EZB belässt Leitzins unverändert - trotz Preissturz bei Öl
Der Absturz des Ölpreises drückt die Inflation und lässt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ein Stück weit ins Leere laufen. Dennoch hat die EZB den Leitzins (noch) unverändert gelassen.
Der Zins, zu dem sich die Banken für eine Woche Zentralbankgeld leihen können, bleibt weiter - wie im Vorfeld erwartet - auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Das gaben die Notenbanker um Chef Mario Draghi am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt bekannt. Der derzeit besonders bedeutsame Einlagensatz bleibt ebenfalls gleich bei 0,3 Prozent, so die EZB. Zum Einlagensatz können Banken bei der EZB Geld parken. Der Zinssatz zur Spitzenrefinanzierung liegt unverändert bei 0,3 Prozent.
Was nun, Herr Draghi?
Der Druck auf EZB-Präsident Draghi dürfte nun zunehmen, eine Lösung ist schwierig. Öffnet er die Geldschleusen weiter und spielt er damit möglicherweise seinen allerletzten Trumpf aus? Oder nimmt er in Kauf, dass die Inflation zusammen mit dem Ölpreis weiter fällt und die Eurozone eventuell in die Deflation rutscht? Eine Entscheidung scheint - so oder so - immer nur eine Notlösung. Einige Finanzexperten kritisieren längst Draghis lockere Geldpolitik. Sie halten die Sorge vor einer schwachen Teuerung grundsätzlich für übertrieben. Die geringe Inflation sei vor allem auf die extrem niedrigen Energiepreise zurückzuführen. Diese nutzten der Wirtschaft im Euroraum und schadeten ihr nicht. Darüber hinaus haben viele Ökonomen Zweifel, ob die Geldpolitik der EZB überhaupt noch Einfluss auf die Teuerungsrate hat.Das könnten die kommenden Maßnahmen der EZB sein
Holger Sandte, Chef-Europa-Analyst bei Nordea Markets in Kopenhagen, ist sich sicher: "Wenn der Ölpreis auf seinem derzeitigen Niveau bleibt, wird die EZB wohl nicht dasitzen, abwarten und auf das beste hoffen." Eine weitere Lockerung der Geldpolitik im März sei daher möglich, die EZB könnte dann auf die niedrigen Inflationsraten reagieren. Sollte das Schrauben am Einlagenzins nicht ausreichen, könnte die EZB ihr Anleihekaufprogramm weiter ausbauen. Denkbar wäre, dass die Notenbank das monatliche Volumen von 60 Milliarden Euro erhöht. Ein solcher Schritt hat derzeit allerdings einige Gegner im Rat. So sagte Ratsmitglied Ewald Nowotny, der Chef der Österreichischen Nationalbank: "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass auch die Geldpolitik Grenzen hat." Dass der Leitzins gar auf 0,00 Prozent gesenkt wird, kommt angesichts der verschiedenen Positionen unter den EZB-Mitgliedern derzeit wohl nicht infrage.Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Michael Gottschalk/Photothek via Getty Images