Glänzende Schattenseiten

Der Goldmarkt und der Vorwurf der Manipulation - wie viel ist dran an dem Verdacht?

05.09.20 21:49 Uhr

Der Goldmarkt und der Vorwurf der Manipulation - wie viel ist dran an dem Verdacht? | finanzen.net

Gerade in diesem Jahr steht der Goldpreis wieder im Fokus der Anleger. Zu verdanken ist das der Corona-Pandemie, die Börsianer sichere Hafen aufsuchen ließ. Infolgedessen erklomm der Goldpreis ein neues Allzeithoch - gerade vor diesem Hintergrund rückt die Schattenseite des Goldmarktes in den Blick.

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Rohstoffe

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• Wie es vom Gold- zum Dollarstandard kam
• Die Rolle von Gold für Notenbanken im Blick
• Manipulation am Goldmarkt könnte möglich sein

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Gold ist das wohl älteste Wertmittel - Kaiser, Staaten und andere Mächte maßen ausnahmslos im Verlauf der Geschichte an ihren Beständen das eigene Vermögen. Im Jahr 1844 führte die Bank of England schließlich den Goldstandard ein und schuf damit eine einheitliche Grundlage für das erste internationale Währungssystem. Immer mehr Notenbanken schlossen sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte diesem Konzept an, bis das System zur Zeit des Ersten Weltkrieges zu bröckeln begann und genau hundert Jahre später ein neues Weltwährungssystem eingeführt wurde: Der US-Dollar ersetzte das Edelmetall als Hauptelement. Die USA gingen dabei die Pflicht ein, jeden Schein gegen Gold tauschen zu können - diese Verpflichtung wurde jedoch in den 1970er Jahren aufgehoben.

Gold hat als gefragter Rohstoff nach wie vor eine vermögensausweisende Bedeutung und steht seit jeher als sicheres Anlagemittel hoch im Kurs. In der aktuellen Situation wurde das einmal mehr deutlich: Der Goldpreis erklomm ein neues Allzeithoch. Doch auf dem Goldmarkt gibt es einige Phänomene, die Anreize für Spekulationen rund um Manipulation schaffen.

Das Gold und die Notenbanken

Notenbanken weltweit horten große Bestände an physischem Gold. Das gelbglänzende Edelmetall wird als Währungsreserve von Notenbanken gelagert, um eine finanzielle Rücklage zu bilden, die in Liquidität umgewandelt werden kann. Die größten Goldreserven befinden sich im Besitz der USA, gefolgt von Deutschland und dem Internationalen Währungsfonds IWF. Derweil bauen China und Russland ihre Bestände in Rekordgeschwindigkeit aus - die Begründung lautet hier teilweise, der massive Zukauf geschehe als Maßnahme angesichts "politischer und rechtlicher Risiken", berichtet Gevestor.

Die US-Notenbank hat, vermutlich aus der Gold/Dollar-Vorgeschichte resultierend kein großes Interesse daran, in Anbetracht des sich vergrößernden Marktes und steigender Preise, Gold in Konkurrenz des Dollars, der schließlich als Weltwährung etabliert ist, zu sehen. Bereits vor einigen Jahren stellte der Chef der GATA (Gold-Anti-Trust Action Committee) in diesem Zusammenhang klar: "Gold ist ein Wettbewerber für andere Währungen. Gold ist die ultimative Währung. Die Zentralbanken wollen ihre Macht erhalten."

Dabei scheint es, als hätten große Partizipanten am Goldmarkt erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Goldpreises. Der FOCUS Online zitiert diesbezüglich den Edelmetallexperten beim Vermögensverwalter Incrementum Mark Valek: "Die heutige Wirtschaft ist geprägt von Preisinterventionen beziehungsweise Manipulationen. Zentrale Aufgabe einer Notenbank ist es beispielsweise, den Preis für Zinsen festzulegen und - wie wir heute wissen - bis auf absolut unnatürlich negatives Niveau zu drücken." Ein identisches Vorgehen sei demzufolge auch für den Goldpreis denkbar.

Auffälliger Goldchart verschärft Manipulationsverdacht

Dass in den Goldmarkt eingegriffen werden kann, zeigt ein realer Fall, der das Londoner Gold-Fixing betraf. Bei dieser Konferenz wird die Benchmarkt täglich um 10:30 Uhr und 15 Uhr Londoner Zeit durch die fünf größten Goldhändler festgesetzt. Bei den Nachmittagskursen waren mehrfach ungewöhnliche Muster beobachtet worden, was letztendlich zu falschen Abrechnungskursen, die auch auf Gold bezogene Wertpapiere beeinflussten, führte - die Anzeichen für eine Abstimmung regten zu einer Überprüfung an. Wegen der systematischen Verzerrung wurden 2012 einige beteiligte Geschäftsbanken verurteilt, der Fall ging als LIBOR-Skandal in die Geschichte ein.

Die Online-Ausgabe der Welt zitierte aus der bereits 2008 veröffentlichten Studie ‚Libor-Manupilation?‘ von Rosa Abrantes-Metz, Professorin an der Stern School of Business der Universität New York, und Albert Metz, Managing Director bei Moody’s Investors Service: "Die Struktur der Benchmark bietet sich mit Sicherheit für abgestimmtes Verhalten und Manipulation an, und die empirischen Daten stimmen mit künstlich festgelegten Preisen überein."

Im Laufe der Jahre gab es jedoch mehrfach ungewöhnliche Kursbewegungen beim Goldpreis. So beispielsweise am 1. Oktober 2013 - zunächst wurde kräftig zugekauft, der Goldpreis legte zu. Doch innerhalb weniger Minuten knickte der Kurs um 40 US-Dollar ein. Auch 2016 ist ein solcher, prozentual gesehen, herber Knick um 60 US-Dollar zu erkennen, der von den Aussagen großer Notenbanken zeitlich einherging. Der Blick auf den historischen Chart lässt Fragen aufkommen, denn zu diesen Zeitpunkten war die Frage nach Gold eigentlich jeweils hoch.

Goldpreis-Manipulation als Bankgeschäft?

Die Kursabstürze beim Goldpreis fanden zudem zu ausgedünnten Handelszeiten statt. Für eine Manipulation der Kurse seien also vergleichsweise geringe Anstrengungen nötig gewesen, heißt es in einem Artikel bei FOCUS Online. Dabei kann eine nach unten provozierter Preisbewegung ein gewinnbringendes Geschäft für Banken sein. Ähnliche wie Leerverkäufer, können sie zu den noch höheren Preisen eine Goldleihe auf den Markt bringen und diese zu den später niedrigeren Kursen wieder zurückkaufen.

Die Intervention am Goldmarkt ist also nicht nur möglich, sondern böte auch eine lukrative Ader. Doch es gibt noch mehr Gründe, die dafürsprechen: So hieß es seitens der GATA, dass die westlichen Regierungen und Zentralbanken eine gemeinsame Goldpolitik verfolgten, einem Vertrauensverlust gegenüber Staatsanleihen der Anleger entgegenzuwirken. Denn hohe Goldpreise könnten dieses schmälern. Solche Absprachen bestätigte offenbar bereits ein US-Gericht, verlautet FOCUS Online.

Goldpreis profitiert von schwachem Dollar und Unsicherheit

Weiterhin auf stark erhöhtem Niveau, aber unter 2.000 US-Dollar je Feinunze, profitiert der Goldpreis gegenwärtig vor allem durch die diesjährigen Unsicherheiten um Zuge der Pandemie. In Krisenzeiten gilt Gold als sicherer Hafen, um Vermögenswerte vor allzu großen Verlusten zu schützen. Außerdem befinden sich die Zinsen auf rekordverdächtig tiefem Niveau. Einer der wenigen Nachteile, die eine Goldanlage normalerweise mit sich bringt, keine Erträge durch Zinsen oder Dividenden abzuwerfen, fällt vor diesem Hintergrund also weg.

Parallel dazu wirkt sich der schwache Dollar für den Kurs des Edelmetalls als Stütze aus. Traditionell wird der gelbglänzende Rohstoff über den Greenback gehandelt. Fällt der Dollarkurs also, erhöht sich besonders die Goldnachfrage außerhalb des Dollarraumes.

Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis rund 30 Prozent hinzugewonnen (Stand: 31. August 2020). Ob das den Währungshütern ein Dorn im Auge ist und letztendlich zu einer Intervention am Goldmarkt verlockt, darüber dürfte die weitere Performance des nachgefragten Edelmetalls entscheiden. Klar ist, dass der Handel mit dem beliebten Rohstoff, bedingt durch seine Stellung, wie so viel anderes auch Schattenseiten hervorbringt.

Redaktion finanzen.net

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