thyssenkrupp nucera rutscht operativ in die Verlustzone - Aktie springt dennoch an
Das Marktumfeld bleibe etwa durch Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft herausfordernd, teilte das zum Industriekonzern thyssenkrupp gehörende Unternehmen am Dienstag in Dortmund mit. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Vorstand im schlimmsten Fall, dass der Konzern operativ mit Minus 30 Millionen Euro noch tiefer in die Verlustzone rutscht als zuletzt. Im besten Fall soll ein kleiner Gewinn von 5 Millionen Euro herauskommen. Analysten haben im Schnitt einen niedrigen Verlust auf ihren Zetteln.
In den 12 Monaten bis Ende September betrug der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) 14 Millionen Euro, nach einem operativen Gewinn von 25 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Nucera steckt derzeit viel Geld in sein Wasserstoffgeschäft, was auf die Ergebnisse drückt. So verdoppelten sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit 36 Millionen Euro fast. Auch die Verwaltungskosten legten kräftig zu.
Die Ergebnisse und auch der Ausblick des Elektrolysespezialisten lägen weitgehend im erwarteten Rahmen, schrieb Analyst Erwan Kerouredan von der kanadischen Bank RBC. Der operative Verlust sei besser als erwartet ausgefallen. Die Aktie legte im frühen Handel um rund fünf Prozent zu.
"Die langfristigen Wachstumsaussichten von thyssenkrupp nucera sind weiterhin intakt", sagte Unternehmenschef Werner Ponikwar laut einer Mitteilung. Für den Umsatz peilt der Konzern im laufenden Geschäftsjahr 850 Millionen bis 950 Millionen Euro an. Davon soll das Segment Grüner Wasserstoff zwischen 450 Millionen und 550 Millionen Euro beisteuern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legten die Konzernerlöse im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 862 Millionen Euro zu. Dazu trug vor allem das Geschäft mit der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) bei - der Umsatz kletterte dort um 60 Prozent auf 524 Millionen Euro.
Auch im laufenden Geschäftsjahr werde das Unternehmen vor allem den Auftragsbestand abarbeiten und die Wachstumsstrategie umsetzen, teilte die thyssenkrupp-Tochter weiter mit. Die Entwicklung von Umsatz und operativen Ergebnis (Ebit) sei dabei überwiegend von der Abwicklung bereits vertraglich vereinbarter Projekte beeinflusst. Ende September betrug der Auftragsbestand 1,1 Milliarden Euro nach 1,4 Milliarden Euro im Vorjahr.
Unter dem Strich wies thyssenkrupp Nucea im vergangenen Geschäftsjahr für das fortgeführte Geschäft dank hoher Zinserträge einen Gewinn von 11 Millionen Euro aus. Im Vorjahr hatte der Überschuss 24 Millionen Euro betragen.
Goldman belässt thyssenkrupp nucera nach Zahlen auf 'Neutral'
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für thyssenkrupp nucera mit einem Kursziel von 10,50 Euro auf "Neutral" belassen. Die operative Marge sei besser als erwartet ausgefallen, auch wenn der Elektrolysespezialist immer noch nicht profitabel sei, schrieb Analyst Michele della Vigna am Dienstag in seinem Kommentar.
RBC belässt thyssenkrupp nucera nach Zahlen auf 'Outperform'
Die kanadische Bank RBC hat die Einstufung für thyssenkrupp nucera mit einem Kursziel von 22 Euro auf "Outperform" belassen. Die Ergebnisse und auch der Ausblick des Elektrolysespezialisten lägen weitgehend im erwarteten Rahmen, schrieb Analyst Erwan Kerouredan am Dienstag in seinem Kommentar. Der operative Verlust sei besser als erwartet ausgefallen.
thyssenkrupp nucera auf Sechswochenhoch nach Zahlen
Die Aktien von thyssenkrupp nucera haben ihre Erholung seit Anfang Dezember am Dienstag beschleunigt fortgesetzt. Der Elektrolysespezialist schlug sich mit seinen Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/24 und dem Ausblick auf die laufende Periode besser als befürchtet.
Die Papiere durchbrachen die Seitwärtsspanne der vergangenen Monate unterhalb von 10 Euro und sprangen auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Monaten. Letztlich gewannen sie über 16 Prozent auf 10,41 Euro und standen damit einsam an der Spitze des SDAX der kleineren deutschen Werte. Für das laufende Jahr ist die Kursbilanz mit minus knapp 44 Prozent aber immer noch verheerend. thyssenkrupp Nucera befinden sich seit dem Börsengang im Juli 2023 praktisch auf Talfahrt und haben seitdem rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.
DORTMUND / NEW YORK / FRANKFURT (dpa-AFX)
Bildquelle: thyssenkrupp nucera