Ist die Party wirklich vorbei?
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Wenn das Wasser zurückgeht, sieht man, wer nackt geschwommen ist. Bei Bitcoin und Ethereum waren ebenso wie bei gehypten Tech-Aktien viele Nacktschwimmer unterwegs. Und nun?
Es war Anfang März 2021 als Philipp Sandner, der Leiter des Blockchain Centers der Frankfurt School of Finance, einer privaten Hochschule, 200.000 US-Dollar als Preis für einen Bitcoin bis Mitte 2023 ankündigte. Die üblichen Argumente für Kryptowährungen wurden vorgebracht doch der Preis des Bitcoin schwankt, er ist umstritten. Bei über 60.000 Dollar war erst mal Schluss, das ist bisher das Rekordhoch gewesen.
Der Wert des Bitcoin ist jedoch für viele Experten gleich null. Es gibt nichts, was man nicht anders als mit Bitcoin lösen könnte und auch als simple Währung im Kryptobereich ist der Bitcoin ersetzbar. Ob ein Bitcoin also zehn, tausend oder eine Million Dollar kostet, das entscheidet der Markt. Deutlich unter 20.000 Dollar ist der Kurs jüngst gefallen und damit nur bei 10 Prozent des vor nicht einmal 15 Monaten angepeilten Ziels. Die Party bei Kryptowährungen ist vorbei oder zumindest nachhaltig unterbrochen.
Raus aus der Nummer
Wer nun bei Bitcoin oder Ethereum investiert ist oder spekuliert hat, dem bleiben zwei Möglichkeiten. Einerseits das Prinzip Hoffnung, ergänzt um den Glauben an Kryptos. Oder an der zweiten Stelle die Variante, seine Vermögensbildung zu überdenken und ab jetzt das Depot strukturiert aufzustellen. "Anleger sollten die Situation an den Börsen in diesen unsicheren Zeiten genau verfolgen", meint daher Gil Shapira, Chefstratege beim Broker eToro.
In ein vernünftiges Depot gehört kein Einzelaktienrisiko über Gebühr, es sollte einen kleinen Anteil an Gold und Edelmetallen enthalten und maximal ein oder zwei Prozent in Kryptowährungen. Dazu hält man sich an Börsenpsychologie und kauft nicht dann, wenn alle hurra schreien und kauft dann zu, wenn Aktien oder auch Kryptos gemieden werden.
Gerade jetzt wird es spannend
Im Prinzip ist es nicht allzu kompliziert, langfristig stressfrei Vermögen aufzubauen. Gier und Angst sollten aber antizyklisch genutzt werden. Ein Beispiel: Der von Feingold Research entwickelte Sentimentindikator (weitere Infos unter feingoldresearch.de) lag im Dezember 2021 im feuerroten Bereich. Ein Investment in Aktien und auch in Kryptowährungen war also nicht anzuraten. Im Gegenteil sollte die Cash-Quote hoch ausfallen. Im Juni 2022 dagegen liegen Nasdaq, Bitcoin, zyklische Aktien und auch viele Nebenwerte aus Deutschland in Kurs-Trümmern. Der Sentimentindikator ist jedoch jüngst auf Kaufen gesprungen. Dies bedeutet nicht, dass der Aktienmarkt sofort drehen muss. Auch sollte man nicht erwarten, das Tief am Markt exakt zu treffen, denn das gelingt niemandem. Zumindest niemandem, der ehrlich über seine Investments Auskunft gibt. Doch das Chance-Risiko-Verhältnis für den Aktienkauf ist langfristig gut und konstruktiver als im Winter 2021.
Denn es gibt immer nur zwei Arten von Aktienmärkten. Jene, die Risiken einpreisen und die Kurse verbilligen. Und jene, in denen eine zeitlang niemand Risiken sehen will. Jetzt werden Risiken gesehen. Übrigens: Unter 20.000 Dollar hat sich auch das Chance-Risiko-Verhältnis für Bitcoin verbessert. Obgleich das momentan wohl kaum jemand hören will.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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