ExxonMobil übernimmt Pioneer: Wie sich die Fusion auf den US-amerikanischen Ölmarkt auswirken könnte
Am 11. Oktober hat ExxonMobil die Übernahme von Pioneer verkündet. Welche Auswirkungen könnte der Zusammenschluss beider Unternehmen auf den US-Ölmarkt haben?
Werte in diesem Artikel
• ExxonMobil verkündet Milliardendeal mit Pioneer
• Perm-Produktion soll bis 2027 auf etwa zwei Millionen Barrel gesteigert werden
• Höherer Einfluss bei Verhandlungen mit Dienstleistern
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Milliardendeal
Wie ExxonMobil am 11. Oktober via Pressemitteilung bekannt gegeben hat, wurde die Fusion mit Pioneer Natural Resources mittels einer reinen Aktientransaktion im Wert von 59,5 Milliarden US-Dollar beschlossen. Der gesamte implizite Unternehmenswert der Transaktion unter Berücksichtigung der Nettoverschuldung liegt laut Pressemitteilung bei rund 64,5 Milliarden US-Dollar. Durch die Fusion werden die über 850.000 Netto-Hektarflächen von Pioneer im Midland-Becken mit den 570.000 Netto-Hektarflächen von ExxonMobil im Delaware- und Midland-Becken kombiniert. Damit verspricht sich Exxon eine führende Position in der Branche mit qualitativ hochwertigen, unerschlossenen, unkonventionellen Ressourcen in den USA. Gemeinsam verfügen die Unternehmen über geschätzte 16 Milliarden Barrel Öläquivalentressourcen im Perm-Becken.
Bedeutung für US-Ölmarkt
Wie die Nachrichtenagentur Reuters jedoch im Vorfeld der Übernahme berichtet, könnte die Fusion der beiden Unternehmen laut Experten das Produktionswachstum im größten US-Ölfeld weiter bremsen und Pipeline-Unternehmen und Zulieferer unter Druck setzen. Die Konsolidierung, die hohe Kosteninflation und die Renditeanforderungen der Anleger haben das Produktionswachstum in der Perm-Schieferformation in West-Texas und im Osten von New Mexico in diesem Jahr gedrosselt. Laut Regierungsangaben werde die Rohölproduktion im Perm in diesem Jahr voraussichtlich um etwa 430.000 Barrel pro Tag (bpd) steigen, was deutlich unter dem Zuwachs von einer Million bpd im Jahr 2019 liegt. Exxon, der bis dato fünftgrößte Produzent in der Perm-Region, hatte bis 2025 ein Ziel von bis zu einer Million bpd für seine Aktivitäten dort festgelegt, das kürzlich auf das Jahr 2027 verschoben wurde. Durch den Erwerb von Pioneer steigt die Produktion von Exxon auf etwa 1,33 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag, was weit über dem Ziel liegt. Ajay Bakshani, Direktor für Analytik bei der Forschungsfirma East Daley Analytics, merkte dazu an: "Mit dem Pioneer-Deal besteht die Möglichkeit, dass Exxon behaupten kann, sein Wachstumsziel für die Produktion im Perm erreicht zu haben, und daher nicht mehr so schnell wachsen muss, wie es ursprünglich geplant war".
Bis 2027 wird laut der Pressemitteilung zur Fusion jedoch eine Steigerung auf etwa zwei Millionen Barrel erwartet. Dies soll zur Stärkung der US-Energiesicherheit beitragen, indem es die besten Technologien, operative Exzellenz und finanzielle Leistungsfähigkeit für eine bedeutende heimische Versorgungsquelle bereitstellt, was der amerikanischen Wirtschaft und ihren Verbrauchern zugutekommen soll, so das Unternehmen laut der Mitteilung.
Wachstumstempo wegen geringer Bohraktivitäten verlangsamt
Zuletzt habe sich das Wachstumstempo aufgrund von geringeren Bohraktivitäten verlangsamt, obwohl US-Ölproduzenten mehr Öl pumpen, erklärt Reuters. Experten nach hätten Fusionen die Bohrbudgets gekürzt. Insgesamt schalteten Öl-Unternehmen im letzten Jahr 36 aktive Bohrinseln ab, was einem Rückgang von rund zehn Prozent entspreche. Die Inaktivität von Bohrinseln hat weitreichende Auswirkungen auf das Geschäft im Bereich Ölfeld-Services und Pipelines. Dies liege daran, dass Stilllegungen zu einer Verringerung der Ausrüstungsnutzung, einer Abnahme der Arbeitsaufträge und einem verschärften Wettbewerb unter den Kunden führen. In früheren Fusionen resultierte dies schließlich häufig in Personalabbau bei den übernommenen Unternehmen.
Pioneer-CEO Sheffield, der nach Abschluss der Transaktion dem Vorstand von Exxon beitreten wird, hat zuletzt seine Absicht angekündigt, sich zum Jahresende von Pioneer zurückzuziehen, so Reuters. Nach Abschluss des Verkaufs erhält er ein Ausstiegspaket in Höhe von 29 Millionen US-Dollar. Vier weitere Top-Führungskräfte von Pioneer sollen zusammen eine Abfindung in Höhe von rund 42 Millionen US-Dollar erhalten. "Heute ist ein bittersüßer Tag für mich", teilte Sheffield seinen Mitarbeitern in einem Brief mit und versprach, dass seinen Ölfeldarbeitern und den meisten Büromitarbeitern Stellen bei Exxon angeboten werden oder eine Abfindung, sollten sie das Angebot ablehnen. Exxon-Chef Woods erklärte in einer Telefonkonferenz außerdem: "Es geht uns nicht darum, den Betrieb der Bohrinseln oder die Personalzahl zu kürzen. Wir schauen uns an, wie wir das Beste aus beiden Betrieben nutzen und Volumen und Aktionärsrenditen steigern können".
"Es steht außer Frage, dass ihnen [Exxon] eine Position dieser Größe, einen erheblichen Einfluss bei Verhandlungen oder Verträgen mit den Dienstleistern verschaffen würde", erklärt außerdem Ben Crook, Portfoliomanager beim Hennessy Energy Transition Fund. Während Pioneer einen Großteil seines geförderten Öls über Pipelines von Targa Resources auf den Markt transportiert, setzt Exxon hauptsächlich auf Energy Transfer und nur in geringerem Maße auf Targa, erklärte Bakshani von East Daley. Im Falle einer Fusion von Pioneer und Exxon könnte es wahrscheinlich dazu führen, dass Exxon verstärkt Volumina auf Pipelines umleitet, an denen es beteiligt ist. Hierzu zählt beispielsweise die Wink-to-Webster-Pipeline, an der Exxon im Rahmen eines Joint Ventures beteiligt ist, zu dem auch Unternehmen wie Plains All American und MPLX gehören. Robert Webster, CEO der Beratungsfirma für Öl, Gas und Kohlenspeicherung, Intermontane Oil LLC, erklärt: "Das fusionierte Unternehmen könnte möglicherweise bessere Vertragskonditionen aushandeln, basierend auf dem schieren Umfang der zu erwartenden Geschäftstätigkeit. Volumen spielt immer eine entscheidende Rolle bei Vertragsverhandlungen".
Redaktion finanzen.net
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