Kaffeepreis: Die Bohnen sind knapp
Der extrem hohe Arabica-Preis könnte noch weiter steigen. Für Investoren sind jedoch die unbekannten Lagerbestände Brasiliens ein Risiko.
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von Julia Groß, Euro am Sonntag
Widrige Wetterbedingungen und niedrige Lagerbestände haben den Preis für Arabica- Kaffeebohnen auf das höchste Niveau seit über zehn Jahren steigen lassen. Die angespannte Marktsituation könnte sich noch einige Zeit fortsetzen und für neue Höchstnotierungen sorgen. "Wir können uns einen Höhepunkt der Rally zwischen 2,67 und 2,70 pro Pfund vorstellen", erklärt etwa Hernando de la Roche, Senior Vice President der Rohstoffhandelsplattform StoneX Financial, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Nach zwei Jahren mit schlechten Wachstumsbedingungen in den Hauptanbaugebieten Südamerikas und Problemen in der Lieferkette sind die von der Rohstoffbörse ICE getrackten Lagerbestände auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000. Allein seit Jahresanfang ist die Menge des dort erfassten Kaffees um ein Drittel gefallen. Aus US-Häfen wird der fünfte Lagerrückgang bei ungerösteten Kaffeebohnen in Folge gemeldet. Analysten der Rabobank erwarten, dass die ICE-Vorräte in den kommenden drei Monaten noch einmal um die Hälfte schrumpfen werden, was ihrer Meinung nach einen kurzfristigen, unkontrollierten Preisanstieg auslösen könnte.
Unterdessen haben sich die Wetterbedingungen in Brasilien und Kolumbien zwar verbessert, sind aber trotzdem alles andere als ideal. In Brasiliens Arabica-Anbaugebiet Minas Gerais hat es nach zwei Jahren übermäßiger Trockenheit zwar geregnet, jedoch kam zuletzt weniger als die Hälfte des langjährigen Niederschlagsmittels vom Himmel. Kolumbien dagegen litt unter extrem viel Regen, da das Land unter dem Einfluss des Wetterphänomens La Niña steht.
Die aktuelle Knappheit hat dazu geführt, dass die Terminkurve für Kaffee mittlerweile in einer ausgeprägten Backwardation ist. Das bedeutet: Kurzfristig lieferbare Bohnen sind erheblich teurer als solche mit späterem Lieferzeitpunkt. Verschärft wird die Lage dadurch, dass die Nachfrage durch die Aufhebung von Corona-Beschränkungen in den USA und Europa zunehmen sollte, da wieder mehr Menschen in Restaurants und Cafés gehen.
Intransparente Lagerdaten
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Ein Risiko für den Kaffeepreis stellt eine gewisse Unsicherheit bezüglich des globalen Lagerbestands dar. Die von der Börse ICE überwachten Speicher machen nur einen Bruchteil der weltweiten Vorräte an Kaffeebohnen aus. Eine Erfassung des großen Rests erfolgt nur unregelmäßig. Der Präsident der brasilianischen Kaffee-Exportvereinigung erklärte aber vor wenigen Tagen, man habe die Lagerbestände aufstocken können und die Nachfrage werde gedeckt werden. Kämen auf diesem Weg deutlich mehr Bohnen auf den Markt, würde das den Preis drücken. Allerdings sollte die Zahl der Produzenten, die bei den aktuellen Preisen noch Ware zurückhalten, begrenzt sein.
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