Euro am Sonntag-Titel

In heißen Märkten cool bleiben: Wie Absicherung geht

02.08.16 21:00 Uhr

In heißen Märkten cool bleiben: Wie Absicherung geht | finanzen.net

Wer trotz der unruhigen Märkte entspannt den Urlaub genießen will, kann sein Depot gegen Kursverluste absichern. Mit welchen Produkten das am besten klappt.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

An der Börse ist alles möglich - auch das Gegenteil. Diese Erkenntnis des Börsengurus André Kostolany bringt die aktuelle Lage an den Aktienmärkten auf den Punkt. Hoch, runter, hoch, runter und so weiter. Wer sich die DAX-Kurve der vergangenen Monate anschaut, versteht, warum Experten in solchen Phasen von der Schaukelbörse sprechen.



Einerseits drückten etwa die Ungewissheit über die Entwicklung Chinas sowie die Brexit-Debatte die Stimmung der Anleger. Andererseits sorgten das billige Geld der Notenbanken sowie Aktienrückkäufe im großen Stil - vor allem in den USA - für steigende Kurse.

Und es deutet nichts darauf hin, dass sich an den volatilen Märkten so schnell etwas ändern wird. Da Zinsinvestments aufgrund der Minizinsen keine wirklichen Alternativen bieten, kommen Anleger nicht darum herum, auf Aktien zu setzen. Sich zugleich den Launen der Märkte schutzlos auszuliefern, wäre jedoch keine gute Idee.


Stattdessen können Anleger strategisch vorgehen und ihr Depot mit Derivaten vor künftigen Kursturbulenzen bewahren. Besonders für die Sommerurlauber, die zur schönsten Zeit des Jahres wenig Lust haben, ständig die Börsenkurse und die Depots zu checken, bedeutet das: auch in heißen Börsenphasen cool bleiben.

Wer in fallenden Märkten mit seinen Investments nicht gleich in die Verlustzone geraten möchte, für den bieten sich zum Beispiel Reverse-Bonuszertifikate an. Sie stellen das Prinzip von herkömmlichen Bonuspapieren auf den Kopf: Die Barriere, die die Bonuszahlung zum Laufzeitende des Produkts sichert, liegt bei ihnen oberhalb des aktuellen Basiswertkurses - und nicht unterhalb wie bei klassischen Bonuspapieren. Als Basiswert dient zum Beispiel eine Aktie oder ein Index.

Marktmeinung berücksichtigen

Wird die Barriere während der Laufzeit nicht berührt, können Anleger ordentliche Renditen einfahren. Falls die Kursmarke hingegen verletzt wird, drohen hohe Verluste.


Für die Reverse-Papiere heißt das: Der Basiswert, beispielsweise der DAX, darf sich nicht zu stark nach oben bewegen, damit die Strategie aufgeht. Anleger setzen mit Reverse-Bonuszertifikaten also darauf, dass sich der Basiswert seitwärts oder abwärts entwickelt. Die Höhe der Barriere sollte in jedem Fall zur Marktmeinung des Anlegers passen. Je geringer der Sicherheitspuffer, desto riskanter das Investment.

Und was passiert bei den Reverse-Papieren, wenn die Barriere reißt? Dann nehmen Anleger am Laufzeitende spiegelverkehrt an der prozentualen Kurs­entwicklung des Basiswerts teil - bezogen auf den Startwert des Basiswerts des Papiers. Liegt dann zum Beispiel bei einem Papier auf den DAX der Index mit 20 Prozent im Plus, verliert das Zertifikat 20 Prozent an Wert.

Investoren können aber auch ihr Depot mit Put-Optionsscheinen gegen fallende Kurse absichern. Der Wert dieser Hebelprodukte steigt überproportional, wenn der Kurs des Basiswerts sinkt.

So ist die Depotabsicherung auf den Fälligkeitszeitpunkt der Put-Scheine möglich. Diese Strategie bezeichnet man als statische Absicherung. Die Put-Papiere müssen sich zudem immer auf denselben Basiswert beziehen, aus dem auch das Depot besteht.

DAX-Depot mit Puts absichern

Angenommen, ein Anleger möchte sein DAX-Depot bis zum Jahresende absichern. Dazu kauft er entsprechende Put-Optionsscheine mit einer Laufzeit bis Dezember 2016 und einem Basis­preis in Höhe des aktuellen DAX-Stands. Fällt der DAX am Laufzeitende unter den Basispreis, gewinnt die Put-Position den Betrag, den das DAX-Depot verliert.

Steigt hingegen der DAX und gewinnt das Depot an Wert, verfallen die Put-Scheine wertlos. Die Absicherung mit Put-Optionsscheinen ist quasi eine Versicherung, für die der Investor eine Prämie - nämlich den Kaufpreis des Put-Scheins - zahlt. Bei fallenden Kursen des Basiswerts greift die Versicherung. Bei steigenden Kursen nimmt der Anleger diese nicht in Anspruch.

Wie viele Put-Optionsscheine werden zur Absicherung benötigt? Angenommen, ein Anleger will einen DAX-Indexfonds (ETF) im Wert von 20.000 Euro gegen fallende Kurse absichern und der DAX notiert aktuell bei 10.000 Punkten.Die Rechnung lautet: Depotwert, geteilt durch Stand des Basiswerts, mal Bezugsverhältnis des Put-Scheins. Bei einem Bezugsverhältnis von 0,01 (mit 100 Puts handelt man den ganzen DAX) heißt das: 20.000 : (10.000 x 0,01) = 200 Put-Scheine. Für ein 20.000-Euro-DAX- Depot braucht der Anleger also 200 Put-Scheine auf den DAX.

Höhe der Versicherungsprämie

Ein Beispiel ist ein Put-Optionsschein der Deutschen Bank (siehe Investor- Info), der ein Bezugsverhältnis von 0,01 hat und bis Mitte Dezember 2016 läuft. Der Basispreis beträgt 10.000 Punkte. Bei einem aktuellen Kaufpreis von 4,93 Euro pro Schein würde diese Depotabsicherung somit 986 Euro kosten.

Angenommen, der DAX fällt bis Mitte Dezember auf 9.000 Zähler, dann wäre die Put-Position 2.000 Euro wert. Die Rechnung: (10.000 - 9.000) x 0,01 (Bezugsverhältnis) x 200 (Put-Scheine). ­Damit würde der Wertverlust des DAX-Depots wieder ausgeglichen.

Bei der statischen Absicherung sind Anleger ab dem gewählten Basispreis abgesichert. Um die Versicherungs­prämie zu senken, können Investoren ­einen tieferen Put-Basispreis wählen. Damit sind sie dann allerdings erst bei tieferen Kursen, die unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegen, vor einem Kursrückgang des Basiswerts geschützt. Bis zum Basispreis gehen Anleger wie bei einer Versicherung eine Selbstbeteiligung im Schadensfall bei fallenden Kursen ein.

Rechtzeitig vorsorgen

Die Versicherungsprämie ist bei Op­tionsscheinen besonders in schwankungsarmen Märkten günstig. Es gilt die Faustregel: Je geringer die Nervosität an den Märkten, desto günstiger sind die Papiere. Daher versichert man sich am besten, bevor es an der Börse so richtig bergab geht. Wie bei einer normalen Versicherung steigen bei Put-Scheinen die Preise deutlich an, wenn sich die Wahrscheinlichkeit für einen Crash ­erhöht.

Wer also rechtzeitig vorsorgt, kann mit Reverse-Bonuszertifikaten und Put-Optionsscheinen den heißen und turbulenten Börsenphasen entspannt entgegensehen.

Investor-Info

DAX Reverse-Bonus
Index darf nicht stark steigen

Mit einem Reverse-Bonuszertifikat der Commerzbank setzen Anleger darauf, dass der DAX in diesem Jahr zu keinem Zeitpunkt über die Marke von 11.400 Punkten steigen wird. Geht die Rechnung auf, ergibt sich ein Bonus­ertrag von rund sieben Prozent des Kapitaleinsatzes. Wird die Barriere gerissen, müssen Anleger angefallene Kursgewinne des Basiswerts als Verluste hinnehmen.

Euro Stoxx 50 Reverse-Bonus
Für Euro-Skeptiker

Für Anleger, die dem europäischen Aktienmarkt derzeit lediglich ein begrenztes Aufwärtspotenzial zutrauen, könnte sich ein Blick auf ein Reverse-Bonuspapier von Goldman Sachs auf den Euro Stoxx 50 lohnen. Wenn der europäische Leitindex bis Mitte Dezember 2016 die Barriere, die bei 3.500 Punkten liegt, nicht erreicht, winkt ein Bonusertrag von rund vier Prozent. Sollte der Euro Stoxx 50 diese Barriere bis dahin allerdings doch reißen, müssen Anleger mit größeren Verlusten rechnen.

DAX Put-Optionsschein
Gegen Verluste absichern

Mit einem Put-Optionsschein der Deutschen Bank können Anleger ihr DAX-Depot gegen Verluste absichern. Der Basispreis beträgt 10.000 Punkte, das Bezugsverhältnis lautet 0,01. Sollte zum Beispiel der DAX am Laufzeit­ende im Dezember 2016 bei 9.000 Punkten liegen, so ist der Put-Schein zehn Euro wert. Die Rechnung: (10.000 - 9.000) x 0,01 = 10 Eu­ro. Der Hebel beträgt 20. Verliert der DAX an Wert, steigt der Kurs des Put-Scheins entsprechend überproportional. Falls der DAX am Laufzeitende auf oder über der 10.000er-Marke liegt, verfällt das Papier wertlos.

Bildquellen: Lichtmeister / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag

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