Benjamin Feingold-Kolumne

Vergessen Sie nicht die Perlen aus der zweiten Reihe

22.11.23 17:03 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


Vergessen Sie nicht die Perlen aus der zweiten Reihe | finanzen.net

Unternehmen, die den Sprung in die Riege der 40 DAX-Werte schaffen, stehen medial deutlich stärker im Rampenlicht als im MDAX. Für die Performance ist das allerdings eher nachteilig. Gerade jetzt lohnt es sich für Anleger, wieder verstärkt auf Nebenwerte zu schauen.

Wenn selbst Privatanleger mit einfachsten Mitteln eine bessere Prognose über den Zustand der US-Wirtschaft abgeben können als hoch bezahlte Analysten, dann ist etwas faul. Jüngstes Beispiel ist das kürzlich veröffentlichte Wachstum der US-Wirtschaft im dritten Quartal von 4,9 Prozent. Seit Monaten lieferte das öffentlich zugängliche Modell der Atlanta Fed eine Prognose von gut fünf Prozent, während die vermeintlichen Experten nur einen Anstieg von vier Prozent erwarteten und zuvor deutlich pessimistischer waren. Für das vierte Quartal sagt das Modell derzeit ein Plus von 2,3 Prozent voraus, die Konsensschätzungen liegen bei nur 0,8 Prozent.

Für Anleger eröffnen sich hier Chancen, wenn man etwas um die Ecke denkt, meint Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades: "Sollte die US-Wirtschaft erneut positiv überraschen, würden vor allem Unternehmen profitieren, die stärker von der amerikanischen Binnenkonjunktur abhängig sind. Dazu zählen in erster Linie die Unternehmen aus dem Nebenwertesegment Russell 2000". Seit Jahresbeginn liegt der Index aber rund fünf Prozent im Minus, bietet aber mit Blick auf die wieder erreichte und mehrfach bewährte Nachkaufzone um 1600 Punkte viel Fantasie.

MDAX mit Chancen

Wer den Sprung über den Atlantik scheut und keine Währungsrisiken eingehen will, sollte einen Blick auf den MDAX riskieren. Langfristig spielt hier die Musik, wenn es um Rendite geht. Wer 2009 mit 10.000 Euro in den DAX eingestiegen ist, liegt aktuell bei 30.000 Euro. Die jährliche Rendite von knapp acht Prozent kann sich zwar sehen lassen, mit dem MDAX wären aber gut zehn Prozent möglich gewesen. Der auf den ersten Blick geringe Unterschied zeigt sich vor allem im Depotwert, der bei gleichen Startbedingungen mit 42.000 Euro deutlich höher ausfällt.

Die Gründe dafür sind vielfältig. "So sind im MDAX viele Unternehmen aus Wachstumsbranchen vertreten. Hier wirkt sich die regelmäßige Überprüfung der Indexzusammensetzung positiv aus", erklärt Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex. Im Vergleich zum DAX sei der MDAX auch breiter über verschiedene Branchen diversifiziert, so Betz. Ein weiterer Aspekt ist der Wachstumspfad der Unternehmen. Im DAX rücken häufig Unternehmen auf, die eine lange Wachstumsphase hinter sich haben und deren Bewertung nicht mehr moderat ist.

Noch ist der DAX besser

Seit Jahresbeginn zeigt der MDAX allerdings relative Schwäche gegenüber dem DAX und liegt rund 2 Prozent im Plus, während die Blue Chips im Durchschnitt um etwa 11 Prozent zulegten. Auf kurze Phasen der Stärke folgten jeweils deutlich stärkere Korrekturen. Eine solche Abwärtswelle liegt nun hinter uns, so dass der MDAX zumindest kurzfristig wieder Stärke zeigen könnte.

Voraussetzung dafür wären - ähnlich wie in den USA - gute Frühindikatoren aus der heimischen Wirtschaft, wie zuletzt die Ifo-Geschäftserwartungen. Die Hälfte der 50 Indexmitglieder hat seit ihrem Jahreshoch inzwischen mehr als 40 Prozent verloren. Darunter sind bekannte Namen wie K+S, Dürr, Puma, SMA Solar, Sixt und die Immobilienwerte TAG und LEG. Wer hier wartet, bis die Analystengilde auf die Schnäppchen im MDAX aufmerksam wird, verschenkt viel Potenzial.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.