Öl-Analyst: Darum werden die Ölpreise nicht auf 100 Dollar pro Barrel klettern
Nachdem die Ölpreise zuletzt mehrjährige Höchststände erreichten, meldeten sich Stimmen, dass bald sogar die Marke von 100 Dollar erreicht werden könnte. Doch Öl-Analyst Osama Rizvi hält dies für unwahrscheinlich und rät vielmehr dazu, die zahlreichen bearishen Argumente nicht aus dem Blick zu verlieren.
Werte in diesem Artikel
• Positive Stimmung am Ölmarkt
• Osama Rizvi sieht die 100-Dollar-Marke außer Reichweite
• Viele bearishe Argumente
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise in Verbindung mit Unstimmigkeiten innerhalb des mächtigen Ölverbunds OPEC+ haben beim Ölpreis eine beeindruckende Rally angestoßen. So konnte der Ölpreis im bisherigen Jahresverlauf bereits um über 50 Prozent klettern.
Angesichts dessen nahm die Zahl der Ölbullen zuletzt deutlich zu, wobei einige von ihnen den Ölpreis in absehbarer Zeit sogar oberhalb des nicht nur psychologisch wichtigen Preisziels von 100 Dollar pro Barrel sehen. Goldman Sachs-Rohstoffexperte Jeffrey Currie beispielsweise hält einen dreistelligen Dollarpreis durchaus für möglich und auch die Experten der Bank of America sehen den Ölpreis im Sommer 2022 wieder oberhalb der wichtigen 100-US-Dollar-Marke.
Nachfrage aus China
Doch für solch optimistische Prognosen sei es noch zu früh, meint Öl-Analyst Osama Rizvi bei "OilPrice.com". Zwar gebe es derzeit durchaus viele bullishe Faktoren, aber eben gleichzeitig auch zahlreiche bearishen Argumente.
Da wäre zum einen China, der weltgrößte Ölimporteur zu nennen. Das Reich der Mitte hatte die Gunst der Stunde genutzt als die Ölpreise auf ein 20-Jahres-Tief eingebrochen waren und sich mit großen Mengen Öl eingedeckt. Jetzt, während die Ölpreise wieder deutlich zulegen, können die chinesischen Raffinerien auf diese Reserven zurückgreifen. Dies bedeutet andererseits, dass die Ölimporte und damit die Ölnachfrage Chinas abnehmen dürften, erklärt Osama Rizvi.
Öl aus dem Iran
Daneben hat der Analyst anscheinend noch Hoffnung auf eine Einigung im Atomstreit mit dem Iran. Er sieht daher nicht nur das Potenzial, dass das Land wieder 2,8 Millionen Barrel pro Tag fördern könnte - das Niveau bevor die USA Sanktionen gegen den Iran einführten - sondern es könnte zusätzlich auch noch Öl aus den iranischen Lagerbeständen, die inzwischen auf 60 Millionen Barrel angewachsen sind, auf den Markt kommen.
Handelskonflikt USA vs. China
Ein weiterer geopolitischer Faktor sei der andauernde sino-amerikanische Handelsstreit, der noch von Ex-Präsident Donald Trump losgetreten worden war. Doch auch die neue Regierung von Joe Biden begreift China als größten Konkurrenten und will einen harten Kurs gegenüber dem Rivalen verfolgen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger will sich Biden dabei jedoch mit internationalen Verbündeten abstimmen. So warfen jüngst die G7-Staaten, insbesondere auf Druck der USA, China unfaire Handelspraktiken und Menschenrechtsverstöße vor.
Die Konfliktpalette ist groß. Auf der wirtschaftlichen Seite werfen die USA dem Reich der Mitte unangemessene staatliche Subventionen, Marktbarrieren, den Diebstahl geistigen Eigentums sowie erzwungene Technologietransfers vor. Weitere Streitthemen sind aber auch Pekings Umgang mit den Uiguren und mit Hongkong sowie die Unterstützung der USA für Taiwan.
Sollte es zu einer Eskalation der Streitigkeiten kommen, so würde dies laut Osama Rizvi auch Ärger für den Ölmarkt bedeuten. Es seien solche geopolitischen Veränderungen, die in der Vergangenheit den größten Einfluss auf die allgemeine Stimmung am Ölmarkt gehabt hätten.
US-Ölindustrie
Ferner weist der Analyst darauf hin, dass bei einem weiter steigenden Ölpreis die US-Frackingindustrie ihre Produktion und damit das Angebot auf dem Ölmarkt steigern dürfte. Dazu muss man wissen, dass insbesondere bei vielen amerikanischen Schieferölfirmen die Förderkosten im internationalen Vergleich relativ hoch liegen. Denn die Fracking-Fördertechnik, bei der chemische Flüssigkeiten in tiefliegende Gesteinsschichten gepresst werden, ist sehr teuer.
Corona-Virus
Besorgt blickt Osama Rizvi zudem nach Europa, wo sich insbesondere in Deutschland, Spanien und Portugal die Delta-Variante des Corona-Virus zunehmend ausbreitet. Dies könne auch Probleme für die Weltwirtschaft nach sich ziehen.
Fazit
Derzeit neigen die Marktteilnehmer dazu, schon auf leicht positive Nachrichten stark zu reagieren, wogegen sie bearishe News weitgehend ignorieren, meint Rizvi. In einem solchen Umfeld könne ein plötzlicher Stimmungsumschwung eine starke Änderung der Ölpreise zur Folge haben. Zwar könne er nicht sagen, was einen solchen Umschwung auslösen werde, doch werde es sehr wahrscheinlich dazu kommen, bevor der Ölpreis auf 100 Dollar steigt.
Die 100-Dollar-Marke sei zuletzt 2014 erreicht worden und das derzeitige Umfeld würde aktuell ein solches Preisniveau nicht rechtfertigen. Dazu sei schon ein bedeutendes geopolitisches Ereignis, wie beispielsweise ein Raketenangriff auf eine Raffinerieanlage, erforderlich, so der Öl-Analyst.
Redaktion finanzen.net
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