US-Dollar im Fokus

Was passiert am Markt, wenn die Fed heute die Zinsen anhebt?

15.03.17 16:01 Uhr

Was passiert am Markt, wenn die Fed heute die Zinsen anhebt? | finanzen.net

Die US-Notenbank wird heute voraussichtlich erstmals in diesem Jahr die Zinszügel anziehen. Was bedeutet das für die Märkte?

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Um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit werden die US-Währungshüter das Ergebnis ihrer jüngsten Sitzung bekanntgeben. Angesichts der guten Entwicklung der US-Wirtschaft gilt dabei eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte bei den Marktteilnehmern als ausgemachte Sache.

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Dies wäre dann die dritte Zinserhöhung nach der Finanzkrise. Zuletzt hatte die Federal Reserve Bank, kurz Fed, den Leitzins im Dezember 2016 - und damit nur wenige Wochen nach der Wahl Donald Trumps ins Weiße Haus - auf das derzeitige Niveau von 0,5 bis 0,75 Prozent angehoben.

Händler achten auf weitere Zinssignale

Da ein Zinsschritt von mindestens 0,25 Prozentpunkten inzwischen in den Aktienkursen eingepreist ist, wird die Reaktion der Anleger voraussichtlich weniger vom eigentlichen Zinsbeschluss, sondern vielmehr von den Erwartungen bezüglich der weiteren Entwicklung abhängen. Überwiegend gehen die Investoren bisher davon aus, dass noch mindestens zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr folgen werden.

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Werden die Zinsen heute tatsächlich angehoben, so stehen die Chancen gut, dass es zu den erwarteten drei Zinsschritten kommt. Mehr Klarheit erhoffen sich die Marktteilnehmer heute von der Pressekonferenz mit Fed-Chefin Janet Yellen. Sie könnte Hinweise liefern, wie schnell die Zinsen künftig steigen werden. Signalisiert sie dabei die nächste Zinserhöhung schon im Sommer, so dürfte dies den US-Dollar stärken. Sollte sich Yellen hingegen vorsichtig äußern, so sind Greenback-Verkäufe zu erwarten.

Donald Trump hat Probleme

Werden die Markterwartungen durch die Fed-Chefin bestätigt, so wird dies den ohnehin schon recht starken US-Dollar tendenziell weiter nach oben treiben. Hintergrund ist die wachsende Zinsschere zu Europa und Japan. Denn dass die EZB oder die Bank of Japan nachziehen werden, ist kaum zu erwarten, stattdessen setzt man dort weiterhin auf eine lockere Geldpolitik.

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Diese Entwicklung wird dem neuen US-Präsidenten gar nicht schmecken, schließlich ist es ist kein Geheimnis, dass Donald Trump einen schwachen US-Dollar bevorzugt, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft zu stärken. Der starke Greenback ist hingegen ein Nachteil für die US-Exportwirtschaft, weil deren Produkte in Übersee hierdurch teurer werden.

Trump möchte jedoch wie im Wahlkampf versprochen die US-Wirtschaft stärken und Jobs schaffen. Seine Idealvorstellung lautet: US-Wirtschaftsstärke ja, US-Währungsstärke nein! Seine Ziele lassen sich jedoch nur schwer unter einen Hut bringen, denn sollte er seine angekündigten Wirtschaftsmaßnahmen umsetzen und die Staatsausgaben erhöhen, so würde dies die Inflation antreiben, was wiederum die US-Fed zu einer strafferen Geldpolitik verleiten dürfte. Dies jedoch würde die US-Währung eher aufwerten. Somit bleibt Trump im Grunde nur noch seine markige Rhetorik als Werkzeug, um den US-Dollar zu schwächen.

Steigende Zinsen in den USA bedeuten, dass es für die Regierung teurer wird, Schulden zu machen. Damit wird es für Trump schwer, seine teuren Wirtschaftsprogramme umzusetzen, schließlich steht das Land schon jetzt kurz vor einer Pleite. Am heutigen Tag endet nämlich eine Vereinbarung, die Barack Obama mit dem Kongress im Jahr 2015 ausgehandelt hatte: Die Aussetzung der Schuldenobergrenze. Wird hierbei keine neue Einigung erzielt, wären die USA im Sommer faktisch pleite.

Sollte Trump seine Ziele in Gefahr sehen, so darf wohl mit weiteren verbalen Angriffen seinerseits gerechnet werden. Die Schuldigen hat er ja bereits ausgemacht: Neben Janet Yellen sind dies die für die Währungspolitik Europas, Chinas und Japans Verantwortlichen.

Was, wenn die Zinserhöhung ausbleibt?

Nachdem in den letzten Wochen mehrere Fed-Vertreter ungewöhnlich deutlich eine Zinserhöhung signalisiert hatten, bleibt der US-Notenbank nun fast gar keine andere Möglichkeit als zu liefern, will sie nicht als unberechenbar erscheinen. Werden die Markterwartungen an die Fed erfüllt, so dürfte es an den Finanzmärkten kaum zu stärkeren Ausschlägen kommen.

Anders sieht es dagegen aus, wenn die Märkte negativ überrascht werden. Ökonom Harm Bandholz von der Großbank UniCredit warnt davor, dass die Anleger dann annehmen könnten, dass es versteckte Risiken gebe. Dies würde einen Ausverkauf an den Finanzmärkten auslösen.


Redaktion finanzen.net

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