Kaufen oder verkaufen?
Sie hat es getan! Die US-Notenbank hat den Leitzins zur Mitte der vergangenen Woche um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Während im Vorfeld zunächst nur von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte ausgegangen wurde, hatte der Anteil der optimistischen Anleger in den Tagen vor der Zinsentscheidung deutlich zugenommen.
Entsprechend hielt sich die Überraschung dann auch in Grenzen. Viel interessanter waren (wie eigentlich immer) die begleitenden Worte des FED-Chefs im Anschluss an die Verkündigung des Sitzungsergebnisses. Vorsorglich wies Jerome Powell zwar darauf hin, dass man die Zinsen nicht in diesem Tempo weiter senken und man Entscheidungen auch künftig faktenbasiert treffen werde. Die Marktteilnehmer rechnen aber dennoch mit einer ganzen Serie an Zinssenkungen, die sich sowohl über die verbleibenden Monate in diesem als auch über das kommende Jahr erstrecken sollten. Für den Aktienmarkt eigentlich ein Umfeld, welches weitere Kursanstiege hervorbringen sollte.
Die Spannung steigt weiter
In diesem Jahr gibt es allerdings noch einen wichtigen Termin, welcher einen ganz besonderen Einfluss auf die Kursbewegungen haben dürfte. Am Dienstag, den 5. November findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt. Bei den letzten beiden Wahlen, als es mit Donald Trump ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab, hielten sich die Anleger einige Wochen vor der Wahl bereits merklich zurück. Schließlich werden die Weichen bei einigen Branchen auch mit dem Sieg der jeweiligen Partei neu gestellt. Im aktuellen Wahlkampf bleibt es wieder einmal bis zum Schluss spannend. Damit sollte es nicht überraschen, wenn die Dynamik im Oktober trotz des Beginns eines Abschnitts fallender Zinsen weiter rückläufig wird.
Jahresendrally?
Aus saisonaler Sicht ist das letzte Quartal am Aktienmarkt das beste im Jahresvergleich. Die voraussichtliche Zurückhaltung im Oktober könnte sich nach dem Wahltermin in den USA in einer trendstarken Bewegung entladen. Da langfristige Indikatoren aber vorsichtig stimmen, ist im kommenden Jahr der Übergang in einen Bärenmarkt möglich. Wie man das am besten erkennt? Ein altes Börsensprichwort heißt, die Hausse stirbt in der Euphorie. Wenn die Kursziele also weiter in den Himmel steigen und der Optimismus der Anleger spürbar wird, ist es an der Zeit, die Party zu verlassen!
Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate.de
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.