ETFS-Stratege Butterfill: "Öl-Erholung geht weiter"
Der Investmentstratege James Butterfill über den Ölmarkt nach dem gescheiterten Doha-Treffen - und die Aussichten für Gold sowie andere Metalle.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Butterfill, auf dem Doha-Gipfel vor wenigen Tagen konnten sich die OPEC und Russland nicht auf eine Deckelung der Ölförderung einigen. Hat Sie das überrascht?
James Butterfill: Das Treffen in Doha war von vornherein ein Wüstensturm in einer Teetasse. Die Erwartungen waren viel zu hoch. Iran hatte sich ja schon im Vorfeld geweigert, der Initiative von Saudi-Arabien zuzustimmen und die Ölförderung zu deckeln. Nach dem Ende der Sanktionen will Iran mehr Öl fördern und nicht auf Geld verzichten. Saudi-Arabien macht aber Irans Beteiligung zur Bedingung für ein Abkommen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Im Juni wollen die Förderer neu verhandeln. Ist dann die Chance auf eine Einigung größer?
Das glaube ich nicht. Iran hat wegen der langen internationalen Sanktionen Marktanteile an Saudi-Arabien verloren. Es ist verständlich, dass das Land nun aufholen will. Dafür braucht es aber die Unterstützung westlicher Förderfirmen und Banken. Diese trauen Iran nicht, weil trotz Ende der Sanktionen Zweifel an Irans Atomprogramm herrschen. Daher dürfte die Fördermenge nicht so schnell wachsen. Iran wird wohl auch im Juni noch mehr fördern wollen.
Es könnte ja auch Saudi-Arabien von der harten Linie abrücken.
Das ist nicht nur wegen der Rivalität zwischen den Ländern unwahrscheinlich. Saudi-Arabien ist finanziell angeschlagen. Das Land braucht einen Ölpreis von fast 100 Dollar je Barrel für einen ausgeglichenen Haushalt. 2016 steuert es auf ein Defizit von 19 Prozent zu. Saudi-Arabien will keine Marktanteile verlieren und nur die Förderung deckeln, wenn alle mitziehen.
Der Ölpreis war vor Doha stark gestiegen, da Investoren auf eine Einigung gehofft hatten. Endet nun die Ölrally?
Ich glaube, dass die Erholung weitergeht. Wir sehen Öl zum Jahresende bei 55 bis 70 Dollar je Barrel Brent. Im dritten oder vierten Quartal könnte es zu einem Angebotsdefizit auf dem Ölmarkt kommen.
Ein Angebotsdefizit? Derzeit werden jeden Tag ein bis zwei Millionen Barrel Öl mehr gefördert als benötigt.
Stimmt, die Ölförderung weltweit ist trotz mancher Kürzungen immer noch hoch. Doch die Nachfrage dürfte steigen.
Die Internationale Energieagentur rechnet erst 2017 mit einer Stabilisierung des Ölmarkts.
Wir beobachten, dass die Ölnachfrage langsam auf breiter Front wächst: sowohl in den USA als auch in China und Europa. Auch die Stimmung der Investoren hat sich gebessert. Sie sind wieder bullish für Öl.
Stark gezeigt hat sich 2016 auch Gold. Wie sind die Aussichten? Wir glauben, dass der faire Preis bei 1.250 Dollar je Unze liegt. Allerdings ist der Optimismus für Gold groß: Käme es etwa zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU, könnte der Goldpreis auf 1.400 Dollar steigen.
Das klingt nicht, als ob Gold sehr viel Luft nach oben hätte.
Na ja, das Sentiment stützt Gold. Und die Politik der EZB: Mit den negativen Einlagezinsen ist Gold eine Alternative für Investoren geworden, die Barmittel irgendwo parken müssen, aber keine Strafzinsen zahlen wollen.
Nicht nur Edelmetalle, auch Industriemetalle wie Palladium und Kupfer haben sich erholt. Wie könnte es weitergehen?
Wir glauben, dass sich Chinas Wachstum 2016 bei 6,5 Prozent stabilisiert. Die Wirtschaftsflaute scheint überwunden zu sein. Das stützt die Rohstoffnachfrage. Zuletzt waren Einzelhandelsumsatz, Kreditvergabe und Produktion unerwartet stark. Auch Metalle wie Silber und Platin sollten sich so wieder verteuern.
zur Person:
James Butterfill: Der Brite ist Chefanalyst beim Fondsanbieter ETF Securities.
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Bildquellen: ETF Securities