Comeback der Rohstoffe: Wo Anleger nicht tief schürfen müssen
Die weltweite Nachfrage nach Industrie-Metallen zieht an, die Kurse steigen. Wichtige Gründe dafür sind in China zu finden. Es gibt aber noch weitere Ursachen.
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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag
China, China, China. Geht es um Industriemetalle und deren Preise, hat darauf niemand so viel Einfluss wie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ob Eisenerz, Aluminium, Kupfer oder Nickel - kein Land verbraucht mehr Industrierohstoffe, um seine Wachstumsraten von mehr als sechs Prozent pro Jahr aufrechtzuerhalten. Doch was im Riesenreich genau passiert, ist nicht gerade transparent. Für Anleger und Analysten in der westlichen Welt besteht so ein gehöriges Maß an Unsicherheit, wohin sich die Preise der Rohstoffe entwickeln.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Seit Sommer geht es vor allem aufwärts. Ein Grund: "China hat Umweltauflagen für die Verhüttung von Metallen und die Schließung unlizenzierter Förderstätten beschlossen", sagt Katrin Knauf vom Wirtschaftsinstitut HWWI. Die Hamburger Forscher berechnen einen Index, der die Kursentwicklung von Agrar-, Industrie- und Energierohstoffen abbildet.
Besserer Umweltschutz
Insbesondere im Winter soll das umweltbelastende Schmelzen von Metall in China eingeschränkt werden. Das ist die Jahreszeit, in der die Luft in den Städten wegen des Wetters am stärksten für Smog anfällig ist. Deshalb laufen die Metallverarbeitung und die Nachfrage nach Rohstoffen seit Sommer auf Hochtouren, um Vorräte aufzubauen. Hinzu kommt, dass Peking aus Wasser- und Naturschutzgründen wilde Minen ein Dorn im Auge sind. Beides führte dazu, dass die Metallpreise im dritten Quartal 2017 im Schnitt um mehr als 20 Prozent zulegten. Teilweise erreichten die Notierungen an den Rohstoffmärkten neue Dreijahreshochs, etwa bei Kupfer.
Umweltschutz aber hat kurze Beine. Seither sind die Kurse teils etwas zurückgekommen. Denn es ist unklar, wie weit die chinesischen Maßnahmen wirklich tragen. "In den Preisen sind diese Faktoren schon lange eingepreist", meint Daniel Briesemann aus dem Rohstoffteam der Commerzbank. Denn gerade beim Umweltschutz hält der Eifer oft nicht lange an.
Beispiel Philippinen: Das Land ist der größte Exporteur von Nickelerz. Wegen starker Umweltschäden verfügte die damalige Umweltministerin Gina Lopez Anfang 2017 die Schließung von mehr als zwei Dutzend Minen. Doch die Industrie wehrte sich. Mit Erfolg: Lopez wurde keine drei Monate später abberufen und durch einen Ex-General ersetzt. Ob und welche Minen geschlossen werden, ist damit unklar. Immerhin aber ist Umweltschutz ein zentrales Wahlkampfversprechen von Präsident Rodrigo Duterte.
Es gibt allerdings weitere Gründe, die die Preisrally stützen. So sind nach Beobachtung der Commerzbank viele Finanzinvestoren an die Rohstoffmärkte zurückgekehrt, die auf steigende statt auf fallende Preise setzen. Was die Metalle zudem interessant macht, ist ihr Nachholbedarf verglichen mit anderen Anlageklassen.
Anziehende Konjunktur
Zwar ist der HWWI-Index für die Nichteisenmetalle Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zinn und Zink nach einem Absturz auf unter 100 Zähler in den vergangenen beiden Jahren mittlerweile wieder über 120 Punkte gestiegen. Doch Mitte 2011 lag er noch bei mehr als 170 Punkten, Ende 2012 bei 135 und Mitte 2014 bei 130. Dass er die Höhen von Anfang des Jahrzehnts bald wieder erreicht, erwartet Knauf zwar nicht. "Die potenziellen globalen und politischen Unsicherheiten sind dafür derzeit zu beträchtlich", sagt sie unter Verweis auf Trump und Nordkorea.
Doch manch andere Unsicherheit der vergangenen Jahre ist verschwunden, vor allem in Europa. Mit dem Anziehen der Konjunktur in vielen ehemaligen EU-Krisenstaaten wächst auch der Bedarf an Gütern. So hat unlängst die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD den globalen Konjunkturausblick für 2017 und 2018 ebenso angehoben wie den für Europa.
Neue Technologien
Und dann sorgen neue Technologien wie Elektromobilität und Digitalisierung für Nachfrage bei den Klassikern. Im Automobilleichtbau etwa ist Aluminium extrem gefragt. Große Stromspeicher zur Aufnahme nicht immer verfügbarer regenerativer Energien benötigen Blei. Nickel wird in Lithium-Ionen-Akkus gebraucht. Und Kupfer überall dort, wo Daten und Strom übertragen werden.
Um als Anleger in Rohstoffe zu investieren, bieten sich verschiedene Varianten an. Grundsätzlich läuft der Handel an den Metallbörsen in New York und London über Future-Kontrakte. Das sind Finanzgeschäfte zur Beschaffung oder Lieferung der jeweiligen Rohstoffe in der Zukunft. Zugang haben dazu nur institutionelle Investoren. Deshalb können Privatanleger lediglich indirekt dabei sein, über Exchange Traded Commodities (ETCs) oder Zertifikate.
Langfristig orientierte Anleger müssen bei einem Dauerinvestment in Rohstoffe grundsätzlich mit sogenannten Rollverlusten rechnen. Die fallen an, wenn ein Future ausläuft und durch einen neuen Kontrakt abgelöst wird. Aktuell werden diese Papiere umso teurer, je weiter der Blick in die Zukunft geht. Das spiegelt auch die Erwartung wider, dass die Rohstoffpreise in Zukunft steigen. Verschiedene Wertpapiere versuchen allerdings, derlei Rollverluste zu glätten.
Investor-Info
BNPP RICI Enh. Industriemetalle
Breit gestreuter Index
Mithilfe des ETC von BNP Paribas investieren Anleger breit gestreut in die Industriemetalle Kupfer, Aluminium, Zink, Blei, Nickel und Zinn. Der Referenzindex, den das Papier abbildet, wurde vom legendären Rohstoffinvestor Jim Rogers entwickelt. Mögliche Rollverluste beim Tausch eines fälligen Futures in einen neuen Kontrakt sollen durch ein optimiertes Auswahlverfahren minimiert werden. Die Metalle notieren in Dollar, der ETC ist nicht währungsgesichert.
Coba ETC 1x Copper Daily Long
Auf Kupfer setzen
Kupfer gilt vielen Investoren wegen des Einsatzes in der Elektro- und Bauindustrie traditionell als Konjunkturmetall par excellence. Es zählt aber auch zu den wichtigen Metallen für viele Zukunftstechnologien: Nach Analyse der Deutschen Rohstoffagentur wird der Bedarf an Kupfer bis 2035 um ein Vielfaches steigen. Mit dem von der Commerzbank emittierten Papier folgen Anleger der Entwicklung des Kupferpreises eins zu eins in Dollar.
LBBW RS FLEX
Aktiv gelenkter Fonds
Die Fondsmanager der Landesbank Baden-Württemberg setzen auf Energierohstoffe (Anteil zuletzt 40 Prozent), Edelmetalle (30 Prozent) und Industriemetalle (30 Prozent); Agrarrohstoffe bleiben außen vor. In Zeiten fallender Rohstoffpreise können sie auch an der Seitenlinie abwarten und die Rohstoffquote bis auf null senken. Die Strategie ging zuletzt auf: Seit Jahresanfang erzielte der Fonds ein Plus von rund acht Prozent.
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