Benjamin Feingold-Kolumne

Aktienfonds zeigen bittere Wahrheit

16.04.20 14:27 Uhr

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Aktienfonds zeigen bittere Wahrheit | finanzen.net

Die Depots vieler privater Anleger in Deutschland sehen nach dem ersten Rutsch in der Corona-Krise ernüchternd aus. Die gegenwärtig einmalige Chance der Umstrukturierung könnte viele weg von aktiven Fonds und hin zum Selbstentscheid führen. Klug wäre es.

Aktive Fonds erfreuen sich noch immer großer Beliebtheit und machen einen satten Anteil in den Depots aus. Doch nackte Zahlen sprechen eine bittere Sprache. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten ist es unter finanzkundigen Anlegern ein alter Hut zu erzählen, dass aktiv gemanagte und vor allem aktiv verkaufte Fonds in guten Zeiten hohe Gebühren und in Crash-Zeiten schlechte Renditen bringen. Flapsig formuliert - nach oben teuer, nach unten voll dabei.

Nach der Lehman-Krise 2009, als aktive Fonds ebenso wie offene Immobilienfonds ein schlimmes Bild abgaben, kann man aktuell den zweiten Lackmustest vollziehen. Kluge Anleger sollten dies nutzen, sich einer selbst bestimmten Geldanlage zuzuwenden und ihren Erfolg selbst in die Hand zu nehmen. Denn die Zahlen lügen nicht.

Erworben über eine Filiale zahlen private Anleger bei vielen aktiv gemanagten Fonds erst einmal einen Ausgabeaufschlag zwischen drei und mitunter 5,5 Prozent. Ergänzt werden diese Gebühren durch eine jährlich fällige Verwaltungsgebühr, die ebenfalls nochmal bis zu 1,5 Prozent ausmachen kann. Wenn man weiß, dass Aktien im Schnitt zwischen 6 und 7 Prozent pro Jahr im Schnitt einbringen, dann leuchtet schon ein, dass Anleger ähnlich wie beim Kauf einen Neuwagens reichlich Geld vernichten. Doch Stopp. Die Gebühren wären es eigentlich wert, wäre der Fondsmanager gut. Sein Anforderungsprofil - bei steigenden Aktienmärkten läuft man mit nach oben, bei fallenden Kursen federt man Verluste merklich ab. Dies kann klappen. Flossbach von Storch unterstreicht dies seit Jahren.

Doch die anderen Aktien basierten Top-Seller bei Deutschlands Fondsgesellschaften sehen ernüchternd aus. Der Fidelity Funds - European Growth Fund knallt von 17,55 auf nur noch 10,90 Euro runter in den Tagen der Corona-Krise. Rund 40 Prozent Kursverlust in einem aktiven Fonds. Bei Zertifikaten wird eine solche Minderleistung gerne ausgeschlachtet, bei Fonds scheint es unterzugehen. Doch was genau ist die Leistungsbeschreibung der Fondsmanager? Gut, vorher ging es überproportional aufwärts, da will man nicht meckern. So könnte man denken. Doch der Performance zeigt - in fast allen Vergleichszeiträumen liegt der beliebte Fonds hinter seinen Vergleichsindizes und damit hinter jedem vergleichbaren Indexzertifikat. Vor Gebühren wohlgemerkt.

Doch wie geht es anderen Flaggschiffen? Der DWS Deutschland - LC EUR ACC - ein anderer Top-Seller - verliert von 250 auf 130 Euro binnen sechs Wochen. Damit konnte man sogar den DAX noch negativ outperformen, was fast schon eine Kunst ist. Damit wurden alle Gewinne seit dem Jahr 2013 pulverisiert. Da hilft auch jede noch so schöne Werbekampagne nichts. Zu guter Letzt schauen wir auf den Templeton Growth (Euro) Fund, der ebenfalls unter den 10 beliebtesten Aktienfonds zu finden ist hierzulande. Abgestürzt ist er von 18,44 auf 12,82 Euro im Tief. Gar nicht so übel im Vergleich zu denen anderen beiden, dafür hat man auch 1,83% laufende Kosten pro Jahr und 5,25% Ausgabeaufschlag.

So haben private Anleger in Deutschland in den nächsten Monaten und Jahren die Wahl. Sie können der Fondsbranche die nächste Chance geben und hoffen, dass im dann nächsten großen Crash, der sicherlich irgendwann kommen wird, die Aktivität besser abschneidet. Oder sie wenden sich doch intelligenten Produkten und Aktien zu, beschäftigen sich intensiv mit der Geldanlage und investieren in Wissen, statt in Fondsmanager. Komplett ungeschoren wird niemand aus einem Crash rauskommen, das wäre utopisch zu erwarten. Doch man kann den Erfolg in die eigenen Hände nehmen und mehr draus machen. Ganz bestimmt.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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