US-Wahl

Stagnierende Nachfrage und Ölversorgung im Blick: IEA, Morgan Stanley & Goldman Sachs zeichnen düsteres Bild für den Ölmarkt

08.08.24 22:52 Uhr

Stagnierende Nachfrage und Ölversorgung im Fokus: IEA, Morgan Stanley & Goldman Sachs warnen vor schwächelndem Ölmarkt | finanzen.net

Der Ausgang der US-Wahl wird laut den Experten von Goldman Sachs eher unerheblich für die Ölversorgung der USA sein. Dem Ölmarkt könnte laut den Experten von IEA, Morgan Stanley und Goldman Sachs jedoch ein schwächeres Jahr bevorstehen.

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• IEA: Weltweite Ölnachfrage verlangsamt sich weiter
• Morgan Stanley: Sorge vor Überschuss am Ölmarkt
• Goldman Sachs: Gewinner der Präsidentschaftswahl wird kaum Möglichkeiten haben, die heimische Ölversorgung deutlich zu steigern

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IEA-Ölmarktbericht

Wie die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem letzten Ölmarktbericht (OMR) erläutert, hat sich die weltweite Ölnachfrage weiter verlangsamt. Im zweiten Quartal dieses Jahres ging das Wachstum im Jahresvergleich auf 710 kb/d (Tausend Barrel pro Tag) zurück. Dies stellt den langsamsten Anstieg seit dem vierten Quartal 2022 dar. Der chinesische Verbrauch nahm ab, während sich das Land von der Pandemie erholte. Für 2024 und 2025 werden die globalen Zuwächse voraussichtlich im Durchschnitt knapp unter einer mb/d (Millionen Barrel pro Tag) liegen, da unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, gesteigerte Effizienz und die Elektrifizierung der Fahrzeuge als Gegenkräfte wirken.

Das globale Angebot stieg im Juni derweil um 150 kb/d auf 102,9 mb/d, da die Feldwartungen nachgelassen haben und die Biokraftstoffe stiegen. Dies glich den deutlichen Rückgang der saudischen Fördermengen aus, wird im OMR erklärt. Solide monatliche Zuwächse ließen die Produktion im 2. Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal derweil um 910 kb/d steigen. Für das 3. Quartal 2024 wird ein Wachstum von 770 kb/d erwartet, wobei 600 kb/d der Zuwächse aus Nicht-OPEC+-Ländern stammen sollen. Für 2024 werden jährliche Zuwächse von 770 kb/d vorhergesagt, mit Zuwächsen von 1,8 mb/d im nächsten Jahr.

Die Rohölpreise erholten sich im Juni derweil von ihrem Sechsmonatstief, wobei die Brent-Futures um fünf US-Dollar pro Barrel auf 86 US-Dollar pro Barrel stiegen. Zur Preisstärke trugen sinkende Rohölbestände, Short Covering durch Investoren und erneute geopolitische Spannungen im Nahen Osten bei. Die Fondspositionen erholten sich ebenfalls von historischen Tiefständen.

Die weltweiten Ölvorräte sind im Mai den vierten Monat in Folge um 23,9 mb gestiegen. Die Offshore-Vorräte sanken unterdessen um 17,3 mb, während die Vorräte an Land um 41,3 mb auf ein 30-Monats-Hoch anstiegen. Die Vorräte der OECD-Industrie erhöhten sich um 27,8 mb auf 2.845 mb, blieben jedoch 69 mb unter ihrem Fünfjahresdurchschnitt. Vorläufige Daten zeigen außerdem, dass die weltweiten Ölvorräte im Juni um 18,1 mb sanken, wobei insbesondere die Rohölvorräte abnahmen, während die Produktvorräte zunahmen, so der IEA.

Morgan Stanley warnt vor Überangebot

Die Experten von Morgan Stanley prognostizieren, dass der Rohölmarkt, der derzeit unter Spannungen steht, im nächsten Jahr vermutlich einen Überschuss aufweisen wird. Die Investmentbank erklärt laut Investing.com, dass die Ölpreise bis 2025 vermutlich in den mittleren bis hohen 70-US-Dollar-Bereich fallen werden. Derzeit notiert der Ölpreis bei 78,47 US-Dollar pro Barrel (Stand: 07.08.2024).
Der Bank zufolge werde die derzeitige angespannte Lage am Markt für den Großteil des dritten Quartals bestehen bleiben. Im letzten Quartal des Jahres werde sich die Lage jedoch vermutlich entspannen und der Sektor werde ein Gleichgewicht erreichen. Dies werde laut den Experten auf das Nachlassen des saisonalen Nachfragerückgangs sowie das erwartete Wachstum des OPEC- und Nicht-OPEC-Ölangebots zurückgeführt.

Bei einem Treffen der führenden OPEC+-Minister wurde die Ölförderpolitik wie zuvor erwartet unverändert gelassen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Dazu gehöre auch der Plan, ab Oktober mit der Rücknahme einer Reihe von Förderkürzungen zu beginnen. Gleichzeitig wurde jedoch wiederholt, dass die Erhöhung bei Bedarf ausgesetzt oder rückgängig gemacht werden könne. Die OPEC+ reduziert ihre Produktion derzeit um insgesamt 5,86 Millionen Barrel pro Tag, was etwa 5,7 Prozent der weltweiten Nachfrage entspricht. Diese Maßnahmen sind Teil einer Abfolge von Beschlüssen seit 2022, die darauf abzielen, den Markt angesichts der Unsicherheiten über die globale Nachfrage und des zunehmenden Angebots außerhalb der Gruppe zu stabilisieren.

Morgan Stanley prognostiziert, dass das Angebot sowohl der OPEC- als auch der Nicht-OPEC-Erzeuger bis 2025 um etwa 2,5 Millionen Barrel pro Tag steigen wird und damit stärker als die erwartete Nachfrage. Die Raffinerieaktivität werde voraussichtlich im August dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen. Die Experten der Investmentbank gehen jedoch davon aus, dass der Raffineriebetrieb erst im Juli 2025 ein ähnliches Niveau erreichen wird.

Seine Prognose für den Brent-Ölpreis im dritten Quartal 2024 hat Morgan Stanley bei 86 US-Dollar pro Barrel belassen.

Goldman Sachs: Präsidentschaftswahl und Versorgung im Blick

Die Experten von Goldman Sachs erklärten laut Investing.com zuletzt außerdem, dass derjenige, der die US-Präsidentschaftswahlen im November gewinnt, nur eingeschränkte Möglichkeiten haben werde, die heimische Ölversorgung im folgenden Jahr deutlich zu steigern.
In der Mitteilung an die Kunden erklärte die Bank, dass die strategischen Erdölreserven niedrig seien und eine Lockerung der Vorschriften die langfristige Versorgung der USA erheblich verbessern könne. Der Brent-Rohöl-Futures-Kontrakt für September wurde für etwa 82 US-Dollar pro Barrel gehandelt, während der Preis für US-West-Texas-Intermediate-Rohöl für September bei etwa 78 US-Dollar lag.

Die Experten von Goldman Sachs erwarten, dass die Brent-Preise im Jahr 2025 zwischen 75 und 90 US-Dollar liegen werden. Dabei gehe man von einem trendähnlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und einer stabilen Ölnachfrage sowie einem Marktausgleich durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihrer Mitgliedsorganisationen aus. "Obwohl hinsichtlich der Handelspolitik große Unsicherheit herrscht, erscheinen Zölle auf US- Rohölimporte unwahrscheinlich", heißt es in der Mitteilung.

Goldman Sachs geht davon aus, dass die Ölpreise im Jahr 2025 wegen der schwächeren Nachfrage und des sinkenden BIP um bis zu elf US-Dollar pro Barrel sinken werden, falls die USA pauschal Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Warenimporte erheben sollten.
Jedoch könnten die Zölle den Ölpreis um bis zu 19 US-Dollar verändern, falls die Federal Reserve wegen einer höheren Kerninflationsrate ihre Zinssenkung über das Jahr 2025 hinaus verschiebt. Laut der Bank würde der Preis für Brent-Öl im vierten Quartal 2025 bei 62 US-Dollar liegen, während die derzeitige Prognose bei 81 US-Dollar liegt.

Redaktion finanzen.net

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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