+500 Prozent: DIW warnt vor neuen Rekordpreisen bei Lithium, Kupfer & Co.
Im Rahmen der Energiewende wächst vor allem die Nachfrage nach Lithium, Kupfer, Nickel und Kobalt deutlich, da diese Metalle in großen Mengen in Solar- und Windkraftanlagen sowie in den Batterien für Elektroautos zum Einsatz kommen. Da das Angebot bei diesen Metallen jedoch voraussichtlich nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann, warnt das DIW vor kräftigen Preissteigerungen.
Werte in diesem Artikel
• Energiewende führt zu wachsender Nachfrage bei Kobalt, Lithium, Nickel, Kupfer
• Preissteigerungen bis 2030 um mehr als 500 Prozent möglich
• Kein schneller Preisrückgang erwartet
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Kobalt, Lithium, Nickel und Kupfer sind für die Energiewende von zentraler Bedeutung. Denn während Kupfer vor allem in großen Mengen für den Bau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen benötigt wird, bestehen die Batterien von E-Autos häufig zu einem signifikanten Teil aus Kobalt, Lithium und Nickel. Falls die globale Wirtschaft bereits im Jahr 2050 die CO2-Neutralität erreichen würde, hätte das große Auswirkugen auf den Preis für diese Metalle, schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Studie.
Energiewende treibt Nachfrage - Angebotsseite kann nur langsam reagieren
Das DIW beruft sich bei den im Rahmen der Studie vorgenommenen Schätzungen auf ein Netto-Null-Emissionen-Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA), in dem die globalen CO2-Emissionen im Jahr 2050 auf "netto null" fallen und der Verbrauch der vier Metalle daher deutlich ansteigen würde. Als Basiswert wurden dabei Daten aus dem Jahr 2020 herangezogen. Ausgehend davon werde sich der Kupferverbrauch bis 2040 nahezu verdoppeln und der für Nickel mehr als verdreifachen. Noch kräftiger nachgefragt würden Kobalt und Lithium: So würde der Kobaltverbrauch auf mehr als das Sechsfache steigen, der von Lithium auf mehr als das Zwanzigfache, schreibt das DIW. "Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen wird in den kommenden Jahrzehnten steil nach oben gehen, so die Annahme in dem untersuchten Szenario, das keine Prognose darstellt", heißt es in der Studie weiter.
Die durch die Energiewende bedingte steigende Nachfrage könnte sich letztlich aber auch zu einem Hindernis für ebendiese entwickeln. Denn die Produzenten können laut DIW kurzfristig nur begrenzt auf eine steigende Nachfrage reagieren, indem sie bereits vorhandene Kapazitäten stärker nutzen. Für eine stärkere Steigerung des Angebots benötige es bei Lithium einige Jahre an Vorlaufzeit, bei Kupfer, Nickel und Kobalt sogar bis zu 20 Jahre, da diese in Minen abgebaut werden und zunächst neue Bergwerke erschlossen werden müssten. Das Angebot zeige sich daher zunächst unelastisch, würde dann jedoch langsam zunehmen, heißt es in der DIW-Studie. Bis es soweit ist, dürften die Preise jedoch kräftig steigen.
Teils steiler Preisanstieg erwartet
Im Netto-Null-Emissionen-Szenario, in dem die Weltwirtschaft bis 2050 frei von CO₂-Emissionen wäre, könnten die Preise für die genannten Metalle schon bald neue Rekorde erreichen. Ausgehend von den Preisen im Jahr 2020 errechnet das DIW bis 2030 für Kobalt ein Preissteigerungspotenzial um 520 Prozent von 35.000 US-Dollar pro Tonne auf 217.000 US-Dollar pro Tonne. Lithium dürfte sich von 6.000 US-Dollar pro Tonne um rund 170 Prozent auf 16.000 US-Dollar pro Tonne verteuern, während Nickel mit 37.000 US-Dollar pro Tonne im Jahr 2030 gut 160 Prozent mehr kosten dürfte als noch 2020 (14.000 US-Dollar pro Tonne). Der Kuperpreis könnte bis 2030 um knapp 70 Prozent von 6.000 US-Dollar pro Tonne auf 10.000 US-Dollar pro Tonne anziehen. "Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachfrage weiter stark zunimmt, dürften die Preise für Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt um das Jahr 2030 herum auf einen Höchststand steigen und dort auch über Jahre verharren", so DIW-Ökonom Lukas Boer in einer Pressemitteilung. Im Jahr 2040 dürften die Preise für drei der vier Metalle laut DIW-Schätzung dann jedoch wieder deutlich gefallen sein, lediglich Nickel dürfte sich auf 44.000 US-Dollar pro Tonne noch weiter verteuern.
In einem Interview auf der Webseite des DIW wies Boer zwar darauf hin, dass die Preise für die vier Metalle auch schon in der Vergangenheit ähnliche Höhen erreicht hätten - so kostete Nickel etwa im Jahr 2007 zeitweise 47.000 US-Dollar pro Tonne -, jedoch seien die Preise dann "innerhalb von ein, zwei Jahren wieder gefallen. Das wäre hier in dem betrachteten Szenario nicht der Fall. Die Preise würden erst nach einigen Jahren wieder auf niedrigere Niveaus sinken", stellte der DIW-Ökonom klar. "Damit würden sie ein Hindernis für die Energiewende darstellen."
Metalle als das neue Öl
"Metalle könnten [...] über die nächsten Jahre den Stellenwert von Rohöl erreichen und damit relevante Rohstoffe werden, die maßgeblich Inflation, internationalen Handel und Wirtschaftsleistung beeinflussen", so Boer. Tatsächlich habe eine Schätzung des möglichen zukünftigen Produktionswertes für Rohöl über die nächsten 20 Jahre ergeben, dass dieser in etwa ähnlich groß sei wie der zukünftige Produktionswert von Lithium, Kupfer, Nickel und Kobalt zusammen.
Das alles gelte allerdings nur, wenn die Entwicklung tatsächlich so einträte wie im Rahmen des Netto-Null-Emissionen-Szenario geschätzt. Sollte hingegen die aktuelle Politik weitergeführt werden, dürften die Preise auf dem Niveau von 2020 bleiben, so das DIW. Auch unvorhersehbare technische Fortschritte, wie etwa die Entdeckung und Nutzung geeigneter alternativer Materialien für die Erzeugung erneuerbarer Energien, könnten die Preisanstiege dämpfen und die Kosten für die Energiewende senken. Auch feste Recyclingquoten und Ressourceneffizienzprogramme könnten dazu beitragen, dass die Preisanstiege geringer ausfallen als in dem Szenario berechnet. "Am Ende aber kommt es entscheidend darauf an, technologischen Fortschritt zu fördern, Markttransparenz zu steigern und Metallproduzenten Planungssicherheit zu geben, damit Preissteigerungen abgeschwächt werden können und ein begrenztes Metallangebot die Energiewende nicht schwerwiegend bremst", so DIW-Ökonom Boer.
Redaktion finanzen.net
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