Handelskrieg wird real: Asiens Börsen belastet - Trump will neue Zölle auf Agrar-Importe

04.03.2025 08:55:00

US-Präsident Donald Trump stellt Zölle auf alle Agrar-Importe in Aussicht. Derweil wird der Ton zwischen Washington und Peking schärfer.

Als Datum für die neuen Zölle kündigte er auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social den 2. April an. "An die großartigen Landwirte der Vereinigten Staaten: Macht euch bereit, eine Menge landwirtschaftlicher Produkte zu produzieren, die innerhalb der Vereinigten Staaten verkauft werden sollen", schrieb er. "Ab dem 2. April werden Zölle auf externe Produkte erhoben. Viel Spaß!"

Offen war, ob die Zölle für Importe aus allen Ländern weltweit gelten sollen - oder ob es Ausnahmen für bestimmte Handelspartner geben wird.

US-Zölle gegen Mexiko und Kanada wohl in Kraft getreten

Die angekündigten Zölle für Waren aus Mexiko und Kanada sind laut US-Medien um kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in Kraft getreten. Dies berichteten unter anderem "New York Times", "Wall Street Journal" und der Sender CNN. Trump hatte zuvor in Washington gesagt, die Strafmaßnahmen auf Waren aus Kanada und Mexiko in Höhe von 25 Prozent würden von Dienstag an gelten. "Präsident Donald J. Trump fährt mit der Einführung von Zöllen gegen Kanada und Mexiko fort", hieß es in einer vom Weißen Haus veröffentlichten Mitteilung von Montag.

Es droht nun ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft. Der Republikaner ordnete außerdem an, die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Trump nutzt Zölle als Druckmittel

Der "New York Times" zufolge machten die Importe aus Kanada, Mexiko und China zusammen mehr als 40 Prozent aller US-Importe aus. Trump begründet die Zölle gegen Mexiko und Kanada damit, dass die Nachbarländer nicht ausreichend gegen Drogenhandel und illegale Migration an den gemeinsamen Grenzen vorgingen. Peking wirft der Republikaner unter anderem vor, nicht zu verhindern, dass die in China hergestellte Droge Fentanyl in die USA geschmuggelt werde.

Trump nutzt Zolldrohungen regelmäßig als Verhandlungstaktik, um Zugeständnisse in anderen Bereichen zu erzwingen. Der Republikaner hatte in den vergangenen Wochen diverse Zölle angekündigt - einige davon wurden aber direkt wieder ausgesetzt. So verhielt es sich auch mit den Zöllen auf Waren aus Kanada und Mexiko. Anfang Februar ließ sich Trump nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten der angedrohten Strafzölle auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.

Kanada reagiert mit Gegenzöllen

Es bleibt abzuwarten, ob sich Kanada und Mexiko erneut mit Trump einigen können, um die Strafmaßnahmen schnell abzuwenden. Einen Handelskrieg in Nordamerika dürfte jedenfalls auch Deutschland zu spüren bekommen - allen voran die deutsche Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort - und bedienen von dort aus auch den US-Markt. Die Zölle gegen Kanada könnten zum Problem etwa für Volkswagen werden. Denn die Wolfsburger planen in Ontario eine Batteriezellfabrik, die die E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern soll.

Kanadas Premier Justin Trudeau hatte bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanada wollte demnach seinerseits ab einer Minute nach Mitternacht (6.01 Uhr MEZ) Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren einführen, hatte er vorab mitteilen lassen. Dies gelte zunächst nur für Waren mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar, hieß es in der Mitteilung. Nach 21 Tagen werde diese Zahl auf insgesamt 155 Milliarden Dollar erhöht.

Auch das chinesische Handelsministerium teilte mit, dass es auf neue Zölle mit Gegenmaßnahmen reagieren werde. Die US-Regierung hatte Anfang Februar Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alle Waren aus China verhängt - zusätzlich zu Zöllen, welche die USA vorher verhängt hatten. Peking reagierte damals bereits mit Gegenzöllen. Die beiden größten Volkswirtschaften drohen nun auf einen neuen Handelskrieg wie 2018 zuzusteuern.

Zölle lasten auf Asiens Börsen

Damit hat US-Präsident Donald Trump die asiatischen Aktienmärkte am Dienstag auf die tiefsten Stände seit einem Monat geschickt. Zwar erreichen die Abgaben nicht das Niveau der Wall Street vom Vorabend und einige Märkte erholen sich bereits wieder nach dem ersten Schreck, gleichwohl ist die Stimmung an den Märkten angeschlagen.

Auch China kündigt Gegenzölle an

Als Reaktion auf neue US-Zölle hat China Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen angekündigt. Wie das Pekinger Handelsministerium mitteilte, werde China ab dem 10. März zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus den USA erheben. Für andere landwirtschaftliche Produkte, darunter Sojabohnen, Schweinefleisch und Rindfleisch, werde ein Zusatzzoll von 10 Prozent gelten.

Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste unzuverlässiger Entitäten zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen.

Damit scheint der befürchtete Handelskrieg Realität zu werden - und dies vor dem Hintergrund schwächer als erwartet ausgefallener US-Konjunkturdaten am Vorabend. "Keine günstigen Voraussetzungen für Aktien", sagt ein Händler. Vermeintlich sichere Häfen sind daher gefragt, US-Anleihen steigen genauso wie der japanische Yen. Laut IG-Marktstratege Yeap Jun Rong dürfte die sich abzeichnende Unsicherheit über US-Zölle die Marktstimmung in Asien in naher Zukunft dämpfen.

In Japan fiel der Nikkei 225 um 1,2 Prozent auf 37.331,18 Punkte - auch belastet vom Höhenflug des Yen. Verkauft werden exportlastige Titel aus den Sektoren Automobil und Halbleiter - letztere auch belastet vom NVIDIA-Absturz in den USA. Advantest verloren 4,33 Prozent auf 7.776 Yen und SoftBank 4,73 Prozent auf 7.932 Yen bzw. Honda Motor 2,23 Prozent auf 1.381 Yen.

dpa-AFX / Dow Jones Newswires

Bildquelle: Aritra Deb / Shutterstock.com, Dilok Klaisataporn / Shutterstock.com

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