Krügerrand in Gold: Ein Stück Geschichte

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Auf der Vorderseite das Konterfei von Paul Kruger, von 1882 bis 1902 Präsident der Südafrikanischen Republik, auf der Rückseite ein Springbock: Keine Münze ist so bekannt wie der Krügerrand aus Südafrika, das noch vor dem American Eagle meistgehandelte Goldstück der Welt. Am 3. Juli wird der Krügerrand 50 Jahre alt. €uro am Sonntag sprach mit Tumi Tsehlo von der South African Mint. Sie prägt die legendäre Münze.

€uro am Sonntag: Herr Tsehlo, 1967 wurde der erste Krügerrand ­geprägt. Wie kam es dazu?
Tumi Tsehlo: Damals wurde ein Großteil des weltweiten Goldes in unserem Land geschürft. Deshalb wollte Südafrikas Minenverband zusammen mit der South African Mint eine eigene Münze in Großserie herstellen und startete einen Ideenwettbewerb in einer Zeitung.

Und dort siegte der Krügerrand?
Der erste Vorschlag war Trojan, auf ­Englisch nennt man die Feinunze "troy". Leider hieß so eine Kondommarke. Dann schlug jemand Krügerrand vor, eine Kombination aus dem Namen des ehemaligen Präsidenten Paul Kruger und der Landeswährung Rand, die sich auf die goldreiche Region Witwatersrand um Johannesburg bezieht.

Was macht Kruger so besonders, dass er auf einer Münze verewigt wurde?
Das hat mehrere Gründe: Er hat den heutigen Kruger-Nationalpark gegründet und sein Kopf war schon auf der ersten Münze des Landes, dem ZAR Coin von 1892. Außerdem gibt es noch den Mythos der Kruger-Millionen - Goldmünzen, die er im Burenkrieg versteckt haben soll. Er ist hier sehr bekannt, viele Menschen verloren ihr Leben auf der ­Suche nach den Kruger-Millionen.

Paul Kruger steht allerdings auch für Kolonialismus, Rassentrennung und Apartheid. Ist es überhaupt angebracht, diesen Mann mit einer Münze zu ehren?
Stimmt, der Krügerrand ist die Münze des Apartheidregimes. Es hat auch seinen Grund, dass es kaum Denkmäler gibt, die an Kruger erinnern. Aber wir können die Produktion des Krügerrand nicht einfach einstellen. Er ist ein Stück unserer Geschichte und er ist es wert, ­erhalten zu werden. Aber es wird bald eine neue, zusätzliche Münze geben.

Etwa einen Mandelarand?
Vielleicht, darüber haben wir tatsächlich nachgedacht. Nelson Mandela ist als Kämpfer gegen die Apartheid und erster Präsident nach der Apartheidära eine zentrale historische Person für Südafrika. Aber noch können wir nicht sagen, wer auf der Münze sein wird.

Zurück zum Krügerrand. Ist er für Sie eher Anlagemünze oder Geldstück?
Beides. Der Krügerrand ist in Südafrika offizielles Zahlungsmittel, wir prägen ihn in der gleichen Anstalt wie die Landeswährung Rand. Er ist dafür gemacht, durch viele Hände zu gehen: Zur Unze Gold kommt ein kleiner Anteil Kupfer, das bringt Haltbarkeit und gibt ihm seine rötliche Färbung. Südafrikas Zentralbank zahlt für einen Krügerrand den Gegenwert einer Unze Gold. Das ist einzigartig, denn Goldstücke haben in der Regel nur einen Nominalwert.

Wo verkaufen Sie die meisten Münzen?
In Südafrika. Wir prägen bewusst eine Unze und auch kleinere Einheiten, damit sich den Krügerrand auch weniger wohlhabende Menschen leisten können. Weil der Rand zuletzt dramatisch an Wert verlor, versuchen viele Südafrikaner ihr Vermögen mit der Münze zu sichern. Sie müssen wissen: Man darf hier nur eine begrenzte Menge Geld in Dollar anlegen, Gold kann man jedoch unbegrenzt halten und der Krügerrand ist steuerfrei. Die zweitmeisten Münzen verkaufen wir in Deutschland.

Warum sind die Deutschen so große Fans des Krügerrand?
Ehrlich gesagt müsste ich das Sie fragen, denn ich weiß es wirklich nicht. Mein Job ist lediglich, dafür zu sorgen, dass immer genug Nachschub da ist.