EZB lässt Leitzinsen auf Rekordtief
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen. Zugleich kündigte sie an, dass Präsident Mario Draghi bei seiner um 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz weitere geldpolitische Maßnahmen bekannt geben wird.
Wie die EZB mitteilte, bleiben der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz bei 0,05 Prozent, 0,30 Prozent und minus 0,20 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Banken weiterhin so billig wie nie zuvor bei der Zentralbank refinanzieren können, sie der EZB aber andererseits für die Anlage überschüssiger Gelder 0,20 Prozent Zinsen zahlen müssen.
Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten diese Entscheidung prognostiziert. Die EZB hat ihre Zinsen im September auf das aktuelle Niveau gesenkt und signalisiert, dass der Tiefpunkt damit erreicht ist. Seitdem hat der Euro von 1,31 auf 1,15 US-Dollar abgewertet.
Ein Großteil dieser Abwertung beruhte auf der zunehmenden Erwartung, dass die EZB ein großes Wertpapierankaufprogramm auflegen muss, um ihre Bilanzsumme wie geplant wieder auf die Größe von Anfang 2012 zu auszudehnen. Präsident Draghi wird in seiner um 14.30 Uhr beginnenden Pressekoneferent Details dieses Kaufprogramms verraten.
Nach entsprechenden Äußerungen informierter Personen erwarten Beobachter inzwischen, dass die EZB demnächst monatlich Anleihen für 50 Milliarden Euro ankaufen wird, und zwar für mindestens ein Jahr. Das jedenfalls wollte das EZB-Direktorium dem Rat nach Aussage dieser informierten Personen am Donnerstag vorschlagen. Der Rat hatte die Möglichkeit, diesen Vorschlag noch abzuändern. Der größte Teil der Anleihen dürften Staatsanleihen sein.
Von Interesse ist, ob die Staatsanleihekäufe im Namen der EZB erfolgen werden oder ob die nationalen Zentralbanken ganz oder teilweise auf eigenen Namen und eigenes Risiko kaufen. Letzteres käme einer Renationalisierung der Geldpolitik gleich.
Dow Jones Newswires Von Hans Bentzien
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