Christian Scheid

Unilever: Geplatzte Übernahme rüttelt den Konzern wach

09.03.17 10:35 Uhr

Unilever: Geplatzte Übernahme rüttelt den Konzern wach | finanzen.net

In der Konsumgüterbranche sorgten in den vergangenen Jahren etliche milliardenschwere M&A-Deals für Furore.

Vor wenigen Wochen schien sich eine der größten Übernahmen aller Zeiten anzubahnen: Der US-Lebensmittelhersteller Kraft Heinz signalisierte Interesse an Unilever. Die Amerikaner bestätigten, dem britisch-niederländischen Hersteller von Dove-Seife, Axe-Duschgel und Lipton-Tee eine Fusion angeboten zu haben.
Die Pläne der Amerikaner kamen nicht von ungefähr: Kraft Heinz wird von der brasilianischen Private-Equity-Gesellschaft 3G Capital kontrolliert, die mit Kraft Foods und Heinz 2015 zwei US-Traditionsmarken zusammengeführt hatte. Bei der Fusion hatte auch der Starinvestor und Multimilliardär Warren Buffett mit seiner Firma Berkshire Hathaway die Finger im Spiel. Zuletzt war verstärkt über weitere gemeinsame Deals spekuliert worden. Ein Zusammenschluss hätte riesige Ausmaße. Unilever hatte kurz vor Bekanntwerden der Übernahmepläne einen Börsenwert von umgerechnet rund 130 Mrd. Euro, Kraft Heinz brachte es auf rund 100 Mrd. Euro.

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Deal ist geplatzt

Jedoch lehnte Unilever ab. Das von Kraft Heinz ins Spiel gebrachte Gebot von 49,61 Dollar - ein Aufschlag von 18 Prozent auf den letzten Schlusskurs der Unilever-Aktie - mit einer Gesamtbewertung von rund 143 Mrd. Dollar werde dem Wert der Gesellschaft nicht gerecht. Unilever sehe "keine Basis" für weitere Gesprächen. Prompt hat Kraft Heinz die Offerte zurückgezogen - der Deal ist geplatzt.
Doch es ist weiterhin für Musik gesorgt. Denn aufgeschreckt durch das überraschende Übernahmeangebot setzt sich Unilever ambitioniertere Ziele. Das Wachstum der operativen Marge im Kerngeschäft dürfte 2017 am oberen Ende der bisher angepeilten Spanne liegen, teilte das Unternehmen mit. Bisher galt eine Steigerung zwischen 0,4 und 0,8 Prozentpunkten als Richtwert. Zudem prüft die Gesellschaft "strategische Optionen".
Dabei geht es darum, einen Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. Dies sollen unter anderem Kostensenkungen, möglicherweise Beteiligungsverkäufe aber auch Übernahmen sein. Hintergrund: Die schwachen Margen aufgrund von Problemen in den Schwellenländern sind den Aktionären schon lange ein Dorn im Auge. Die Ereignisse der vergangenen Woche hätten unterstrichen, dass das Unternehmen hier schneller vorankommen müsse, hieß es.

Spannung Anfang April

Ergebnisse sollen bis Anfang April präsentiert werden. Mutige Anleger, die sich von dem Event positive Kursimpulse erwarten, sollten sich rechtzeitig in Stellung bringen. Dazu ist ein Turbo von Vontobel geeignet. Auch für längerfristige Spekulationen ist Unilever nicht uninteressant. Denn ein erneuter Übernahmeversuch von Kraft Heinz ist durchaus denkbar. Einen neuen Vorstoß können die Amerikaner nach britischem Übernahmerecht nach Ablauf einer Frist von einem halben Jahr wagen.

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Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal


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