Keine kurzfristigen Kurstreiber?
Weshalb beim Ölpreis derzeit die Abwärtsrisiken überwiegen.
Einige der jüngst präsentierten Konjunkturindikatoren – allen voran in den USA – machen zwar durchaus Mut. Ob deswegen der Ölpreis kräftig ansteigen wird, darf aber zumindest bezweifelt werden.
Mögliche Kurs-Bremsen
Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs des „schwarzen Goldes“ weiter sinken könnte, scheint derzeit recht hoch. Belasten könnte den Preis zum einen das steigende Angebot in den USA, im Irak und in Venezuela. Erschwerend kommt hinzu, dass auf der anderen Seite die Nachfrage wohl nicht – zumindest nicht signifikant – ansteigen wird, zumal das chinesische Wachstum zuletzt enttäuschte und Ministerpräsident Li Keqiang jüngst signalisierte, dass er künftig sogar mit noch niedrigeren Wachstumsraten als zuletzt zufrieden sei. Der aktuell recht robuste Dollar sowie die historisch hohen US-Rohöllagerbestände sprechen ebenfalls nicht für einen steigenden Ölpreis.
Erdöl: In der Verkaufszone
In der mittelfristigen Betrachtung wurde der seit 2009 dauernde Aufwärtstrend beim Öl im Frühjahr 2012 nach unten durchbrochen – und seither hat sich der Ölpreis auch nicht wirklich verändert.
Wenig Schwung
In den vergangenen Monaten ist der Preis für Brent aber noch einmal deutlich nach unten abgeknickt, selbst die 100er-Marke wurde kurz unterschritten. Derzeit pendelt das Öl schwunglos um die 104 US-Dollar je Barrel, aber immer noch deutlich unter seinen gleitenden Durchschnitten – und damit in der Verkaufszone. Ein möglicherweise weiteres Abrutschen könnte allerdings vom kurzfristigen Aufwärtstrend gestoppt werden.
Kemal Bagci ist Derivate-Spezialist bei der RBS. In dieser Position entwickelt er strukturierte Produktlösungen, unter anderem auf Aktien- und Rohstoffmärkte. Nach seinem Studium in International Finance in Deutschland und den USA stieg er im Jahr 2005 bei der Deutschen Asset Management in London ein. Seit März 2010 ist er bei der RBS in Frankfurt tätig.
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