Just Eat-Aktie schießt über 50% hoch: Lieferando-Mutter Just Eat wird von Prosus übernommen
Wie das niederländische Unternehmen mitteilte, hat es sich mit dem Investor Prosus auf eine Übernahme geeinigt. In dem Deal wird der Essens-Lieferdienst, der in Deutschland unter der Marke Lieferando bekannt ist, mit rund 4,1 Milliarden Euro bewertet.
Prosus zahlt 20,30 Euro je Aktie in bar. Das entspricht einem Aufschlag von 63 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Vorstand und Aufsichtsrat von Just Eat haben den Deal einstimmig abgesegnet. Just Eat Takeaway wird seinen Namen und seine wichtigsten Marken beibehalten.
RBC belässt Just Eat Takeaway nach Kaufgebot auf 'Sector Perform'
Die kanadische Bank RBC hat Just Eat Takeaway nach Zahlen sowie einer Übernahmeofferte durch die Internet-Beteiligungsholding Prosus auf "Sector Perform" mit einem Kursziel von 25 Euro belassen. Ein konkurrierendes Gebot für den Essenslieferdienst sei zwar möglich, doch die Führung von Just Eat begrüße die Prosus-Offerte, schrieb Analystin Wassachon Udomsilpa in einem am Montag vorliegenden Kommentar. Diese Offerte beinhalte immerhin eine mehr als 60-prozentige Prämie auf den letzten Schlusskurs von Just Eat. Mit Blick auf die vorab veröffentlichten Jahreszahlen von Just Eat lobte die Expertin die Profitabilitätsentwicklung. Für das mittelfristige Wachstum bleibt sie aber vorsichtig und verweist auf die gesenkten Investitionen sowie das anhaltend schwierige Konsumumfeld.
So reagiert die Just Eat-Aktie
Eine Offerte der Tech-Beteiligungsgesellschaft Prosus für Just Eat Takeaway rüttelt am Montag die Anleger in der Essenslieferbranche auf. Geboten werden 20,30 Euro für den Lieferando-Mutterkonzern, dessen Aktien am Freitag an der Börse in Amsterdam bei 12,43 Euro aus dem Handel gegangen waren. Mit einem Sprung um 54,99 prozent auf 19,27 Euro näherte sich der Kurs nun dem Angebotspreis.
Davon beflügelt wurden auch die Titel des Konkurrenten Delivery Hero, an dem Prosus mit 30 Prozent beteiligt ist. Hier zog der Kurs am Montag um 3,46 Prozent auf 28,44 Euro an in dem Gedanken, der Schritt könnte vorgreifen auf eine vielleicht baldige Zusammenlegung zweier großer Branchenunternehmen.
Seit einiger Zeit wird über eine Konsolidierung in der Branche spekuliert, die nun vielleicht in die Gänge kommen könnte, hieß es in ersten Händlerstimmen. Clément Genelot von Bryan Garnier nahm diesen Gedanken zum Anlass, um mit Deliveroo die Aktien eines weiteren, an der Transaktion unbeteiligten Branchenunternehmens zum Kauf zu empfehlen. Hier zog der Kurs in London auch um fast sieben Prozent an.
Als Großaktionär von Delivery Hero und werdender Besitzer von Just Eat Takeaway könnte die Beteiligungsgesellschaft Prosus bei der Konsolidierung eine führende Rolle einnehmen. Prosus konnte davon am Montag aber nicht profitieren, wie ein Kursrutsch um sieben Prozent an der Börse in Amsterdam zeigte. Die Aktien des Bieters litten damit auch unter Gewinnmitnahmen, denn der Kurs hatte zuletzt das höchste Niveau seit fast vier Jahren erreicht.
Der Bryan-Garnier-Experte Genelot glaubt, dass Prosus Schritt für Schritt vorgeht, also sich zunächst Just Eat Takeaway einverleiben wird und dann frühestens zum Jahresende hin auch dasselbe mit Delivery Hero planen könnte. Bei Deliveroo sieht er ein möglicherweise schon früheres Übernahmeziel, etwa für die Amerikaner von Doordash - eine Kombination, um die es schon seit Anfang 2024 Spekulationen gebe. Das Vorgehen von Prosus könne dabei nun den Zeitdruck erhöhen, glaubt er.
Die Offerte von Prosus bezeichnet Genelot als "bereits sehr großzügig". Vor dem Hintergrund, dass Doordash wohl eher Deliveroo im Visier habe, signalisierte er seine Empfehlung für die Anleger von Just Eat Takeaway, das Angebot anzunehmen und nicht auf einen Bieterwettkampf zu hoffen. Auch Annick Maas von Bernstein Research sprach von einem "attraktiven Preis".
Bereits Mitte Februar hatte JPMorgan-Analyst Marcus Diebel Anzeichen dafür ausgemacht, dass es in der Essenslieferbranche zu einer Konsolidierung kommen könnte. Nach seiner Ansicht sollte Prosus dabei die Rolle des "Königmachers" einnehmen. Wassachon Udomsilpa von RBC will eine Gegenofferte zwar nicht ausschließen, sie sieht Prosus dann aber angesichts des hohen Kursaufschlags in einer guten Ausgangslage.
DOW JONES / (dpa-AFX)
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