HebelprodukteReport Walter Kozubek

Volatilität in der Praxis

08.04.11 09:45 Uhr

Volatilität in der Praxis | finanzen.net

Volatilität als wesentlicher Preisbildungsfaktor bei Optionen und Optionsscheinen

Die historische Volatilität erfasst die Kursschwankungen des Basiswertes in der Vergangenheit, die implizite Volatilität hingegen soll die zukünftigen Schwankungen des Basiswertes für die gesamte Laufzeit eines Optionsscheines messen. Implizit bedeutet, dass die in der Zukunft erwarteten Schwankungen bereits im Optionsscheinpreis eingerechnet sind.

Da die zukünftigen Schwankungen zum Zeitpunkt der Preisberechnung ja leider nicht bekannt sind, fließen sie als geschätzte Größe in das Optionspreismodell ein. Während die historische Volatilität die Kursschwankungen des Basiswertes in der Vergangenheit erfasst, soll die implizite Volatilität die zukünftigen Schwankungen des Basispreises bewerten.

Die Rolle der Emittenten

Da es sich um Annahmen und Schätzungen handelt, können diese Werte von Emittent zu Emittent abweichen, da jeder Marktteilnehmer subjektive und somit unterschiedliche Erwartungen über die Zukunft hat.

Prinzipiell könnten alle Emittenten die impliziten Volatilitäten nach ihrem eigenen Gutdünken, entsprechend ihrer eigenen Einschätzung der zukünftigen Kursschwankungen des Basiswertes, in ihre Optionsscheinpreise einfließen lassen.

Die Preistransparenz wird vor allem durch die elektronischen Medien für die Anleger immer besser, deshalb werden die Unterschiede bei den Volatilitäten unter den Emittenten auch immer geringer.

Würde ein Emittent seine Optionsscheine mit zu niedriger Volatilität verkaufen, würde er wahrscheinlich umgehend von einem anderen Marktteilnehmer ausarbitriert werden. Würde er den Schein zu teuer, also mit einer zu hohen Volatilität anbieten, wäre niemand bereit, den Schein zu erwerben.

Kennzahl zur Risikomessung

Die implizite Volatilität kann auch als Risikoeinschätzung der Marktteilnehmer interpretiert werden. Hohe Kursschwankungen bieten große Chancen für die Anleger. Für den Stillhalter hingegen bedeuten sie aber ein höheres Risiko, da er sich gegen höhere Kursschwankungen absichern muss. Je höher die subjektive Risikoerwartung für den Basiswert, desto höher wird die Risikoprämie des Stillhalters.

Umgekehrt ist aber auch der Käufer bereit, wegen der höheren Volatilität eben diese höhere Prämie zu bezahlen, da die Chance, dass sich sein Investment auf Grund der erwarteten hohen Schwankungsbreite des Basiswertes günstig entwickelt, wesentlich größer ist, als bei einem Basiswert mit geringer Schwankungsbereitschaft.

Das Vega

Die Sensitivitätsfaktoren, die den Preis von Optionen und Optionsscheinen beeinflussen werden mit griechischen Buchstaben bezeichnet. Der Volatilität zugeteilte, “Grieche”, der für die Änderung des Optionsscheinpreises im Falle einer Volatilitätsänderung zuständig ist, wird als Vega bezeichnet.

Das Vega misst die Sensitivität eines Optionsscheines hinsichtlich einer Veränderung der impliziten Volatilität um einen Prozentpunkt. Mathematisch gesehen ist das Vega die erste Ableitung der Black and Scholes Formel nach der Volatilität.

Calls und Puts steigen bei Vola-Anstieg

Ein kleiner Wert des Vega drückt aus, dass der Optionsscheinpreis auf Volatilitätsänderungen relativ geringfügig reagiert. Ein hohes Vega hingegen bedeutet, dass der Optionsscheinpreis auch schon stark auf kleine Änderungen der Volatilität des Basiswertes reagiert.

Das Vega weist sowohl für Puts als auch für Calls immer einen positiven Wert auf. Deshalb ist ein Anstieg der Volatilität für Calls und auch Puts für den Optionsscheininhaber immer positiv.

Der Vola Smile

Der Wert der impliziten Volatilität variiert in Abhängigkeit des Basispreises und der Restlaufzeit.

Häufig haben im und aus dem Geld liegende Scheine eine höhere implizite Volatilität als vergleichbare Scheine am Geld. Dieses Verhaltensmuster bezeichnet man auch als „Volatilitäts Smile“ da die graphische Darstellung einem lächelnden Mund ähnelt.

Weit aus dem Geld liegende Scheine sind deshalb bei den Anlegern ziemlich beliebt, weil sie mit einem kleinen Anlagebetrag eine hohe Hebelwirkung erzielen können. Vice Versa sind gerade diese Scheine wegen der höheren Hebelwirkung für den Emittenten riskanter und deshalb schwerer abzusichern.

Folglich ist die Risikoprämie, die durch die implizite Volatilität zum Ausdruck kommt, höher als bei Scheinen am Geld. Wegen der Put/Call Parität gilt dies auch für im Geld liegende Puts mit gleichem Basispreis, da ansonsten Arbitragemöglichkeiten entstehen würden.

Mit zunehmender Restlaufzeit wird der Volatilitäts Smile jedoch flacher. Der Grund dafür liegt darin, dass sich kurzfristige Schwankungen, über einen längeren Zeitraum verteilt, mehrheitlich ausgleichen.

HebelprodukteReport: Walter Kozubek ist Herausgeber des HebelprodukteReports. Dieser kostenlose PDF-Newsletter erscheint zwei Mal im Monat. Zusätzlich ist Herr Kozubek auch Herausgeber des ZertifikateReports, sowie einer der Betreiber des Internetratgebers www.geld.com

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