Klein, aber teuer

Edelsteine und Diamanten: Bunte Werte

25.12.13 03:00 Uhr

Farbige Juwelen sind bei den Reichen und Schönen begehrt. Die Flucht in Sachwerte heizt die Preise zusätzlich an. Was beim Kauf zu beachten ist.

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von M. Braun Alexander, Euro am Sonntag

Was Steine angeht, so wäre das Jahr 2013 wohl ganz nach dem Geschmack des Bauhaus-Gründers Walter Gropius gewesen, der seinerzeit erklärte: "Bunt ist meine Lieblingsfarbe."

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Das Auktionshaus So­theby’s, das im November in Genf ein zartrosa Etwas auf den Markt warf, dürfte das ähnlich sehen. Das Etwas, ein lupenreines Steinchen von 11,9 Gramm, hieß "Pink Star" und wurde für 83,2 Millionen Dollar, umgerechnet 62 Millionen Euro, an den New Yorker Schleifer Isaac Wolf verkauft. Es ist somit der teuerste Edelstein der Welt.

Fast unter ging bei dem Rekord­zuschlag, dass im November auch der größte orangefarbene Diamant, ein 14,8-Karäter, für ähnlich schillernde 35,5 Millionen Dollar bei Christie’s den Besitzer wechselte. Und schon im April versteigerte das Auktionshaus Bonhams in London eine diamantene Rarität von 5,3 Karat, diesmal in Blau, die Zierde eines vom italienischen Juwelier Bulgari in den 60er-Jahren erschaffenen Rings. Der Zuschlag erfolgte bei 7,3  Millionen Euro.

Seltene farbige Diamanten
Wer Gold beim aktuellen Kilotarif von 29.700 Euro für edel und kostbar hält, sollte bei diesen Auktionsresultaten mal den Taschenrechner zücken. Die Kilopreise der drei bunten Diamanten liegen in der Spanne von fünf bis neun Milliarden Euro. Zugegeben: rein theoretisch. Denn es ist ja gerade die außerordentliche Seltenheit farbiger Diamanten, die sie 300.000-mal so teuer wie das gelbe Edelmetall macht. Auf 10.000 farblos weiße Diamanten kommt beispielsweise nur ein gelber. Diese Knappheit erklärt, warum die Notierungen für bunte Diamanten, im Jargon Fancy Diamonds genannt, zum Jahreswechsel so hoch liegen wie bisher noch nie.

Klassische Farbedelsteine
Während die Fancy Diamonds angesichts des erforderlichen Budgets für die wenigsten bescherungstauglich sind, liegen klassische Farbedelsteine - allen voran Smaragde, Saphire und Rubine - für viele noch im erschwinglichen Bereich. Auch sie sind in den vergangenen acht Jahren allerdings deutlich im Wert gestiegen. Der Gemval Aggregate Index des gleichnamigen US-Branchen­beobachters, der 26 verschiedene Schmucksteine umfasst, verzeichnete seit Juli 2005 eine Wertsteigerung von 66 Prozent.

Die Wertentwicklung der drei Klassiker schneidet dabei noch vergleichsweise undynamisch ab. Der Preis von Smaragden beispielsweise bewegt sich seit einigen Jahren relativ wenig. Andere Farbedelsteine, die es in größeren Mengen gibt und die daher niedrigpreisiger sind, haben dagegen in jüngster Zeit die größten Wertzuwächse gesehen. Das gilt etwa für den gelben Citrin, den olivgrünen Peridot und für Topas, vor allem die seltenen hellblauen und orangefarbenen Varianten. Mit einem Plus von 140 Prozent legte der äußerst seltene Alexandrit seit 2005 am deutlichsten zu.

Geänderter Geschmack
Für den Boom des Bunten gibt es drei Gründe. Erstens wandelt sich der Schmuckgeschmack, vor allem in Europa und den Vereinigten Staaten, zwei Hauptmärkten der Juwelenbranche, wie auch das Weihnachtsgeschäft zeigte. Bulgari, seit 2011 eine Marke des französischen Luxuskonglomerats LVMH, warb mit Carla Bruni, die mit schweren Smaragden und Amethysten, Peridots und Spinellen behängt war wie der sprichwörtliche Christbaum.

Pomellato setzte auf Citrin, Amethyst und Peridot; Chopard auf Ringe mit Tansanit und Amethyst; Cartier, Tochter der Schweizer Richemont-Holding, auf Saphir und Smaragd. Ob Tiffany, Wempe, Van Cleef & Arpels oder Fabergé, mehr Farbe an Finger und Hals, Ohrläppchen und Handgelenk war nie. "Wir stehen erst am Anfang", sagt Ian Harebottle, der als Chef von Gemfields zurzeit mehr farbige Edelsteine aus der Erde holt als jeder andere. Zum Weihnachtsgeschäft 2013 hätten alle großen Marken ihren Bestand an bunten Steinen mehr als verdreifacht.

Immobilien, Gold, Juwelen
Zweitens setzen seit der jüngsten Finanz- und Schuldenkrise viele Anleger vermehrt auf Sachwerte wie Immobilien, Aktien, Rohstoffe, Gold, Diamanten - und bunte Edelsteine. Letzteres ist insofern sinnvoll, als Edelsteine in Relation zu ­Diamanten relativ preiswert sind, man für die jeweilige Anlagesumme also einen erheblich größeren Stein kaufen kann.

Wer 50.000 Euro in einen Diamanten erster Güte investiert, bekommt immer noch eine sehr übersichtliche Menge gepressten Kohlenstoffs. Ein Saphir, Smaragd oder Rubin für 50.000 Euro ist in der Regel hingegen ein Klassestück und ein beachtlich großes Geschoss. Spitzenstücke allerdings spielen auch hier bereits in einer Liga mit den besten Diamanten und sind ähnlich hochpreisig.

Große Nachfrage aus China
Drittens rollt China den Markt auf. Die 1,35 Milliarden Chinesen, von denen viele in den letzten 20 Jahren zu beträchtlichem Wohlstand gekommen sind, geben im Handel und bei Auktionen heute oft den Ausschlag - bei Gold wie bei Juwelen. Noch zur Jahrtausendwende war das Reich der Mitte für den Diamantenhandel unwichtig; heute ist es, seiner gewachsenen wirtschaftlichen Rolle entsprechend, zweitwichtigster Markt für die edlen Steine hinter den USA. Das gilt auch fürs Bunte.

Claudio Milisenda, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Edelstein­forschung in Idar-Oberstein, sieht "hohe Nachfrage auf dem asiatischen Markt, insbesondere in China". Auch Indien und die Länder des Nahen Ostens sind, was farbige Edelsteine angeht, traditionell Schwergewichte.

Noch in anderer Hinsicht ginge bei Edelsteinen nichts ohne Schwellenländer: Dort werden nicht nur Juwelen gekauft, sondern auch die meisten Rohsteine aus dem Boden geholt. Smaragde aus Kolumbien gelten als die besten, wobei viele Steine heute aus Sambia und Brasilien kommen. Bei Saphiren sind Kaschmir und Sri Lanka die führenden Erzeuger, während bei Rubinen Birma vorn liegt. In den nächsten Jahren könnte Mosambik aufrücken, wo der industrielle Abbau in der Region Montepuez kurz bevorsteht.

Flieder als neue Modefarbe
Wenn es nach den in der Welt von Design und Mode global anerkannten Farbtonexperten von Pantone geht, einem Unternehmen mit Sitz in Carlstadt im US-Bundesstaat New Jersey, bleibt das Geschäft mit Juwelen und Edelsteinen bunt.

Während smaragdgrün offizieller Farbton des Jahres 2013 war, wurde vor wenigen Tagen Radiant Orchid - zu Deutsch: leuchtende Orchidee - zur Trendfarbe 2014 gekürt; etwas vulgärer ausgedrückt: ein warmer Fliederton. Das spricht für Amethyst und den raren Tansanit, den es nicht nur in Tiefblau gibt, sondern auch in Violett und Flieder.

Acht Tipps für den Kauf farbiger Edelsteine

1. Spitzenqualität ist entscheidend. Was selten und von erstklassiger Güte ist, ist teuer und hat die besten Aussichten auf Wertsteigerungen.
2. Nur bei einem seriösen Händler kaufen. Vor einem Edelsteinkauf sollte man drei oder vier Anbieter aufsuchen, um ein Gespür für den Markt und die Preise zu entwickeln.
3. Die Einstiegssumme für Anleger, die einen Edelstein als Langfrist­anlage wollen, liegt bei 25.000 Euro.
4. Zur Vermögensanlage sind geschliffene Edelsteine geeignet, Schmuckstücke - gefasste Steine wie im Bild links - dagegen nur selten.
5. Vorsicht bei Steinen, die behandelt wurden. So senkt eine Farbverbesserung den Wert oft drastisch.
6. Ein Zertifikat ist heute Standard. Es sollte von einem renommierten Institut sein, eine Liste gibt es im ­Internet (www.lmhc-gemology.org).
7. Von Urlaubsspontankäufen im ­Erzeugerland ist dringend abzuraten.
8. Der Zeithorizont von Edelsteinanlegern sollte in Jahrzehnten ­gerechnet werden, nicht in Jahren.

Investor-Info

Gemfields
Bunte Sache für Risikobereite

Das wichtigste Unternehmen, das sich auf farbige Edelsteine spezialisiert hat, ist Gemfields. Die Londonder Firma legt Wert darauf, nur Steine aus ethischer Produktion zu vermarkten, deren Herkunft transparent ist. 2014 könnte die Übernahme einer weiteren Mine anstehen und dem Aktienkurs Auftrieb geben. Wegen politischer Risiken in vielen Minenländern ist der Titel nur was für Risikofreudige.

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