Immer noch völlig egal?

Donald Trump war es "völlig egal", dass die Automobilpreise nach den von ihm verhängten Zöllen nach oben klettern. Auf die Sinnhaftigkeit eines "ist-mir-egal"-Arguments haben wir bereits vor einer Woche aufmerksam gemacht.
Mitte letzter Woche führte Trump dann den "Tag der Befreiung" ein und erhob nach einer mehr als abenteuerlichen Berechnung weitere und deutliche Importzölle gegenüber einer Vielzahl von anderen Ländern. "Befreit" wurden dabei vor allem die Aktienmärkte, die im Anschluss zu einem Crash übergegangen sind. Ähnliche Bewegungen gab es in der jüngeren Vergangenheit nach dem Einbruch infolge der Corona-Pandemie sowie nach dem 11. September. Der Platz in den Geschichtsbüchern dürfte Trump daher sicher sein, wenn er in einem Atemzug mit diesen beiden Ereignissen genannt wird!
Mit "Deal" zum Rebound?
Nach einem weiteren, heftigen Einbruch zum Wochenstart hat die EU den USA einen Vorschlag für ein Freihandelsabkommen unterbreitet. Mit der Bereitschaft zu Verhandlungen signalisiert die EU unter ihrer Kommissionschefin Ursula von der Leyen, dass man sich von Trump nicht zu beleidigten Gegenmaßnahmen verleiten lässt. Vielmehr steht der Dialog im Mittelpunkt, so dass aus der aktuell schwierigen Situation letztendlich doch noch eine sinnvolle Einigung erzielt werden kann. Dennoch ist viel Porzellan mit der Vorgehensweise des US-Präsidenten zerbrochen. Gleichzeitig hat dies aber auch dazu geführt, dass man sich auch in Europa möglicher wirtschaftlicher Daumenschrauben besinnt, die zur Verfügung stehen. Schließlich ist die Europäische Union mit rund 450 Mio. Einwohnern auch für viele US-Unternehmen ein sehr attraktiver Markt. Bereits Jean-Claude Junker hatte Trump während seiner ersten Amtszeit darauf aufmerksam gemacht, dass die USA viele elektronische Dienstleistungen nach Europa liefern, die bislang keiner Zollschranke unterliegen. Zwar würde mit Zöllen auf Dienste von Meta, Google und Amazon auch der europäische Konsument getroffen. Den US-Unternehmen dürfte aber sehr stark daran gelegen sein, diesen Weg klar zu umgehen. Je lauter die Überlegungen hierzulande diesbezüglich werden, desto größer dürfte auch der Druck auf Donald Trump wachsen, von seinem wirtschaftsfeindlichen Kurs abzuweichen!
Was macht der Aktienmarkt?
Zunächst dürfte die hohe Schwankungsbreite weiter anhalten, die ein sinnvolles Trading über den Tag hinaus sehr schwierig macht. Insgesamt bleibt es davon abhängig, wie sich die EU und die USA einigen werden. Die begonnene Talfahrt am Aktienmarkt könnte den Sommer über aber weiter anhalten, auch, wenn die Schwankungsbreite etwas zurückgehen sollte. Dann aber wird das Schuldenpaket hierzulande allmählich interessant, welches den nächsten Aufschwung antreiben dürfte!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.