Interview

Edelmetallexperte Ciftci: Gold war ausverkauft

26.07.11 06:00 Uhr

Die Staatsschuldenkrisen treiben Anleger in Gold. Finanzen.net sprach mit Önder Ciftci, dem Chef des Edelmetallhändlers Ophirum Commodity GmbH.

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Finanzen.net: In der vergangenen Woche wurden die Schuldenberge in Italien, Griechenland und den USA heftigst diskutiert. Wie hat sich in diesen Tagen der physische Goldhandel bei Ophirum entwickelt?
Önder Ciftci:
Wollen Sie die Wahrheit hören?
..aber selbstverständlich...
In ganz Deutschland gab es bei Goldbarren massive Lieferschwierigkeiten. Unsere Lager waren komplett leergeräumt und die Lieferzeit hat sich von den üblichen zwei bis drei Werktagen auf eine Woche erhöht. Zweieinhalb Wochen lang war hier richtig Stress angesagt. Auf die eher kurze Sicht eines Händlers mag dies zwar toll sein, unter nachhaltigen Aspekten ist es aber etwas problematisch. Immer, wenn sich Anleger nämlich von Ängsten leiten lassen, werden traditionell auch Fehler gemacht. Grundsätzlich spricht zwar alles für Gold, kurzfristige Anlagemotive zum Kauf geringer Goldmengen oder die reflexartige Umschichtung großer Vermögensteile in Gold bergen aber erhebliche Risiken. An unserer Hotline mussten wir zuletzt nicht selten Käufer von ihren Kaufplänen abhalten.

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Wozu würden Sie bei physischen Goldinvestments raten, zu Münzen oder eher Barren?
Wer mit Gold lediglich anlegen möchte, um Vermögensschutz und Werterhalt zu betreiben, sollte aus Kostengründen auf jeden Fall Barren bevorzugen. Wer sein Gold jedoch ab und zu verschenken oder einfach nur anschauen möchte, dürfte mit Münzen glücklicher werden. Doch dieser „Mehrwert“ muss über höhere Prägekosten bezahlt werden.
Bei Silber ist es allerdings genau umgekehrt. Wie bei Platin und Palladium, muss bei Silberbarren der erhöhte Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent entrichtet werden. Bei Silbermünzen fällt hingegen der niedrigere Satz von sieben Prozent an, so dass eine identische Menge Silber durch den Kauf von Münzen sogar günstiger wird.

Ihre Gesellschaft handelt neben Gold auch die drei anderen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium. Wie teilen sich derzeit die gehandelten Edelmetallumsätze ungefähr auf?
Gegenwärtig fragen die Anleger in erster Linie Gold nach. Zwischen 60 und 65 Prozent unserer Umsätze dürfte auf das gelbe Edelmetall entfallen. Bei Platin und Palladium registrieren wir eher sporadische Umsätze, die nicht mehr als zwei Prozent ausmachen dürften, der Rest des Geschäfts entfällt auf Silber.

Beim Kauf von Edelmetallbarren oder –münzen müssen Anleger stets mehr als den reinen Materialwert bezahlen. Hat die verstärkte Nachfrage der vergangenen Wochen eher zu erhöhten oder reduzierten Prämien geführt?
Während an den Börsen ein wachsendes Investoreninteresse zu einer verbesserten Liquidität und niedrigeren Handelsspannen führt, läuft es beim physischen Goldhandel etwas anders. Um Gold in physischer Form an den Anleger zu bringen, bedarf es einer umfangreichen Lieferkette. Außerdem müssen die Goldmengen nicht nur produziert und ausgeliefert, sondern auch versichert und gelagert werden. Eine stark steigende Nachfrage führt hier zwangsläufig zu Engpässen. Aus diesem Grund haben sich in den vergangenen Wochen die Prämien pro Feinunze um ungefähr zwei bis drei Dollar erhöht.

Was halten Sie beim Kauf von physischem Gold für besonders wichtig?
Zuallererst sollte sich jeder im Klaren sein, dass Edelmetallbarren oder –münzen immer gegen Vorkasse gehandelt werden. Der Auswahl des Händlers sollte man daher die höchste Priorität einräumen. Während im „normalen“ Internethandel die durchschnittliche Warenkorbgröße bei 40 Euro liegt, haben wir bei Ophirum im Juli einen Durchschnittswert von 4.500 Euro verzeichnet. Wer Angst um sein Geld hat, sollte sich daher nicht blind auf Gold stürzen, sondern entsprechende Geschäfte ausschließlich mit den vier bis fünf etablierten und seriösen Adressen in Deutschland tätigen.

Und zuletzt noch die Gretchenfrage: Welche Kursziele halten Sie bei Gold und Silber für erreichbar?
Unser vor sechs Wochen ausgesprochenes Kursziel von 1.600 Dollar haben wir schneller als erwartet erreicht. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass Gold bis Ende des Jahres zwischen 1.600 und 1.800 Dollar notieren wird. Silber ist etwas schwieriger, könnte aber zum Jahresende in der Nähe seiner alten Rekordhochs, also bei 50 Dollar stehen. Allerdings benötigen Silberfans aufgrund der deutlich erhöhten Volatilität erheblich stärkere Nerven. Vom grundsätzlichen Aufwärtspotenzial ist es aber ähnlich interessant wie Gold.

Zur Person:

Önder Ciftci, bevor er Geschäftsführer bei Ophirum Commodity GmbH wurde, war er in verschiedenen Investmentbanken im Bereich Aktien und Derivate tätig. Zuletzt als Head of Equities and Derivatives bei der Royal Bank of Scotland (RBS).

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