Christian Scheid

Teilen macht Anleger glücklich

10.09.20 10:17 Uhr

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Die alten Hasen unter den Anlegern werden sich in diesen Tagen an die späten Neunziger- und frühen Nullerjahre erinnert fühlen. Damals gab es vor allem im Tech-Sektor eine regelrechte "Split-Manie" - mit sichtbaren Auswirkungen auf die Aktienkurse.

Weil viele Anleger um den Attraktivitätsfaktor einer gesplitteten Aktie wussten, kauften sie die Papiere direkt nach der Ankündigung eines Aktiensplits und strichen bis zum Ausführungsdatum häufig hohe Kursgewinne ein. Irgendwann war der Zusammenhang so offensichtlich, dass sich die Investoren geradezu auf diese Split-Kandidaten stürzten, was zu einer "self fullfilling prophecy" führte, einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Weil alle an steigende Kurse glaubten und kauften, stiegen die Kurse. Der Chiphersteller Nvidia etwa kündigte im Mai 2000 einen Aktiensplit an und bis zur Umsetzung nur wenige Wochen später kletterte die Aktie um rund 90 Prozent. Eine sagenhafte Performance, wenn man berücksichtigt, dass sich fundamental für das Unternehmen nichts geändert hatte.

Die Frage nach dem Motiv für einen Aktiensplit ist schnell beantwortet: Es geht um Optik und damit verbunden um die Attraktivität der Anteile. Unternehmen wünschen sich generell viele Investoren. Aktien mit hohen Kursen wirken auf Anleger oft teuer (selbst wenn sie es fundamental betrachtet nicht sind) und damit unattraktiv. Bei Apple und Tesla jedenfalls ging die Rechnung auf. Während der Kursanstieg bei Apple mit 34 Prozent "moderat" ausfiel, schossen die Tesla-Papiere zwischen Ankündigung und Umsetzung des Splits um 80 Prozent in die Höhe.

Zweifelsohne handelt es sich bei den Kursbewegungen um Übertreibungen, aus Anlegersicht stellt sich jedoch vor allem die Frage, ob diese Kurszuwächse nur ein Strohfeuer darstellen und wie schnell diesem Feuer womöglich der Brennstoff ausgeht. Die Antwort mag überraschen, doch sie ist durch verschiedene Studien unterlegt: Aktiensplits sorgen auch langfristig für eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt.

Als Anleger ist es dennoch schwierig, daraus eine Strategie abzuleiten, denn: Woher soll man wissen, welches Unternehmen als nächstes einen Split beschließt? Zwar würde es theoretisch ausreichen, auch nach der Ankündigung die entsprechende Aktie zu kaufen. Da der nachbörsliche Handel gerade an den US-Börsen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist, läuft man bei dieser Herangehensweise jedoch Gefahr, wertvolle Rendite zu verschenken.

Das Anlegermagazin "Der Aktionär" geht bei dem Thema einen anderen Weg und hat einen Index aufgelegt, mit dem es sich auf zukünftige Split-Kandidaten spekulieren lässt. Der Index besteht aus zehn Einzelwerten aus einem Pool von 500 US-Aktien, bei denen nach quantitativen Erwägungen ein Aktiensplit besonders wahrscheinlich ist. Neben einem hohen Aktienkurs entscheidet dabei das Momentum der Aktie über eine Aufnahme. Damit werden Unternehmen, bei denen ein hoher Aktienkurs sozusagen zur Firmenkultur gehört, aussortiert. Mit dem "Split Pot NTR" bezeichneten Index haben Anleger den Vorteil, gleichzeitig und zeitsparend in zehn potenzielle Split-Kandidaten investieren zu können. Morgan Stanley hat verschiedene Faktor-Zertifikate und Minis aufgelegt. Damit lässt sich die persönliche Risikoneigung individuell abbilden. Uns gefällt der Mini mit K.o.-Barriere bei 55 Punkten (ISIN DE000MA1PM63).