Wirtschaftliche Folgen

Krieg im Nahen Osten: Warum die Fed wegen des Israel-Krieges ihre Strategie ändern könnte

13.10.23 23:08 Uhr

Krieg im Nahen Osten: Warum die Fed wegen des Israel-Krieges ihre Strategie ändern könnte | finanzen.net

Der Krieg in Israel hält die Weltbevölkerung in Atem. Neben politischen Sorgen flammen jedoch auch weltwirtschaftliche Bedenken auf. So könnte der Konflikt im Nahen Osten auch die nächsten Schritte der Fed beeinflussen.

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• Langanhaltender Konflikt im Nahen Osten wird durch Raketenangriff auf Israel befeuert
• Israel-Krieg könnte Folgen für den Ölmarkt haben
• Israel-Hamas-Konflikt könnte sich auf die nächsten Schritte der Fed auswirken

Raketenangriff auf Israel

Am 7. Oktober kam es zu einem Großangriff auf Israel, dessen Ursprünge jedoch weiter in der Vergangenheit liegen. Wie unter anderem die Frankfurter Rundschau berichtet, befindet sich Israel dem Staatsoberhaupt Benjamin Netanjahu zu Folge, nach massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen im Krieg mit der militanten Palästinenserorganisation Hamas. Nach den Ausschreitungen erklärte Netanjahu: "Der Feind wird einen beispiellosen Preis zahlen". Der Konflikt zwischen beiden Parteien ist jedoch nicht neu. Bereits seit mehreren Jahrzehnten gibt es Spannungen zwischen beiden Kriegsparteien. Im Sechstagekrieg von 1967 eroberte Israel unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Die Palästinenser erheben jedoch Anspruch auf diese Gebiete für die Errichtung eines unabhängigen Staates Palästina. Im Jahr 1987, kurz nach Beginn der ersten palästinensischen Aufstände gegen Israel, bekannt als die Intifada, wurde die Hamas gegründet. Diese Gruppierung verfolgt das Ziel, Israel zu zerstören und einen islamischen Staat Palästina zu etablieren. Der Name "Hamas" ist die Abkürzung der arabischen Bezeichnung für "Islamische Widerstandsbewegung," wobei das Wort selbst "Eifer" oder "Kampfgeist" bedeutet.

In ihren Anfangsjahren war die Hamas jedoch nicht militärisch ausgerichtet, sondern agierte als Wohltätigkeitsorganisation. Sie unterstützte beispielsweise Schulen und andere soziale Einrichtungen, was ihr in der bedürftigen Bevölkerung des Gazastreifens breite Unterstützung verschaffte. Mittlerweile wird die Hamas jedoch von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft. Die Essedin-al-Kassam-Brigaden, die bewaffnete Armee der Hamas, haben sich selbst zu dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 bekannt.

Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

Wie die tagesschau berichtet, sorgt der wieder aufgeflammte Konflikt im Nahen Osten für eine wachsende Unsicherheit am Markt. Während die wirtschaftlichen Folgen jedoch noch überschaubar wären, ist es vor allem der hohe Ölpreis, der Marktbeobachtern Sorgen bereitet. "Der Ölmarkt hat reagiert, weil dieser Konflikt natürlich in einer Region stattfindet mit wichtigen Ölförderländern. Das Risiko, das viele Händler derzeit diskutieren, ist die Frage, ob Israel möglicherweise Vergeltung direkt gegen den Iran üben könnte, der ja hinter den Hamas-Attacken vermutet wird", erklärt Moritz Krämer, Ölexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Ein solches Szenario würde den Konflikt auf die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens ausdehnen. Dies könnte dazu führen, dass Seeblockaden den Handel in der Straße von Hormus stören, die eine der Hauptarterien des weltweiten Öltransports darstellt. Darüber hinaus wären auch andere Handelssperren denkbar, die die Wirtschaft in den Nachbarländern Israels schwächen könnten. Dies ist einer der Gründe, warum die Staatsanleihen von Jordanien und Ägypten nach dem Wochenende stark an Wert verloren.

Israel-Krieg könnte Fed-Strategie ändern

Und auch auf die nächsten politischen Schritte der Federal Reserve könnten sich der Israel-Krieg auswirken. Wie Marketwatch berichtet, schätzen Händler von Fed-Fonds-Futures die Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve in diesem Jahr keine zusätzlichen Maßnahmen ergreift, derzeit als höher ein. Laut dem CME FedWatch Tool stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause im November von 72,9 Prozent am Vortag auf 88,5 Prozent und die Wahrscheinlichkeit einer Untätigkeit bis Dezember von 57,6 Prozent auf 74 Prozent. Das würde bedeuten, dass das Hauptzinsziel der Fed auf einem 22-Jahres-Hoch von 5,25 Prozent bis 5,5 Prozent verbleiben würde. Jedoch gebe es auch Vorbehalte, was diese Schätzungen angeht. In der Vergangenheit haben sich Händler, Anleger und sogar die Fed bereits geirrt, vor allem als die Stärke und Dauerhaftigkeit des Preisdrucks im Vorfeld der aktuellen Inflationsära unterschätzt wurden.

Hinzu kommt, dass der Krieg zwischen Israel und der Hamas über höhere Ölpreise zu einem Wiederaufleben der Inflation führen könnte. Makrostratege Henry Allen und Research-Analystin Cassidy Ainsworth-Grace von der Deutschen Bank warnen vor dem Risiko, dass sich eine Stagflation wie in den 1970er Jahren - oder eine unwillkommene Mischung aus Inflation und langsamerem Wachstum - wiederholen könnte. "Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob die reflexartigen Reaktionen, die am Montag auf dem Markt zu beobachten waren, anhalten oder sich beschleunigen werden. Es hängt davon ab, wie schnell und wie weit sich dieser Konflikt ausweitet", erklärte Randal Stephenson, Leiter Investment Banking bei FE International, einem Beratungsunternehmen für Fusionen und Übernahmen mit Hauptsitz in New York. Die Fed war zuletzt in einer Phase, in der sie wahrscheinlich dachte, sie würde das erreichen, was es brauchte, um die Inflation zu senken und eine sanftere Landung zu schaffen. Doch ein unerwarteter Schock wie der am Wochenende im Nahen Osten "läuft Gefahr, die Bemühungen der Zentralbanken, die Inflation unter Kontrolle zu bringen, zu untergraben", erklärt Stephenson weiter. Sollte der Konflikt zwischen Israel und der Hamas eingedämmt bleiben, würde er dem Experten zufolge auf längere Sicht vermutlich keine erheblichen Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. Sollte er sich jedoch auf andere Regionen ausweiten, könnte dies zu einem Anstieg der Ölpreise führen, was inflationär wäre und somit Auswirkungen auf die zukünftigen Maßnahmen der Fed hätte.

Wie sich der Konflikt im Nahen Osten in den nächsten Wochen entwickeln wird und welche Auswirkungen er damit auf den Markt hat, bleibt jedoch abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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