Benjamin Feingold-Kolumne

Trump lebt leider Aktienkultur vor

03.01.25 17:12 Uhr

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Trump lebt leider Aktienkultur vor | finanzen.net

Das Erfolgsquintett aus Tesla, Apple, Google, Netflix und Microsoft zaubert Ende 2024 neue Rekorde. Die Glocken läuten in den USA.

Manchmal sagen kleine Begebenheiten mehr als alle Erklärungen und Worte. Donald Trump wurde im Dezember 2024 zum Mann des Jahres beim Time-Magazin gewählt. Am gleichen Tag läutete er an der Wall Street die Eröffnungsglocke. Sah Ex-Kanzlerin Merkel 2015 überfordert aus als sie lediglich eine Glocke geschenkt bekam, war der Auftritt Trumps ein ganz anderer. An der Wall Street skandierten Händler und Gäste auf dem Parkett minutenlang "USA, USA". Man mag diesen Börsenpatriotismus albern finden und natürlich finden sich an der Wall Street mehr Trump als Demokraten-Fans. Geschenkt. Doch fast zeitgleich zauberte der DAX in Frankfurt die 20.000er-Marke aufs Parkett. Dort gab es statt Torte und großer Feier - aufgetaute Muffins. Selbstredend kann man diskutieren, ob man bei 20.000 Zählern neue Anleger in den womöglich teuren DAX locken muss. In Sachen Aktienkultur hätte man die 20.000 aber durchaus feiern können. Denn zumindest der große DAX 40 hat geliefert.

Party in der ersten Reihe

Zeitweilig strapazierte der 2024 die Nerven der Anleger. Während die US-Indizes eine klassische Wahlrally feierten und neue Rekordstände in Serie ablieferten, dominierte hierzulande die Vorsicht. Das äußert sich seit Anfang November auch in den Lieblingsaktien der Deutschen. Der Smartbroker oder die Börse Gettex zeigen diese Titel jeden Tag und es dominiert eine US-Reihe aus Palantir, Apple, MicroStrategy, Alphabet, Tesla oder Amazon. Erst seit Anfang Dezember ist im DAX40 wieder richtig Musik drin. "Ein wirklich gutes Börsenjahr gelang aber nur dem 40er-DAX", so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Blickt man in die zweite Reihe auf MDAX und SDAX, so liegen beide Indizes nur dank der jüngsten Erholung im Dezember im Vergleich zum Jahresbeginn minimal an der Gewinnschwelle. Hier spiegelt sich die Katerstimmung der deutschen Wirtschaft wider, denn die kleineren Unternehmen sind viel stärker von der Binnenkonjunktur abhängig.

Industrie leidet weiter

"Die Bilanz für den MDAX wäre noch schlechter, wenn nicht Immobilienwerte wie Aroundtown und TAG so gut gelaufen wären. Jungheinrich, Wacker Chemie, Carl Zeiss Meditec, Aixtron und damit klassische Industriewerte haben dagegen in diesem Jahr kräftig verloren", so Experte Walter. Bei vielen Blue Chips im DAX brummt das Geschäft, weil Unternehmen wie Heidelberg Materials oder Adidas einen Großteil ihrer Erlöse im Ausland erwirtschaften. Auf Deutschland entfallen nur noch rund 15 Prozent des Umsatzes, der Hebel auf das Ergebnis dürfte noch geringer sein.

Dennoch sollten insbesondere die deutschen Nebenwerte nicht vorschnell abgeschrieben werden. In Verbindung mit den wahrscheinlich anstehenden Neuwahlen im Februar besteht die Hoffnung, dass dringend notwendige Reformen zeitnah für frischen Wind sorgen. Neben der politischen Aufbruchstimmung profitieren vor allem kleinere Unternehmen von den voraussichtlich weiter sinkenden Leitzinsen der EZB und damit besseren Refinanzierungsbedingungen. Der Markt erwartet, dass die Währungshüter den Leitzins bis Mitte 2025 auf zwei Prozent senken werden. Womöglich ist für neue Rekorde bei MDAX oder SDAX in ein paar Jahren dann eine Torte drin oder wenigstens ein paar frisch gebackene Muffins. Der Aktienkultur wäre es allemal zuträglich.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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