Die goldene Stunde Tobias Kascha

Die Goldene Stunde: Casino und das Finanzsystem

10.04.25 15:08 Uhr

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Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Geld ist ein entscheidender Faktor in unserer Gesellschaft. Für den einzelnen macht es viele Dinge einfacher, wenn er es hat und darüber bestimmen kann, wofür er es einsetzt. Planbarkeit ist ebenso entscheidend und der Verlass darauf, dass die aktuellen Regeln für den Umgang mit Geld Bestand haben werden.

Seit 2008 bin ich im Handel mit Edelmetallen tätig. Davor habe ich eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und das Institut kurz nach der Finanzkrise 2008/09 verlassen.

Seitdem beschäftigt mich ein Gedanke immer wieder: Die Regeln der Finanzanlage und der Umgang damit.

Gerade in den Krisenjahren 2008/2009 haben viele Anleger enorme Verluste gemacht - institutionelle und private Anleger. Die Schäden, die Privatanleger erlitten, mussten diese zum Großteil selbst tragen. Die Verursacher, besonders viele Finanzinstitute, stehen heute besser dar denn je.
Wie kann das sein? Wie konnten diese Institutionen so gestärkt aus der Krise hervorgehen? Es mag zu einfach formuliert sein, doch aus meiner Sicht - und das sind auch Lehren aus der Geschichte, war ein Hauptgrund: Die Regeln wurden geändert! Um das Finanzsystem zu stabilisieren, wurden Vorschriften gelockert, Notenbanken warfen die Druckerpressen an, Staaten und Bundesländer sprangen als Bürgen für private Institutionen ein. Dinge, die zuvor als unmöglich oder zumindest höchst unwahrscheinlich galten - negative Zinsen, staatliche Rettungspakete in Billionenhöhe, Zentralbanken, die Staatsanleihen aufkaufen - wurden plötzlich Realität.
Das wiederholte sich: In der Euro-Krise 2012, bei der Brexit-Entscheidung 2016, in der Corona-Pandemie 2021, während des Ukrainekrieges - immer dann, wenn das System wankt, wurden die Spielregeln neu angepasst.

Nun stehen wir wieder vor gravierenden Veränderungen - geopolitisch, wirtschaftlich und finanzpolitisch.

Donald Trump füllt jeden Morgen die Schlagzeilen unserer Medien. Themen, von denen wir glaubten, Sie seien gesetzt, sind nicht mehr so sicher.
Auch die Börsen und Finanzmärkte bewegt das. Neben den "Dauerbrennern", wie Inflation, Zinsen und Unternehmensdaten kommen ständig neue Themen so wie aktuell das Thema Zölle und Gegenzölle oder andere Gegenmaßnahmen. Die Börsenkurse gleichen nicht selten einer Achterbahnfahrt. Auch in Deutschland ändert sich viel. Bevor die neue Regierung im Amt ist, sprechen wir bereits über eine Reform der Schuldenbremse, ein 500 Milliarden Euro großes Schuldenpaket und diskutieren, wie das alles bezahlt werden wird.

Bei alledem könnte man auf die Idee kommen, wir wären in einem Casino.

Erinnern Sie sich noch an den gleichnamigen Film: "Casino" aus dem Jahr 1995 mit Robert De Niro in der Hauptrolle?
De Niro spielt die Rolle von Sam "Ace" Rothstein, einem brillanten, aber knallharten Casino-Betreiber. Die berühmte Erkenntnis "Am Ende bleibt das Geld immer im Haus" ist nicht ein einzelnes Zitat, sondern das zentrale Thema des Films.

Während des gesamten Films zeigt Rothstein, wie das Casino funktioniert:

  • Spieler gewinnen manchmal - aber nie langfristig!
  • Das Casino passt die Regeln an, um sicherzustellen, dass es immer einen Vorteil hat!
  • Wer glaubt, das System schlagen zu können, wird am Ende aus dem Spiel entfernt - oft buchstäblich!

Eine der besten Szenen, ist diejenige, in der Rothstein erklärt, wie das Casino mit High Rollern umgeht. Wenn ein Spieler zu viel gewinnt, wird ihm das Gefühl gegeben, er sei besonders, man bietet ihm Suiten, Essen, Ablenkungen - bis er schließlich wieder verliert.

Das Konzept, dass das Haus immer gewinnt, wird durch den gesamten Film hindurch als eine unausweichliche Wahrheit dargestellt. Niemand, der am Tisch sitzt, kann es auf Dauer schlagen. Der einzige Weg, wirklich zu gewinnen, ist nicht zu spielen - oder besser gesagt: Das Casino zu besitzen.

Diese Lektion ist eine Analogie zum Finanzsystem:

  • Der Durchschnittsanleger glaubt, er könne "das Spiel schlagen".
  • Die Zentralbanken, Geschäftsbanken, Großinvestoren und der Gesetzgeber agieren wie das "Haus" - und kontrollieren so das Spiel.

Eine Stelle im Film, die diesen Mechanismus beschreibt, ist, als Rothstein sagt:
"The more they bet, the more we take. It's the law of averages. We get the vig, we get the juice. We control the action."
(Dt: Je mehr die Spieler wetten, desto mehr nimmt das Casino ein. Es ist ein Naturgesetz. Wir bekommen unsere Gebühr, wir kassieren die Provision. Wir kontrollieren das Spiel.)

Einige Bitcoin-Anleger fühlen sich eventuell gerade ähnlich, nachdem die SPD selbstbewusst in den Koalitionsverhandlungen eine Steuer auf Bitcoin-Transaktionen gefordert hat - analog zu den Abgeltungssteuern für Aktiengeschäfte.

Wenn Sie in Aktien, Derivate oder Krypto investieren, sitzen Sie mit am Tisch und hoffen, dass das System fair bleibt. Doch wer Gold - besonders physisch - besitzt, kann zumindest einen Teil seiner (Teilnahme-)Chips vom Tisch nehmen. Diese sind so nicht mehr Teil des Spiels - sondern liegen außerhalb der Kontrolle des Casinos.
Denn Gold unterliegt nicht der absoluten Kontrolle von Banken oder Regierungen. Es kann nicht beliebig vermehrt, gedruckt oder abgewertet werden.

Physisches Gold kann einen Teil Ihres Wohlstandes absichern. Am Ende macht es immer die Mischung Ihres Portfolios. 10-20 Prozent in Zeiten erhöhter, realer Inflation könnten durchaus sinnvoll sein.

Bleiben Sie zuversichtlich, achten Sie auf Ihre Anlagestrategie und seien Sie in der nächsten Zeit doch etwas mehr wie das "Haus".

Über Meinungen und Rückmeldungen freue ich mich unter: goldenestunde@philoro.com.

Herzlichst
Ihr Tobias Kascha
Für Infos und Ratgeber, was man in schwierigen Zeiten mit seinem Geld machen kann um sinnvoll in Edelmetalle zu investieren - bitte hier klicken:
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Der Autor

Tobias Kascha, Geschäftsführer philoro EDELMETALLE in Deutschland
Tobias Kascha hat bis heute über ein Jahrzehnt Erfahrungen in der Edelmetallbranche gesammelt. Dabei übte er unterschiedlichste Fach- und Führungsrollen aus. Nach einer Banklehre und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre übernahm er verantwortungsvolle Positionen im Bankwesen und bei führenden Edelmetallhändlern im deutschsprachigen Raum. Seit August 2023 ist Tobias Kascha in der Geschäftsführung von philoro EDELMETALLE in Deutschland am Stammsitz in Leipzig tätig.