DocMorris will nach deutlichem Verlust frisches Kapital aufnehmen - Aktie unter Druck
Steigende Umsätze mit dem elektronischen Arztrezept in Deutschland lassen aber für die Zukunft hoffen. Zudem kündigt das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von rund 200 Millionen Franken an.
Der bereinigte Betriebsverlust (Ebitda) lag bei 48,6 Millionen Franken, wie DocMorris am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr hatte das Minus noch knapp 35 Millionen betragen. Das entsprach ziemlich genau dem vom Unternehmen in Aussicht gestellten Minus von 50 Millionen. Auch die Analysten hatten mit einem Verlust in dieser Größenordnung gerechnet. Der Reinverlust betrug 97,3 Millionen Franken - nach einem Minus von knapp 118 Millionen im Vorjahr. Bereits im Januar hatte die Thurgauer Gruppe den Umsatz bekannt gegeben. Dieser stieg um 4,5 Prozent auf 1,09 Milliarden Franken.
DocMorris begründet den hohen Betriebsverlust mit den erhöhten Investitionen ins Marketing für das E-Rezept in Deutschland. Der Konzern hatte zuletzt immer wieder betont, dass es gerade jetzt wichtig sei, hier in Werbung zu investieren.
Damit soll eine möglichst gute Ausgangsposition für den erwarteten starken Anstieg des Versandhandelsanteils im deutschen Apothekenmarkt geschaffen werden. DocMorris kämpft hier mit dem Konkurrenten Redcare Pharmacy um ein möglichst großes Stück vom Kuchen.
Die Zahl der Neukunden für das E-Rezept habe sich im vergangenen Jahr verdreifacht und im letzten Quartal 2024 sogar verfünffacht, heißt es in der Mitteilung. Dabei stellt DocMorris bei den E-Rezept-Neukunden eine "signifikant bessere" Kundenbindung und Wiederbestellquote fest als bei den Papierrezeptkunden.
Bei rezeptfreien Arzneimitteln erzielte die Versandapotheke 2024 ein positives operatives Ergebnis (Ebitda). Sie begründet dies mit Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft und im Marketing. Zudem leistete die deutsche Telemedizin-Tochter TeleClinic einen positiven Ebitda-Beitrag von gut 3 Millionen Franken bei einer Verdoppelung des Umsatzes auf 11 Millionen.
Für das laufende Jahr 2025 erwartet DocMorris weiteres Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Im Geschäft mit E-Rezepten rechnet der Thurgauer Konzern auf Basis der Entwicklung in den ersten beiden Monaten für das erste Quartal mit einem Umsatzwachstum von rund 50 Prozent.
Einen detaillierteren Ausblick inklusive kurz- und mittelfristiger Erwartungen will das Unternehmen im Rahmen einer geplanten Kapitalerhöhung geben. Man prüfe verschiedene Optionen, um rund 200 Millionen Franken aufzunehmen, in erster Linie durch eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bestehenden Aktionärinnen und Aktionäre.
Damit soll die Bilanz gestärkt werden, um strategische Ziele wie die Gewinnung neuer E-Rezept-Kunden in den nächsten Jahren zu erreichen. Gleichzeitig würde eine allfällige Rückzahlung der Wandelanleihe 2026 über 95 Millionen Franken sichergestellt.
Die Ergebnisse der Evaluation sowie die notwendigen Anträge an die Generalversammlung will DocMorris mit der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Quartal am 10. April kommunizieren.
So reagiert die DocMorris-Aktie
Die Aktien von DocMorris sind am Donnerstag eingebrochen. Zuletzt verloren die Titel an der SIX 29,31 Prozent auf 14,93 Franken. Sie loteten damit neue Tiefs aus. Auch Aktien von Redcare Pharmacy gaben nach.
Die Versandapotheke DocMorris hatte zwar für 2024 wie erwartet einen hohen operativen Verlust ausgewiesen. Doch für 2025 gab es noch keinen konkreten Ausblick und das Unternehmen meldete einen zusätzlichen Kapitalbedarf von rund 200 Millionen Franken an. Eine Kapitalerhöhung ist geplant.
In Analystenkreisen wurde das Minus von 49 Millionen Franken beim bereinigten operastiven Gewinn (Ebitda) erwartet. So rechnet der zuständige UBS-Analyst nur mit geringfügigen Anpassungen der Konsenserwartungen. Eher negativ wertet er die signalisierte Kapitalerhöhung von rund 200 Millionen Franken.
Die Ankündigung könnte aber auch die Sorgen um die Bilanz des Thurgauer Unternehmens lindern, heißt es von Warburg Research. Wie viele seiner Kollegen hebt der Warburg-Experte aber das Fehlen eines konkreten Ausblicks hervor. Dieser soll erst im April folgen.
Zudem streichen verschiedene Analysten heraus, dass der erwartete Zuwachs bei den E-Rezept-Umsätzen im ersten Quartal 2025 mit plus 50 Prozent keine sequenzielle Verbesserung mehr gegenüber dem Schlussquartal 2024 darstellt. Bereits im zweiten Halbjahr 2024 habe sich die E-Rezept-Entwicklung verlangsamt, heißt es dazu bei der US-Bank Jefferies.
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STECKBORN (dpa-AFX)
Bildquelle: Ralf Liebhold / Shutterstock.com, Tobias Zeit 2016 / DocMorris