Morgan Stanley: EZB verschiebt Zinserhöhung auf Mitte 2020
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Normalisierung ihrer Geldpolitik nach Einschätzung von Morgan Stanley (MS) wegen der sich eintrübenden Wachstumsaussichten auf Mitte 2020 verschieben.
Die Analysten Daniele Antonucci, Jan Kozak und Joao Almeida gehen davon aus, dass die EZB den Einlagensatz im Juni 2020 um 15 Basispunkte anheben und im Juni dieses Jahres ein langfristiges Refinanzierungsgeschäft mit etwas weniger großzügigen Konditionen als bei den fällig werdenden gezielten Langfristtendern (TLTRO) begeben wird. Neue Nettoanleihekäufe schließen die Analysten nicht aus.
Morgan Stanley erwartet, dass die EZB ihre Wachstumsprognosen im März deutlich senken wird. Auch für die Inflation werden etwas niedrigere Prognosen erwartet. Das wird nach Aussage der Analysten den Weg für einen Ersatz für die fällig werdenden sehr langfristigen TLTRO frei machen. MS geht davon aus, dass die Konditionen weniger großzügig als bei den fällig werdenden Geschäften sein werden. So dürfte der Zins des Geschäfts an den Hauptrefinanzierungssatz gebunden werden.
Im Sommer wird die EZB nach Aussage der MS-Analysten auch ihre Forward Guidance bezüglich der Zinsen anpassen. Aus unveränderten Zinsen "über den Sommer" (2019) dürfte dann "über das Frühjahr" (2020) werden, prognostizieren sie.
Selbst eine Wiederaufnahme der quantitativen Lockerung wollen die Experten von Morgan Stanley nicht ausschließen. Antonucci, Kozak, und Almeida weisen darauf hin, dass die EZB nur das Emissionslimit der Staatsanleihen mit erstrangiger Bonität von 33 auf 50 Prozent anheben müsste, um ihre Bilanz um weitere 1.500 Milliarden Euro zu vergrößern. Bei einem Ankauftempo von monatlich 60 bis 80 Milliarden Euro würde das allerdings nicht ewig reichen, geben die Experten zu bedenken.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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