Schwarzer Schwan

Analystin: Größtes systemisches Risiko für den Energiemarkt wird übersehen

12.07.22 22:49 Uhr

Analystin: Größtes systemisches Risiko für den Energiemarkt wird übersehen | finanzen.net

Während der russische Angriffskrieg in der Ukraine für einen deutlichen Ölpreisanstieg gesorgt hat und weltweit über einen Preisdeckel für russisches Öl diskutiert wird, sieht eine Analystin den Energiemarkt von anderer Seite gefährdet und spricht von einem "unterschätzten Schwarzen Schwan".

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

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• Ölpreise seit Jahresbeginn deutlich gestiegen
• Stromnetze ein unterschätztes Risiko?
• Expertin warnt vor Ausfällen wie in Texas 2021

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Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat für Turbulenzen an den Energiemärkten gesorgt. Besonders deutlich wird dies bei einem Blick auf den Ölpreis, der seit Jahresbeginn kräftig zugelegt und damit die Inflation zusätzlich befeuert hat. Während Russland als großer Ölimporteur von den hohen Preisen profitiert, ächzen insbesondere Verbraucher und Industrie unter dem massiven Preisanstieg, was innerhalb der G7 Diskussionen über einen Preisdeckel für russisches Öl ausgelöst hat. Brynne Kelly, Energiehändlerin bei Cornerstone Futures, sieht aber einen noch deutlich größeren Einflussfaktor für den Ölpreis, den sie in einem Blogbeitrag als einen "potenziellen Katalysator für Chaos auf den Energiemärkten" bezeichnet.

Stromnetze als "unterschätzter Schwarzer Schwan"?

Die nächste Schwachstelle für die Öllieferkette sieht die Expertin insbesondere in der Energieinfrastruktur in den USA. Konkret nennt sie die Gefahr, versagender US-Stromnetze einen potenziellen "Schwarzen Schwan", der Chaos auf den Energiemärkten anrichten könnte. Ein solches Ereignis, das am Markt weitgehend unwahrscheinlich ist und daher überraschend eintritt, könnte fatale Folgen für die Energieversorgung haben, glaubt Kelly, denn ihrer Ansicht nach würden "diese Risiken unter der Oberfläche übersehen", könnten aber schwerwiegende Auswirkungen haben.

Während Rohöl nicht vorrangig zur Stromerzeugung verwendet wird, wird Strom selbst benötigt, um Öl herzustellen, merkte Kelly an. "Anders gesagt, ein Ausfall des Stromnetzes KÖNNTE das nächste Problem der Ölkettenversorgung sein", sagte sie.

Texas als warnendes Beispiel

Dabei verweist die Expertin auf den Wintersturm Uri, der im vergangenen Jahr die Energieversorgung im südlichen US-Bundesstaat Texas zusammenbrechen ließ und Millionen Haushalte zeitweise ohne Strom ausharren mussten. In diesem Zusammenhang sei deutlich geworden, wie vernetzt der Energiekomplex sei, schreibt Kelly weiter. Ein Staat, der reich an Energieproduktion sei, sei plötzlich nicht mehr in der Lage gewesen, den Betrieb ohne Strom fortzusetzen, dies habe einen Dominoeffekt ausgelöst. Sollte ein solches Ereignis auf größerer Ebene stattfinden, könnte dies dramatische Folgen haben: "Ohne Stromversorgung könnten mehrere Systeme, die den Betrieb der Wirtschaft unterstützen, nicht funktionieren", betont die Stromhändlerin.

Das Stromnetz in den USA sei nicht zuverlässig, wie eine aktuelle Bewertung durch die US-Handelskammer zeige, die zu dem Ergebnis komme, dass die Umstellung auf saubere Energie schneller voranschreite als dafür notwendige Technologien, um die Zuverlässigkeit des Stromnetzes zu gewährleisten. Nicht nur die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf saubere Energiequellen macht der Expertin dabei Sorgen, sondern auch die bevorstehende hohe Stromnachfrage in den Sommermonaten.

Anleger sind sich des Risikos nicht bewusst

Das Wichtigste, so Kelly, sei, dass die Märkte für Öl, Benzin und Erdgas angesichts des Ukraine-Krieges und der Sanktionen bereits auf der Angebotsseite angespannt seien. Eine Unterbrechung der Zuverlässigkeit der Stromversorgung sei ein potenzielles Risiko, das man kennen sollte. "Bisher gab es keine Probleme an der letzten Station der Kette, der Stromerzeugung und -übertragung. Unabhängig davon ist die Lieferkette anfällig", sagte Kelly.

Noch schlage sie zwar keinen Alarm, betonte aber, das Risiko sei schlecht quantifiziert. "Es spielt keine Rolle, bis es eine Rolle spielt, leider."

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Istockphoto, gyn9037 / Shutterstock.com

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