Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird
Wenn man in diesen Sommerwochen den Analysten und Experten der großen Banken zuhört, dann gibt es offenbar eine zumindest gefühlte Mehrheit derjenigen, die davon ausgeht, dass der "kaufbare Boden" des Bärenmarkts noch immer nicht erreicht ist. Mit anderen Worten: Es wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird.
Eine gute Gelegenheit also, um einmal mehr den Blickwinkel auf die Märkte und leicht zu verändern. In den zurückliegenden Jahren sind Themen wie Dekarbonisierung, Klima- und Umweltschutz oder die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien immer mehr in den Fokus gerückt. Damit die Transformation gelingt und die ambitionierten internationalen Klimaziele erreicht werden, sind enorme Investitionsanstrengungen durch Regierungen und durch den Privatsektor nötig. Entsprechend spannend ist zu sehen, inwieweit letztlich eben auch Kleinanlegerinnen und -anleger diesem Ziel in ihrem Anlageverhalten nachkommen. Und hier wird schnell deutlich, dass es einen Unterschied zwischen grundsätzlicher Einstellung und tatsächlichem Verhalten gibt.
Ökonomen beschreiben das als klassische Behaviour Gap.
An guten Vorsätzen mangelt es den Deutschen bekanntlich nicht: Viele Bundesbürgerinnen und -bürger geben an, nachhaltiger leben und auch investieren zu wollen. Doch nur wenige setzen ihre guten Vorsätze auch in die Tat um.
Etwa ein Drittel der Anlegerinnen und Anleger in Deutschland schätzen den Anteil an nachhaltigen Finanzprodukten in ihrem Depot auf einen Anteil zwischen 40 und 100 Prozent. Bei weiteren gut 22 Prozent machen sie zwischen 20 und 39 Prozent aus. Wertpapiere mit Nachhaltigkeitsanspruch finden sich damit bereits heute in zahlreichen Depots. Das ist die Kernaussage der monatlichen Trendbefragung des Deutschen Derivate (DDV) Verbands im Juli 2022. Gefragt wurde dabei nach Wertpapieren, die Nachhaltigkeitsziele verfolgen bzw. Nachhaltigkeitsmerkmale aufweisen. An der Onlineumfrage, die auf mehreren reichweitenstarken Finanzportalen durchgeführt wurde, antworteten 1.334 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei denen es sich in der Regel um gut informierte Selbstentscheider handelt. Sie verwalten ihre Portfolios eigenständig und setzen sich intensiv mit dem Marktgeschehen, den Kapitalmarktprodukten und ihren Funktionsweisen auseinander.
Zwar ist es erfreulich, dass Wertpapiere mit Nachhaltigkeitszielen und -merkmalen schon heute von vielen Anlegerinnen und Anlegern erworben werden. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Die Wende hin zu mehr Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern elementarer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Wandels.
Der Deutsche Derivate Verband (DDV) ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten strukturierter Wertpapiere in Deutschland.
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