits des längeren bezweifelt, dass DHL selbst das untere Ende der ursprünglichen Zielspanne für 2024 erreichen würde.

DHL-CEO schließt Klage gegen zu niedrigen Portoerhöhungsspielraum nicht aus

Die Deutsche-Post-Mutter DHL erachtet den von der Bundesnetzagentur in einer vorläufigen Entscheidung gestatteten Portoerhöhungsspielraum als deutlich zu niedrig. Zwar müsse erste die finale Entscheidung abgewartet werden, aber eine Klage dagegen schloss DHL-Chef Tobias Meyer in der Medientelefonkonferenz nach den endgültigen Ergebnissen für das dritte Quartal nicht aus.

"Ob wir dagegen klagen oder nicht, das werden wir uns überlegen, das ist ja sehr komplex", sagte Meyer. Es berge Risiken, wenn ein Preisgenehmigungsantrag verworfen wird, der Konzern brauche eine gültige Entgeltgenehmigung, um überhaupt Entgelte erheben zu können. "Deshalb ist das aus formalen Gründen eine komplexe Frage, mit der wir uns noch auseinandersetzen."

Meyer und CFO Melanie Kreis kritisierten beide, dass mit der nun von der Bundesnetzagentur vorläufig genehmigten Briefportoerhöhung um 10,5 Prozent ab 2025 die Ziele des Postmodernisierungsgesetzes nicht erreicht würden. Dafür sei die im vorigen Zeitraum 2022 bis 2024 genehmigte Portoerhöhung nicht hoch genug gewesen. Zum einen, weil im selben Zeitraum die Inflation deutlich stärker gewesen sei als eingepreist und zum anderen, weil der strukturelle Rückgang der Briefvolumina ebenfalls die Erwartungen übertroffen habe und die Stückkosten pro Brief trotz Kostenmanagement weiter steigen. Meyer rechnete vor, dass über den gesamten Zeitraum 2022 bis 2026 insgesamt der Portoerhöhungsspielraum kumuliert 15,6 Prozent betrage, die Inflation aber um deutlich stärkere 20,6 Prozent gestiegen sei.

CFO Kreis zufolge ist bei Betrachtung des angedachten Preiserhöhungsspielraums "mathematisch sehr klar, dass wir damit nie auf diese Größenordnung kommen, die im Postgesetz politisch gewollt war".

Die Zielsetzung des Gesetzes sei, weiter eine qualitativ hohe postalische Versorgung zu gewährleisten, mit gut bezahlten Arbeitsplätzen. Dabei sei dem Unternehmen zugestanden worden, dass es im Brief-/Paket-Bereich so viel verdiene, wie der Konzern brauche, um in die Transformation von Brief zu Paket und in die Dekarbonisierung zu investieren. "Weil wir als Unternehmen ganz klar diese Division nicht über viele, viele Jahre quersubventionieren können", so Kreis. Dabei sei ein EBIT von 1,3 bis 1,4 Milliarden EBIT ermittelt worden, in dieser Größenordnung habe sich der Konzern klar verpflichtet, das wieder vollständig in das Geschäft zu investieren. Das sei im Gesetz in eine Marge übersetzt worden, die mathematisch deutlich über dem angedachten Preiserhöhungsspielraum liege.

Pro Quartal würden das EBIT- und Investitions-Ziel CEO Meyer zufolge etwa ein Segment-EBIT von 330 Millionen Euro erfordern, organisch habe Post & Paket Deutschland im dritten Quartal beispielsweise aber nur etwa ein EBIT von 100 Millionen Euro verdient. Das reiche nicht aus, um zusätzlich die Investitionen in den nachhaltigen Umbau des Briefgeschäfts zu stemmen.

"Es ist klar, wir werden in das Briefgeschäft in Deutschland nicht mehr investieren als wir verdienen", so CEO Meyer.

Kreis zufolge kann das zusätzliche Paketgeschäft das defizitäre Briefgeschäft nicht kompensieren. "Mit 1 Euro Paketumsatz gelingt es nicht, 1 Euro fehlenden Briefumsatz vollständig zu kompensieren", sagte Kreis.

DHL nach finalen Zahlen am August-Tief - Volumina im Blick

Die Aktien der DHL Group setzen nach den finalen Zahlen am Dienstag ihre mehrwöchige Abwärtstendenz fort. Via XETRA rutschte die DHL-Aktie letztlich um 4,04 Prozent ab auf 35,84 Euro. Er näherte sich damit unmittelbar dem Tief von Mitte August, als eine enttäuschende Gewinnprognose für das dritte Quartal einige Tage lang schwer auf dem Kurs gelastet hatte. Vom Zwischenhoch kurz davor ist der DHL-Kurs mittlerweile um 15 Prozent abgerutscht.

DHL hatte enttäuschende Eckdaten und einen angepassten Ausblick schon in der Vorwoche bekannt gegeben, insofern galt der Neuigkeitsgehalt der Resultate zunächst als gering. Etwas kritisch gesehen wurde das nur "gemischte Bild" der Volumen-Entwicklung im dritten Quartal. Laut dem Experten Johannes Braun vom Analysehaus Stifel verschlechterten sich die Volumina im Express-Geschäft und im deutschen Briefgeschäft. Dem gegenüber stehe eine klar bessere Entwicklung in der Frachtsparte.

Alex Irving von Bernstein Research erwähnte die Volumina im Geschäftskundenbereich, die sich mit Blick auf das Schlussquartal nicht besser entwickelten. "Dies lässt auf eine schrittweise Verschlechterung der Nachfrage im Vergleich zu den Trends im zweiten und dritten Quartal schließen", mahnte Irving.

DOW JONES/FRANKFURT (dpa-AFX)

Bildquelle: Deutsche Post, Erasmus Wolff / Shutterstock.com, AIF

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