US-Leitzins: Der Markt glaubt nicht an vier Zinserhöhungen 2018
Erst in der vergangenen Woche hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins "Fed Funds Rate" erhöht. Auch gaben die Währungshüter bekannt, die Geldpolitik schneller straffen zu wollen, als bisher angenommen. Anleger ließen sich davon jedoch scheinbar nicht überzeugen.
Am vergangenen Mittwoch erhöhte die US-amerikanische Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte. Am Markt war dieser Schritt erwartet worden. Was Anleger jedoch nicht erwartet hatten, war die Nachricht, dass die Fed im laufenden Jahr noch zwei weitere Anhebungen plant. Trotzdem blieb es an den Börsen vergleichsweise ruhig.
Investoren glauben den Aussagen der Fed nicht
Wie nun aus einem CNBC-Bericht hervorgeht, scheinen Anleger nicht zu glauben, dass die Notenbank ihrem angekündigten Zinspfad folgen wird. Am Freitagnachmittag gaben Händler einer Zinserhöhung im Dezember lediglich eine 55-prozentige Chance, vor dem Leitzinsentscheid der Fed sahen Anleger eine 45-prozentige Chance. Obwohl die Währungshüter sich mehr als deutlich für insgesamt vier Zinsschritte im laufenden Jahr ausgesprochen haben, ist die Chance genau darauf laut Markt lediglich um 10 Prozent gestiegen.
Außerdem verursacht eine aggressivere Gangart der Notenbank im Normalfall deutliche Schwankungen auf dem Fed-Funds-Future-Markt, doch hier bewegten sich die Kurse am vergangenen Mittwoch in einer engen Spanne. Noch ein Indiz dafür, dass Anleger der Fed keinen Glauben schenken.
Misstrauen des Marktes ist nicht grundlos?
Gegenüber CNBC zeigt sich Amerika-Chef-Ökonom von Naxis, Joe LaVorgna, sehr beunruhigt über den Weg, den die Zentralbank nun eingeschlagen hat. "Ich dachte, die Fed wird und sollte lediglich zweimal [den Leitzins] anheben. Basierend auf den jüngsten Zahlen, scheint es schwierig gegen die dritte Erhöhung zu argumentieren", so der Analyst. "Sollte die Fed [den Zins] viermal erhöhen, wird sich die Kurve im Dezember umkehren", gibt LaVorgna zu bedenken.
Außerdem wenden Marktakteure ein, dass die Federal Reserve im Hinblick auf andere Notenbanken keinen unbegrenzten Spielraum haben wird. Auch werden Befürchtungen laut, dass die Umsetzung der geplanten - restriktiven - Geldpolitik zu einer Umkehrung der Renditekurve für Staatsanleihen führen könnte und damit ein erstes Anzeichen für eine Rezession sein könnte. Auch Schwellenmärkte bereiten Experten Sorge, so erwartet beispielsweise Paul Krugman den Crash der Emerging Markets, was den Plänen der Fed einen Strich durch die Rechnung machen könnte.
Kritiker vs. Fürsprecher
Doch nicht alle Experten gehen davon aus, dass die Fed überstürzt handle. TS Lombard-Chefökonom Steve Blitz verteidigt den Kurs der Notenbank gegenüber CNBC: "Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass es allen Grund zur Annahme gibt, dass die Wirtschaft den von der Fed eingeschlagenen Kurs mehr als rechtfertigen wird", so der Experte in einer Kundenmitteilung. "Der Weg zu höheren Zinsen ist vorhanden. Die Marktwette gegen dieses Geschehen ist das, was unrichtig erscheint."
In der Tat boomt die US-Wirtschaft zur Zeit. Nicht nur, dass der Arbeitsmarkt auf dem besten Wege zur Vollbeschäftigung ist. Die Notenbank erwartet außerdem für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent. "Die Wirtschaft läuft sehr gut", bestätigte Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach dem Leitzinsentscheid.
Der Wirtschaftsaufschwung in den USA ist insbesondere der Politik des US-Präsidenten Donald Trump geschuldet. Obwohl sich die Konjunktur bereits in einer Aufwärtstendenz befand, befeuerte Trump die Wirtschaft weiter, unter anderem mit Steuersenkungen und -vorteilen. Der Weg der Fed, nun die Geldpolitik zu straffen, soll die Gefahr einer Überhitzung der US-Wirtschaft minimieren. Wie stark und wie oft die Fed die Zinsen in diesem Jahr tatsächlich noch anheben wird, bleibt abzuwarten. Schließlich fließt nicht nur die eigene Wirtschaft in die Entscheidung der US-Notenbank ein, sondern auch internationale Belange.
Redaktion finanzen.net
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