Daimler, BMW und Volkswagen - Suche nach Abzweigung aus der Talfahrt
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Der Autosektor ist der größte Industriezweig Deutschlands. Allerdings hat die Branche stärkeren Gegenwind als selten zuvor. Im Zuge der hohen Schwankungen ergeben sich aber auch interessante Anlagealternativen zu einem Direkteinstieg.
Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Autoindustrie reißen nicht ab. Zuletzt hat BMW Investoren mit den Quartalszahlen geschockt, woraufhin die Aktie eingebrochen war. Die Ergebnisse spiegeln die enormen Probleme, die die gesamte Branche derzeit hat, unmissverständlich wider. Umso schwieriger dürfte es werden, einen Ausweg aus der Krise zu finden.
Viele Faktoren belasten die Branche
Zwar ist der Umsatz von BMW im vergangenen Quartal um 4,7 Prozent auf 24,7 Mrd. Euro gestiegen. Allerdings ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern um knapp 30 Prozent auf 1,75 Mrd. eingebrochen, womit der weltweit zweigrößte Premiumhersteller noch schlechter abgeschnitten hat als Analysten befürchtet hatten - und das obwohl er erst im September eine Gewinnwarnung abgegeben hatte.
Gegenwind bleibt bestehen
Vorstandschef Harald Krüger warnte davor, dass der Gegenwind anhalten dürfte. Gründe seien neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China auch das Risiko eines "harten" Brexit, also eines ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU, weshalb BMW zusätzliche Transportkapazitäten für Engpässe geordert habe. Gleichzeitig muss der Konzern weiter in Elektrofahrzeuge investieren, was auf die Profitabilität drückt. "Wir gehen in einem hochvolatilen Umfeld in das letzte Quartal. Wir können nicht ausschließen, dass uns einige der genannten Faktoren auch über das Jahr 2018 hinaus belasten werden", warten Finanzchef Nicolas Peter. Ins gleiche Horn wie Peter haben zuvor auch die Vorstandschefs von Daimler und Volkswagen gestoßen. "Die Automobilindustrie und damit auch Daimler befinden sich weiterhin in einem sehr herausfordernden Umfeld", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Vor uns liegen weiterhin große Herausforderungen, die wir und auch die gesamte Automobilbranche bewältigen müssen", sagte Volkswagen-Chef Herbert Diess.
Die zwei größten Absatzmärkte der Welt schwächeln
Die zwei wichtigsten Belastungsfaktoren für den Sektor sind zweifellos der Handelskrieg zwischen den USA und China, sowie die anhaltenden Zinserhöhungen der US-Notenbank. Weil der Handelskrieg die chinesische Wirtschaft deutlich belastet, sind die Pkw-Absätze in China drei Monate in Folge gegenüber dem Vorjahr gesunken, weshalb Investoren befürchten, dass der mit weitem Abstand weltgrößte Markt in diesem Jahr zum ersten Mal seit Jahrzehnten schrumpfen dürfte.
Und umso mehr versucht die Regierung entgegenzusteuern. Laut einem Medienbericht denkt China darüber nach, den Steuersatz für den Kauf von Fahrzeugen mit bis zu 1,6 Liter Hubraum auf 5 Prozent zu halbieren, um die schwächelnde Autoindustrie anzukurbeln. Ebenso wie der chinesische Automarkt schwächelt auch der in den USA, der zweitgrößte der Welt, nachdem die dortigen Zinsen für Autokredite wegen der Zinserhöhungen der US-Notenbank auf Mehr-Jahres-Hochs gestiegen sind. Daher ist der Pkw-Absatz im September und im Oktober jeweils gegenüber dem Vorjahr gesunken. Da die Fed die Zinsen weiter anheben dürfte, dürfte der Gegenwind für den dortigen Markt weiter zunehmen, was die deutschen Hersteller Daimler und BMW merklich belasten sollte, verfügen doch beide über ein großes US-Geschäft.
Wegen der schwachen Geschäftsentwicklung hat der hiesige Verband der Autoindustrie VDA zuletzt die Prognose für die Produktion und den Export für das Gesamtjahr gesenkt. "Angesichts der bisherigen Entwicklung der Pkw-Produktion im Zuge der Umstellung auf WLTP, erwartet der VDA für das Gesamtjahr 2018 eine Pkw-Inlandsproduktion von knapp 5,3 Mio. Einheiten (-7 Prozent) und einen Export von 4,1 Mio. Einheiten (-6 Prozent)", so der Verband.
Niedrige Bewertung
Allerdings sind schon viel von den schlechten Nachrichten in den Kursen eingepreist. So ist das 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Daimler auf 6,1 gesunken, jenes von BMW liegt bei 7,1 und jenes von Volkswagen bei 5,5. Damit belegen die Papiere hinter der Lufthansa mit 4,7 die Plätze zwei bis vier unter den am niedrigsten bewerteten DAX-Aktien. Nach dem Kursrutsch sind auch die Volatilitäten der Automobilaktien gestiegen, woraus sich aber wiederum Investmentchancen ergeben, wie Volker Meinl, Zertifikate-Experte der BNP Paribas, erklärt: "Die zuletzt merklich gestiegene implizite Volatilität erlaubt Investoren interessante Einstiegschancen bei Discountzertifikaten oder Aktienanleihen. Vorsichtige Anleger arbeiten bei Aktienanleihen und Discount-Zertifikaten mit Puffer". Der Puffer fällt grundsätzlich bei hoher Volatilität größer aus als bei niedriger und/oder die Renditechancen nehmen zu. Das heißt, das Chance-Risiko-Verhältnis ist in einem Umfeld hoher Volatilitätsbewertungen ebenfalls besser. Hier drei Beispiele von attraktiven 4-Monats-Discountzertifikaten: CY5ENU (VW), DD9ZN3 (Daimler) und VA1PET (BMW), die einen Cap am aktuellen Kursniveau haben und daher von einer Stabilisierung der Aktien nach der jüngsten Talfahrt profitieren.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
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