Alphabet-Aktie rutscht ab: Google-Mutter Alphabet mit Gewinnsprung - Cloudgeschäft enttäuscht

05.02.2025 22:43:00

Für Alphabet-Anleger wurde es am Dienstag nachbörslich spannend. Die Google-Mutter hat ihre Bücher geöffnet.

Der Google-Konzern Alphabet kann mit den sehr hohen Erwartungen vieler Anleger und Analysten nicht ganz Schritt halten. Googles Cloud-Geschäft brachte im Schlussviertel 2024 trotz eines Umsatzanstiegs von 30 Prozent auf fast 12 Milliarden US-Dollar etwas weniger ein als Analysten erwartet hatten. Im Fokus steht auch der wachsende Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) von Wettbewerbern. Gleichzeitig steckt der Konzern weiter viel Geld in den Ausbau eigener KI-Fähigkeiten. Außerdem verfehlte der Konzernumsatz mit einem Plus von zwölf Prozent im Jahresvergleich auf rund 96,5 Milliarden Dollar die Markterwartungen. Der Gewinn stieg unterdessen um gut 28 Prozent auf 26,5 Milliarden Dollar.

Der Kurs der A-Aktien von Alphabet fiel am Mittwoch letztlich um 7,29 Prozent auf 191,33 Dollar, nachdem die Papiere am Vortag im Hauptgeschäft noch ein Rekordhoch von gut 207 Dollar erreicht hatten. Mit dem Kursrückschlag verringerte sich der Börsenwert auf gut 2,3 Billionen Dollar und Alphabet fällt damit etwas weiter hinter Amazon zurück. Die C-Aktien von Alphabet gaben letztlich 6,94 Prozent auf 193,30 US-Dollar ab. Die beiden Konzerne belegen die Plätze vier und fünf in Sachen wertvollster Konzern hinter dem iPhone-Hersteller Apple, dem Software-Riesen Microsoft sowie dem KI-Chipspezialisten NVIDIA.

Analyst Eric Sheridan von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach in einer ersten Reaktion von soliden Quartalszahlen, die von einer starken KI-Nachfrage profitiert hätten. Das untermauere die Notwendigkeit weiterhin hoher Investitionen ins Geschäft.

Im laufenden Jahr will Alphabet rund 75 Milliarden Dollar in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Ein großer Teil davon dürfte in Rechenzentren für Software mit KI ausgegeben werden. Das Volumen liegt laut Analyst Brad Erickson von der kanadischen Bank RBC deutlich über der durchschnittlichen Markterwartung von knapp 59 Milliarden Dollar. Für ihn ist das der wesentliche Grund der Kursschwäche. Womöglich müssten die Markterwartungen für den Barmittelzufluss nun sinken.

Analyst Doug Anmuth von der Bank JPMorgan erklärte sich die Kursschwäche hingegen mit Sorgen über das Wachstum der Google-Suchmaschine. Allerdings lege diese trotz des Konkurrenzdrucks weiter solide zu, so der Experte.

Das Werbegeschäft von Google erwirtschaftet nach wie vor den Großteil der Alphabet-Erlöse. Es wuchs um 10,6 Prozent auf 72,5 Milliarden Dollar. Die Videoplattform Youtube brachte knapp 10,5 Milliarden davon ein - rund 14 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ein Wachstumstreiber waren Google zufolge die Ausgaben für Werbung zur US-Präsidentenwahl im November. Am Wahltag selbst hätten 45 Millionen Nutzer in den USA Videos dazu bei Youtube geschaut.

Die Entwicklung von Googles Werbegeschäft wird sehr genau beobachtet. Eine zentrale Frage ist, ob Versuche von Konkurrenten, mithilfe von KI direkte Antworten statt Links anzuzeigen, eine Spur bei Googles Suchmaschine hinterlassen.

Google versucht in dieser Situation, die eigenen Suchergebnisse mit KI aufzubereiten, ohne das angestammte Geschäftsmodell zu torpedieren. Denn Anzeigen im Umfeld der Websuche spielen eine zentrale Rolle für den Konzern. Google greift vor allem zu KI-Zusammenfassungen von Suchergebnissen, die Fragen von Nutzern beantworten sollen. Mit dieser Funktion werde die Websuche mehr genutzt, sagte Google-Chef Sundar Pichai.

Bei den sogenannten "anderen Wetten" - Zukunftsprojekten wie selbstfahrenden Autos oder Lieferdrohnen - sank der Quartalsumsatz aller Firmen binnen eines Jahres von 657 auf 400 Millionen Dollar. Der operative Verlust des Bereichs wuchs unterdessen auf 1,17 Milliarden Dollar von rund 863 Millionen vor einem Jahr an.

Unabhängig von den Quartalszahlen verabschiedete sich Google von dem Versprechen, keine KI für Waffen zu entwickeln. Der Internet-Riese aktualisierte die Grundsätze für seine KI-Aktivitäten. In der neuen Version ist die 2018 abgegebene Selbstverpflichtung nicht mehr enthalten.

Google und TU München starten Programm für Cybersicherheit

Die Technische Universität München hat mit Unterstützung aus dem kalifornischen Silicon Valley ein neuartiges Ausbildungsprogramm zur Verbesserung der Cybersicherheit in Deutschland gestartet. Über 200 Studierende haben dabei die Möglichkeit, die an der Uni erworbenen Fähigkeiten im Bereich Cybersicherheit in realen Situationen anzuwenden, teilten die TU München und Google.org in der bayerischen Landeshauptstadt mit. Der gemeinnützige Arm des Internetkonzerns fördert das Programm mit bis zu einer Million Dollar.

Förderprogramm von 15 Millionen Dollar

Die Hochschule in München ist die einzige deutsche Universität, die im Rahmen dieses Cybersicherheits-Progamms gefördert wird. Weltweit erhalten mehr als 20 Universitäten Mittel aus dem Fördertopf, der insgesamt 15 Millionen Dollar enthält.

Durch das Programm sollen mehr als 250 Unternehmen und gemeinnützige Organisationen in Deutschland unterstützt werden, die typischerweise als besonders gefährdet für Cyberangriffe gelten. Mit dem Projekt strebe man an, hohe Sicherheitsstandards zu erreichen und die betroffenen Einrichtungen in die Lage zu versetzen, Cyberangriffe abwehren zu können.

Deutsche Unternehmen besonders gefährdet

Nach einer Studie des Digital-Branchenverbandes Bitkom sind Unternehmen und Organisationen aus Deutschland im Cyberraum besonders gefährdet. 2024 waren demnach 81 Prozent aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen. Weitere 10 Prozent vermuten dies.

Der Münchner Google-Manager Wieland Holfelder sagte: "Wir sind mit einem Mangel an Fachleuten für Cybersicherheit konfrontiert, und das zu einer Zeit, in der neue Technologien wie KI sowohl Chancen als auch Bedrohungen für das Feld darstellen." Von dem Programm würden beide Seiten profitieren. "Studierende erlernen praktische Fähigkeiten im Bereich Cybersicherheit und gefährdete Organisationen werden vor Cyberangriffen geschützt."

Google.org wurde 2005 als gemeinnützige Organisation gegründet. Sie unterstützt Non-Profit-Organisationen und soziale Projekte durch Zuschüsse und Sachspenden.



Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX

Bildquelle: JPstock / Shutterstock.com

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