Wirecard räumt Zweifel aus
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Der Zahlungsabwickler Wirecard ist mal wieder mit fragwürdigen Geschäftspraktiken in Verbindung gebracht worden, das Unternehmen bestreitet aber sämtliche Vorwürfe. Kann sich die Aktie wieder erholen?
Die Wirecard-Aktie erholt sich derzeit etwas von den Neun-Monats-Tiefs: Grund ist eine Nachricht von dem Zahlungsabwickler, der die in der "Financial Times" erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen hat. Sowohl eine interne Überprüfung als auch eine unabhängige Untersuchung der Anwaltskanzlei Rajah & Tann habe kein strafbares Fehlverhalten von Führungskräften oder Mitarbeitern der Niederlassung in Singapur gefunden. Auch in einer Pressekonferenz hat Wirecard wiederholt alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Wirecard räumte zwar ein, dass ein dortiger Mitarbeiter im April 2018 Bedenken wegen angeblicher Handlungen eines anderen Mitarbeiters intern gemeldet habe. Dabei sei es für den Zeitraum 2015 bis 2018 um Umsätze von insgesamt 6,9 Mio. Euro und Kosten von 4,1 Mio. Euro gegangen. Dazu ein kleines Rechenbeispiel, das zeigt um welche Summen es geht: selbst wenn die Vorwürfe zutreffen sollten, würde ein derart mickriger Betrag einen Kurseinbruch beim Börsenwert von Wirecard von fast sechs Milliarden Euro rechtfertigen?
Wiederholte Spekulationen belasten die Aktie
Die Sorgen der Investoren, dass vielleicht doch etwas an den Vorwürfen dran sein könnte, sind jedenfalls vorhanden. Schließlich hat es in den vergangenen elf Jahren wiederholt massive Vorwürfe gegen Wirecard gegeben, allerdings ist dem Konzern nie ein Fehlverhalten nachgewiesen worden. So hatte im Februar 2016 eine Studie von Zatarra Research dem Zahlungsabwickler Geldwäsche, sowie Betrug der US-Kreditkartenfirma Mastercard und Visa vorgeworfen. Gegen den Herausgeber einer unter dem Firmennamen Zatarra veröffentlichten Publikation ist in München ein Strafbefehlsverfahren anhängig.
Nach den neuen Vorwürfen haben die Investoren panikartig verkauft und stellen erst später Fragen. Da half es auch nichts, dass Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun für das laufende Jahr einen kräftigen Sprung beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 740 bis 800 Mio. Euro in Aussicht stellt, gegenüber 568,3 Mio. für 2018. Im Gegensatz zu vielen Investoren halten einige Analysten Wirecard weiterhin die Stange. So wertete Heike Pauls von der Commerzbank den Kursrückschlag als Kaufgelegenheit. Wer ihr folgen will, kann mit Knock-out-Bull-Papieren von einer Erholung der Aktie profitieren: ST8VZK (Société Générale) oder die WKN TR3A65 (HSBC) mit moderaten Hebeln von fünf beziehungsweise 4. Eine defensive Alternative ist das Discountzertifikat mit der WKN VA7JS8 (Vontobel), Laufzeitende im Juni 2019, Cap bei 105 Euro. Die Renditechance bis Juni beläuft sich aktuell auf 8,6 Prozent (22,8% p.a.) und der Discount gegen Kursverluste macht hohe 25 Prozent aus. Die Wirecard-Aktie steht wieder bei 129 Euro.
Stockt der Chef wieder auf?
Wie könnte es mit der Aktie weitergehen? Sollten sich die Vorwürfe einmal mehr als unberechtigt herausstellen, könnte sich die DAX-Aktie weiter erholen, zumal falls Vorstandschef Braun wie bei früheren Angriffen seinen Anteil erneut aufstocken sollte, was für etwas Vertrauen bei Investoren sorgen würde.
Hingegen müssen sich Anleger bewusst sein, dass es jederzeit zu neuen Vorwürfen kommen könnte, was zu einer hohen Volatilität in der Aktie führen dürfte. Wirecard ist nicht nur einer der am stärksten gehandelten Aktien an den Börsen oder bei Social Tradingplattformen wie eToro oder etwa gettex, sondern die Aktie ist der schwankungsintensivste Titel im Dax.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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