Geldpolitik

Inflation in Europa weiterhin hoch: EZB-Chefin Lagarde sieht weitere Zinserhöhungen voraus - Preisauftrieb "viel zu hoch"

02.03.23 17:14 Uhr

Inflation in Europa weiterhin hoch: EZB-Chefin Lagarde sieht weitere Zinserhöhungen voraus - Preisauftrieb "viel zu hoch" | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Leitzinsen laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde auch über März hinaus weiter anheben.

"Zum jetzigen Zeitpunkt ist es möglich, dass wir diesen Weg weitergehen", sagte Lagarde am Donnerstag während eines Auftritts im spanischen Fernsehen. Über die Größe der denkbaren Zinsschritte könne aktuell aber nichts gesagt werden, ergänzte die Französin.

Nach einigem Zögern und einer anschließenden Serie von deutlichen Zinsanhebungen hat die EZB für ihre Sitzung in zwei Wochen bereits eine Zinsstraffung um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Wie es danach weitergeht, ist bisher offen. An den Finanzmärkten wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass die EZB den geldpolitischen entscheidenden Einlagensatz von aktuell 2,5 Prozent auf etwa 4 Prozent in rund einem Jahr anheben könnte.

Gefragt nach dem Zinsgipfel, also dem von der EZB angepeilten Höchstzins, sagte Lagarde: "Die wirklich ehrliche Antwort ist, dass er durch die Daten bestimmt wird." Die Leitzinsen müssten auf ein solches Niveau steigen, das die wirtschaftliche Dynamik bremse. Sie könnten erst dann wieder gesenkt werden, wenn sichergestellt sei, dass die Inflation wieder das mittelfristige Inflationsziel von zwei Prozent erreiche.

Im Euroraum ist die hohe Teuerung in den vergangenen Monaten zwar tendenziell gesunken, zuletzt aber nur langsam. Im Februar sank die Inflationsrate von 8,6 auf 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag bekanntgab. Analysten hatten im Schnitt mit einer geringeren Rate von 8,3 Prozent gerechnet. Ihr Rekordhoch hatte die Teuerung in der Eurozone im vergangenen Herbst mit 10,6 Prozent markiert.

Frankfurt/Berlin (Reuters) -

EZB-Protokolle - Währungshüter sehen Bedarf für weitere Zinserhöhungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich bei der Bekämpfung der Inflation noch längst nicht am Ziel.

Es seien weitere Zinsschritte nötig, um in einen restriktiven geldpolitischen Bereich zu gelangen, heißt es in den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom Februar. Damit ist ein geldpolitisches Niveau gemeint, das die Wirtschaft bremst, um die Inflation nachhaltig zu drücken. Die Währungshüter betonten demnach auf der Sitzung, der Preisauftrieb sei "viel zu hoch". Daher müsse geldpolitisch Kurs gehalten werden.

Die Währungshüter ließen auf der Sitzung breite Unterstützung für den Vorschlag von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane erkennen, die Zinsen zunächst um einen halben Prozentpunkt anzuheben. Aus dem Kreis der EZB-Ratsmitglieder wurden allerdings Vorbehalte laut, den Märkten konkret eine weitere Straffung für März zu signalisieren. Es wurde argumentiert, dass man in einem von großer Unsicherheit geprägten Umfeld vorsichtig sein müsse, da sich der Inflationsausblick in beiden Richtungen rasch ändern könne. Das Gremium kam jedoch zu dem Schluss, dass ein "starkes Signal" mit Blick auf die geldpolitische Entscheidung auf der März-Sitzung nötig sei. Wie es danach weitergeht, soll mit "offenem Blick" und abhängig von der Datenlage entschieden werden.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für die Sitzung am 16. März eine weitere Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte in Aussicht gestellt, um die Inflation in Schach zu halten. Die Teuerungsrate liegt mit zuletzt 8,5 Prozent noch sehr weit vom Ziel der EZB von 2,0 Prozent entfernt und hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. Bundesbankchef Joachim Nagel schloss jüngst weitere deutliche Zinsschritte nach oben auch für die Zeit nach der März-Sitzung nicht aus.

Die EZB vollzog im Kampf gegen die hohe Inflation im Juli 2022 die Zinswende und hat seitdem die Schlüsselsätze bereits fünf Mal um insgesamt 3,0 Prozentpunkte angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz liegt inzwischen bei 2,50 Prozent.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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