Lithiumpreis wegen Produktionsausfällen wieder im Vorwärtsgang - Vielleicht doch das "neue Öl"?
2022 war Lithium aufgrund einer phänomenalen Preisrally noch in aller Munde. Mittlerweile ist es um das silberweißes Leichtmetall aber wieder ruhiger geworden. Doch nun scheinen Produktionsausfälle dem Lithiumpreis wieder Auftrieb zu verleihen - kommt es zum großen Lithium-Comeback?
Werte in diesem Artikel
• Lithium erlebte 2022 großen Boom - auch dank Musk
• Preis deutlich gesunken: sinkende Nachfrage, höheres Angebot & Rezession
• Produktionsunterbrechung in China heizt neue Lithium-Rally an
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Kein Geringerer als Tesla-CEO Elon Musk bezeichnete Lithium 2022 als "das neue Öl" und empfahl den Einstieg in die Branche aufgrund hoher Gewinnmargen. Der Lithiumpreis erlebte zu dieser Zeit einen Höhenflug, zeitweise kostete eine Tonne Lithium 80.000 US-Dollar. "Steigt in die Lithium-Branche ein, da gibt es Gewinnmargen von bis zu neunzig Prozent, ähnlich wie die Softwarebranche, das ist wie Geld drucken", betonte der Tesla-Chef im Rahmen einer Tesla-Berichtsvorlage. Tesla baut derzeit eine Lithium-Raffinerie im texanische Austin, Musk bezeichnete diese Fabrik regelmäßig als "Gelddruckmaschine". Aber: Die Situation am Lithiummarkt hat sich in den vergangenen Monaten verändert, jegliche Euphorie scheint verflogen, denn von seinem Allzeithoch 2022 ist der Lithiumpreis weit entfernt.
Lithiumpreis nach Allzeithoch 2022 im Sinkflug
Zu beachten ist dabei, dass es so etwas wie einen international anerkannten festen Lithiumpreis nicht gibt. Normalerweise werden die Preise für den wichtigen Rohstoff der Elektroautoindustrie über nicht-öffentliche Verträge festgelegt, aber China, der größte Verarbeiter und Verbraucher von Lithium, veröffentlicht Preise. Im Februar 2024 lag dieser nur noch bei 14.000 US-Dollar. Als Gründe nennen Marktexperten zumeist eine höhere Lithium-Produktionsmenge, die global sinkende Nachfrage nach Elektroautos sowie Wachstumsprobleme in zahlreichen Volkswirtschaften.
Angesichts des drastischen Preiseinbruchs spricht Keith Phillips, CEO des Bergbauunternehmens Piedmont Lithium, von einem "Bärenmarkt." Gegenüber "Yahoo Finance" betont Phillips: "Ich glaube wirklich, dass wir von der Euphorie von vor zwei Jahren zu Verzweiflung heute übergegangen sind. Jemand hat es beschrieben [...] als Höhepunkt des Pessimismus", so Phillips weiter.
Steht bei Lithium ein Turnaround bevor?
Neuerdings bahnt sich jedoch eine Erholung des gebeutelten Lithiummarktes an. So berichtete Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, im Newsletter "Perspektiven am Morgen" von Anfang April von einem erheblichen Preisanstieg von Lithium. Demnach hat sich der Lithiumpreis - gemessen am Preis für Lithiumcarbonat - seit Jahresanfang um ungefähr 13 Prozent verteuert. Der Preis für das silberweiße Leichtmetall hat damit seinen höchsten Stand seit Dezember erreicht, eine erste Bodenbildung scheint abgeschlossen zu sein. Ebenfalls stieg die Handelsaktivität am Lithium-Terminmarkt an der Guangzhou Futures Exchange zwischen Mitte Februar und Mitte März um mehr als 20 Prozent an, wie "Mining Scout" berichtet.
Stephans Erklärung für den Lithiumpreisanstieg: "Dies ist unter anderem auf Produktionsunterbrechungen in der chinesischen Provinz Jiangxi zurückzuführen, die sich für ein Viertel des chinesischen Lithiumcarbonatangebots verantwortlich zeichnet. Bei den dortigen Herstellern werden Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt. Auf China entfielen im Jahr 2023 insgesamt etwa 25 Prozent des weltweit geförderten Lithiumcarbonats."
Über die zeitweisen Produktionsunterbrechungen in Jiangxi hinaus hätten sich einige Lithiumminen dazu entschlossen, ihren Betrieb vorübergehend einzustellen. Der Grund: Durch die Talfahrt des Lithiumpreises um etwa 80 Prozent können sie derzeit nicht kostendeckend arbeiten. Die zahlreichen Produktionskürzungen diverser Minen verringern nun spürbar das Angebot an Lithium, was sich nun auch in den ersten wahrzunehmenden Preissteigerungen widerspiegele.
Analyst Stephan: "Aufwärtstrend unwahrscheinlich"
Nun stellt sich die Frage, ob der Preisauftrieb bei Lithium nachhaltig ist - oder ob es sich nur um eine kurzzeitige Aufwärtsbewegung innerhalb eines konstanten Abwärtstrends handelt. Stephan ist eher skeptisch eingestellt, was die weiteren Aussichten des Lithiumpreises anbetrifft. "Die Produktionsausfälle dürften die Preise zwar vorübergehend stabilisieren, ein anhaltender Aufwärtstrend erscheint aber unwahrscheinlich. Denn mittelfristig sollte sich das Angebot durch australische und südamerikanische Produzenten spürbar erhöhen: Deren neue Anlagen produzieren kostengünstiger und dürften die derzeitigen Engpässe mehr als ausgleichen," prognostiziert Stephan. Aus diesen Gründen rechnet der Deutsche Bank-Chefanlagestratege nicht damit, dass Lithium knapp werde - selbst bei einer zu erwartenden Erhöhung der Nachfrage vonseiten der Batteriehersteller. "Deshalb dürfte für die Lithiumpreise auch zukünftig kein starkes Aufwärtspotenzial beziehungsweise keine Rückkehr zu den Höchstständen des vergangenen Jahres zu erwarten sein," lautet Stephans Fazit.
Lithium-Branche schaut zuversichtlich in die Zukunft
Andere Beobachter des Lithiummarktes sind da schon deutlich bullisher eingestellt als Stephan. Die gesamte Branche scheint trotz der aktuellen Herausforderungen optimistisch zu sein. "Die Lösung für niedrige Preise sind niedrige Preise", betont Piedmont Lithium-CEO Keith Phillips in einer Unternehmensmitteilung und führt weiter aus: "Lithium war im letzten Jahrzehnt ein zyklisches Geschäft, bei dem auf Preistiefs an den Märkten im Allgemeinen neue Rekordhöhen folgten. [...] Bei den heutigen Lithiumpreisen und Aktienbewertungen dürfte die Entwicklung neuer Projekte für alle eine Herausforderung darstellen, und wenn die Märkte für Elektrofahrzeuge weiter wachsen, dürfte eine weitere Phase der Lithiumknappheit folgen," lautet Phillips optimistischer Ausblick.
Tatsächlich rechnen nicht wenige Analysten und Branchenvertreter mit einer Erholung des zuletzt schwächelnden Elektroautomarktes. Neben einer Verbesserung der gerade in China schwächelnden Konjunkturlage dürften auch die erwarteten Leitzinssenkungen wie von der US-Zentralbank Fed für ein erhöhtes Interesse der Verbraucher für größere Anschaffungen wie ein E-Auto sprechen. Experten prognostizieren "Yahoo Finance" zufolge, dass bis 2035 rund die Hälfte der weltweiten Neuwagenverkäufe auf Elektroautos entfallen wird. Allein in Deutschland sollen 2030 schon 15 Millionen E-Autos fahren, wie "Focus" berichtet. Dies würde eine steigende Nachfrage nach Lithium, einem wichtigen Rohstoff für die Herstellung der Elektroautobatterien, bedeuten. Das derzeitige Überangebot von Lithium würde dadurch überwunden werden. Frank Nikolic, Analyst bei dem Business-Intelligence-Unternehmen CRU Group, äußert in diesem Punkt Zuversicht und spekuliert, dass möglicherweise ab 2027 oder 2028 wieder Angebotsdefizite auftreten könnten.
Redaktion finanzen.net
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