Handelskrieg

China schränkt Exporte von Nebenmetallen wie Gallium und Germanium ein: Wie abhängig sind wir von der Volksrepublik?

17.07.23 23:30 Uhr

China schränkt Exporte von Nebenmetallen wie Gallium und Germanium ein: Wie abhängig sind wir von der Volksrepublik? | finanzen.net

China erklärte kürzlich, den Export von Nebenmetallen wie Gallium und Germanium einzuschränken. Im Hinblick darauf, dass der chinesische Markt für diese Rohstoffe der größte ist, stellt sich die Frage, wie abhängig der Rest der Welt von der Volksrepublik ist.

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• Gallium und Germanium werden in verschiedenen Bereichen genutzt
• Weltweit kommen 94 Prozent des Galliums und 83 Prozent des Germaniums aus China
• Chinesischer Export von Rohstoffen wird ab dem 1. August eingeschränkt

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Das sind Gallium und Germanium

Bei Gallium und Germanium handelt es sich um silbrig-weiße Metalle, die gemeinhin als "Nebenmetalle" eingestuft werden und in der Natur in der Regel nicht allein vorkommen. Wie Bloomberg erklärt, werden die beiden Nebenmetalle in geringen Konzentrationen als Nebenprodukt von Raffinerien hergestellt, die sich auf andere, gängigere Rohstoffe wie Zink oder Tonerde konzentrieren. Die Märkte für Gallium und Germanium sind im Vergleich zu denen der gängigeren Rohstoffe entsprechend klein. Die USA importierte im Jahr 2022 zum Beispiel Gallium und Germanium im Wert von gerade einmal 225 Millionen US-Dollar. Dennoch sind die beiden Nebenmetalle nicht zu unterschätzen, da sie in verschiedenen Branchen ihre Anwendung finden.

Sowohl Gallium als auch Germanium finden verschiedene spezielle Anwendungen in den Bereichen Chipherstellung, Kommunikationsausrüstung und Verteidigung. So wird Gallium zum Beispiel in Verbindungshalbleitern verwendet, die mehrere Elemente kombinieren, um die Übertragungsgeschwindigkeit und -effizienz zu verbessern. Diese finden sich dann unter anderem in Fernseh- und Mobiltelefonbildschirmen, Solarpanels und Radargeräten wieder. Germanium wird derweil unter anderem für die Glasfaserkommunikation, Nachtsichtgeräte und die Weltraumforschung verwendet. So werden zum Beispiel die meisten Satelliten mit Solarzellen auf Germaniumbasis betrieben.

China schränkt Exporte von Nischen-Metallen ein

Der chinesische Markt gehört zu den größten Playern für die beiden Nebenmetalle. Demnach kommen 94 Prozent des Galliums und 83 Prozent des Germaniums aus dem Reich der Mitte. Im Zuge des Handelskriegs mit den USA und Europa im Technologiebereich geht China nun gegen die Ausfuhr der beiden Metalle vor. So kündigte Peking kürzlich an, dass zum Schutz der nationalen Sicherheit Chinas ab dem 1. August Beschränkungen für beide Metalle und ihre chemischen Verbindungen zu verhängen. Exporteure müssen deshalb Lizenzen beim Handelsministerium beantragen, um diese weiter ins Ausland vertreiben zu dürfen. Dazu müssen diese auch Angaben zu den ausländischen Käufern und ihren Anträgen machen.

Sind wir abhängig von chinesischen Exporten?

Zwar können beide Metalle durch andere Rohstoffe ersetzt werden, jedoch würde dies auch deutlich höhere Kosten mit sich bringen, wie Bloomberg erklärt. Doch auch wenn die Nebenmetalle recht selten sind, sind sie auch weltweit vorhanden, wie Golem erklärt. So seien Lagerstätten weltweit zu finden. Wegen der niedrigen Preise sei ein Abbau jedoch meist nicht wirtschaftlich. Grund für die niedrigen Preise ist, dass China in den 2010er-Jahren die Minen- und Raffinerieproduktion aggressiv ausbaute, was den Preis der Nebenmetalle stark drückte. In vielen anderen Ländern kam die Gewinnung der beiden Metalle nur selten vor, weshalb dies schließlich unwirtschaftlich wurde und die Produktion weitestgehend eingestellt wurde.

Vor allem bei Germanium sei man unflexibler als bei Gallium, wie Peter Buchholz, Chef der Deutschen Rohstoffagentur, in einem Gespräch mit der WirtschaftsWoche erklärt. Während nämlich Gallium sogar in Deutschland als Beiprodukt der Aluminiumproduktion gewonnen werden könnte, gäbe es bei Germanium derzeit kaum andere primäre Lieferquellen. Deshalb wies die Rohstoffagentur bereits seit längerer Zeit darauf hin, dass bei Gallium und Germanium Beschaffungsrisiken bestehen. Die Märkte seien demzufolge "hochkonzentriert" und die Industrie müsse deswegen dringend andere Lieferquellen erschließen. Eine akute Gefahr bestehe laut Buchholz jedoch nicht. "Die Unternehmen haben Lagerbestände angehäuft, um nicht unmittelbar in eine kritische Situation hineinzulaufen. Käme es zu einer Verknappung, wäre die Industrie voraussichtlich arbeitsfähig", erklärt der Experte.

Zu den anderen Ländern mit Galliumproduktionskapazitäten gehören neben China außerdem Russland sowie die Ukraine. Hier wird das Metall als Nebenprodukt von Tonerde gewonnen. In Südkorea und Japan fällt es außerdem als Nebenprodukt von Zink an. Germanium wird zudem in Nordamerika zusammen mit Zink, Blei und anderen Metallen in der Trail-Hütte von Teck Resources in British Columbia gewonnen.

Auswirkungen auf die Industrie

Die Auswirkungen der von China angekündigten Rohstoffkontrollen sind derzeit noch schwer einzuschätzen, wie in der WirtschaftsWoche erklärt wird. Aufgrund der zunehmend eskalierenden Konfrontation zwischen der Volksrepublik China und den USA suchen Unternehmen weltweit nach alternativen Quellen für wichtige Materialien, um ihre Abhängigkeit zu reduzieren. Der europäisch-amerikanische Autobauer Stellantis warnte jedoch davor, das Engagement in der Volksrepublik zurückzufahren. "Ich bin kein Befürworter einer vollständigen Abkopplung von China", erklärt Konzernchef Carlos Tavares. "Wir befinden uns nicht in einem Krieg mit irgendwelchen chinesischen Lieferanten." Demnach sei es Sache der EU, mit den chinesischen Behörden zusammenzuarbeiten und eine Lösung zu erarbeiten.

Bloomberg erklärt außerdem, dass der Schritt der Volksrepublik die Preise in die Höhe treiben könnte. Analysten erwarten deshalb, dass andere Anbieter die Produktion steigern werden, um die Nachfrage zu decken. Die Demokratische Republik Kongo und Russland boten sich zum Beispiel bereits als alternative Germanium-Lieferanten an, so die WirtschaftsWoche. Zudem könnte Recycling eine wichtige Rolle spielen. Ein Teil des Angebots stamme bereits aus Fabrikschrott, während Germaniumschrott auch aus den Fenstern ausgemusterter Panzer und anderer Militärfahrzeuge wiedergewonnen wird.

Redaktion finanzen.net

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