Finanzieller Engpass

Letzte Rettung in der Not oder Abzocke? Worauf man bei einem Pfandkredit achten sollte

10.04.24 22:17 Uhr

Achtung, Abzocker unterwegs! Das muss man vor dem Besuch bei Pfandhäusern wissen | finanzen.net

Pfandleihhäuser bieten schnelle Kredite ohne bürokratische Hürden. Für Menschen in finanziellen Nöten, die von klassischen Banken keinen Kredit bekommen, sind sie häufig die einzige Alternative, um kurzfristig an finanzielle Mittel zu gelangen. Damit der Besuch beim Pfandleiher möglichst einwandfrei abläuft, sollten sich Interessierte im Vorhinein allerdings gründlich informieren.

Pfandkreditgewerbe profitiert von steigender Inflation

Die Deutschen seien auf einen finanziellen Engpass schlecht vorbereitet, so eine aktuelle Studie des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). Demnach hat jeder Siebte in Deutschland zuletzt innerhalb von drei Monaten sein Konto überzogen oder seinen Dispokredit in Anspruch genommen. Auch höhere Gehaltsklassen seien immer stärker betroffen. Rund die Hälfte der Betroffenen erklärte, dass der Grund dafür hohe Kosten seien, zum Beispiel aufgrund der hohen Inflation oder der hohen Energiepreise. Die im Vergleich dazu stagnierenden Löhne reichen für viele Haushalte nicht aus, um die steigenden Kosten zu decken. Doch eine Branche scheint davon zu profitieren: das Pfandkreditgewerbe. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZDP) bringen aktuell immer mehr Menschen in Deutschland Schmuckstücke und andere Wertgegenstände zum Pfandleiher.

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So funktionieren Pfandleihhäuser

Pfandleihäuser bieten Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit, kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken, indem sie persönliche Wertgegenstände gegen Auszahlung eines Pfandkredits hinterlegen. Die Pfandnehmer haben dadurch liquides Geld zur Verfügung, das sie für die Begleichung von Rechnungen oder für dringend notwendige Investitionen einsetzen können. Beliehen werden im Allgemeinen unter anderem Schmuck, Uhren, Kunst, Antiquitäten, Technik und sogar Autos. Die Summe des Pfandkredits ist dabei vom Wert des hinterlegten Pfands abhängig - in der Regel werden maximal 50 Prozent des Zeitwertes des Wertgegenstandes ausbezahlt, heißt es in einem Beitrag des rbb-Verbrauchermagazins SUPER.MARKT. Nach der Begutachtung durch den Pfandleiher bekommen die Kunden einen Pfandschein. Im Kreditvertrag mit dem Pfandhaus wird festgelegt, bis zu welchem Zeitpunkt das Darlehen zurückgezahlt werden muss. In der Regel können Kunden den beliehenen Gegenstand bis zu drei Monate später gegen Rückzahlung des Kredits plus Zinsen und Gebühren wieder auslösen. Der Gegenstand bleibt weiterhin Eigentum des Kunden, wird jedoch vom Pfandleiher verwahrt. Wird der Kredit mit Zinsen und Gebühren nicht abgelöst und der beliehene Gegenstand nicht wieder abgeholt, so ist der Pfandkreditgeber spätestens sechs Monate nach Ablauf der Frist dazu verpflichtet, ihn auf einer Auktion meistbietend zu verkaufen. Sollte der Pfandleiher bei einer etwaigen Verwertung des Pfandes Verluste machen, hat der Kunde aufgrund des Ausschlusses der persönlichen Haftung aber keine persönliche Inanspruchnahme zu befürchten, wie der Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZDP) in einem Beitrag erklärt.

Voraussetzungen und gesetzliche Regelungen zum Betrieb eines Pfandleihhauses

Zum Betrieb eines Pfandleihhauses ist laut Gesetzgeber eine gewerberechtliche Zulassung nach Paragraf 34 Gewerbeordnung erforderlich. Darüber hinaus muss der Betreiber ein amtliches Führungszeugnis und ein Nachweis über die erforderlichen Mittel vorweisen können. Der Kreditnehmer muss dagegen keine Auskünfte über seine finanziellen Verhältnisse geben, ein Personalausweis oder Pass zur Feststellung der persönlichen Daten reiche aus, wie das Deutsche Anwaltsregister (DAWR) in einem Fachartikel erläutert.

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Auch die Höhe der Zinsen, die das Pfandleihhaus verlangen kann, sowie der Fall einer Versteigerung ist streng geregelt. Pfandkreditgebern steht per Gesetz ein Zins von einem Prozent des gewährten Kredites zu. Hinzu kommen die bei der Beleihung des Wertgegenstandes anfallenden Kosten, die über Gebühren gegenüber dem Kunden geltend gemacht werden können - beispielsweise Schätzung, Versicherung und Aufbewahrung des Gegenstandes. Der Pfandleiher ist nämlich nach Paragraf acht der Pfandleiherverordnung (PfandlV) verpflichtet, das Pfand mindestens zum doppelten Betrag des Darlehens gegen Feuer, Leitungswasserschäden, Einbruchdiebstahl oder Raub zu versichern. Diese Gebühren sind bis zu einem Leihbetrag von 300 Euro gesetzlich geregelt - bei Beträgen über 300 Euro sind sie jedoch frei verhandelbar. Nach spätestens sechs Monaten ist der Pfandleiher dazu verpflichtet, das Pfand zu veräußern. Versteigert der Pfandleiher dieses auf einer Auktion mit Gewinn, so ist er laut Bundesverwaltungsgericht verpflichtet, Überschüsse aus der Versteigerung an den Staat abzuführen - sofern der Kunde diesen Betrag nicht innerhalb einer Frist abholt, so der Fachartikel des DAWR.

Betrugsfälle vorbeugen

Wie in jeder Branche gibt es auch im Pfandleihgewerbe unseriöse Anbieter. Besonders bei Onlinepfandhäusern kann man schneller mal an einen unseriösen Anbieter geraten. SUPER.MARKT zufolge wurden beispielsweise Beschwerden über ein Unternehmen laut, dessen Kunden darüber berichteten, dass ihnen im Gespräch versichert wurde, einen Pfandleihkredit einzugehen. Stattdessen unterschrieben sie jedoch einen Verkaufsvertrag - in diesem Fall über ihr Auto.

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Laut SUPER.MARKT seien auch größere Häuser mit vielen Filialen nicht immer seriös. Kleinere Geschäfte bieten teils mehr Erfahrung und seien häufig bereits lange im Geschäft. Um Betrugsfällen vorzubeugen, sollte man sich deshalb in verschiedenen Pfandleihhäusern ein Angebot einholen. Denn auch bei seriösen Anbietern kann es vorkommen, dass diese den Gegenstand aufgrund fehlenden Fachwissens falsch bewerten. Deshalb gilt: Genau hinsehen und persönliches Kostenlimit setzen.

Alternativen vergleichen

Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) rät, Kredite jeglicher Art vor Abschluss genau zu prüfen und Vergleichsangebote einzuholen. Gegenüber SUPER.MARKT erläutert VZB-Sprecherin Lisa Högden, dass sinnvoll sei, neben der Pfandleihe andere kurzfristige Möglichkeiten zu prüfen, wie etwa den Dispo auszunutzen. Kurzfristig könne das sogar günstiger sein, da der effektive Jahreszins für einen Pfandkreditbetrag von 100 Euro bei monatlich einem Prozent Zinsen und 2,50 Euro Gebühr bei 42 Prozent liegt. Hödgen weist zudem darauf hin, dass man sich jederzeit bei der Verbraucherzentrale beraten lassen kann, wenn man Unterstützung, zum Beispiel bei der Bewertung der Kreditbedingungen, braucht. Bei Pfandbüros, die Mitglied im offiziellen Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZDP) sind, gehe man sicher, dass bei Zinssumme oder Gebühren ordentlich und nach Vorschriften abgerechnet werde und die verwahrten Gegenstände auch ordentlich versichert seien, so SUPER.MARKT. Zudem können Bewertungen und Erfahrungsberichte im Internet zur Seriosität, Freundlichkeit oder Umgang mit dem beliehenen Gegenstand bei der Einschätzung helfen.

Redaktion finanzen.net

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