Energiewende

Günstige Produktionsbedingungen: Könnte Afrika das neue Wasserstoff-Eldorado werden?

29.04.22 20:58 Uhr

Günstige Produktionsbedingungen: Könnte Afrika das neue Wasserstoff-Eldorado werden? | finanzen.net

Derzeit gibt es verschiedene Projekte für grünen Wasserstoff in Afrika. Wegen günstiger Bedingungen könnte der Kontinent eine Schlüsselrolle in der Energiewende spielen. Doch auch andere Länder könnten zu Big Playern in der Wasserstoff-Industrie werden.

• Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle für die Energiewende
• Produktionsbedingungen von Wasserstoff sind in Afrika begünstigt
• Weitere Länder beschäftigen sich intensiv mit Wasserstoff, darunter China, USA und die Länder der EU

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Energiewende: Wasserstoff

Um die Energiewende erreichen zu können, ist die Abkehr von Öl und Gas unabdingbar. Diese fossilen Brennstoffe müssen durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden. Eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielt der klimafreundlich hergestellte (grüne) Wasserstoff. Wie EFAHRER.com schreibt, könne der Wasserstoff die fossilen Brennstoffe zwar nicht gänzlich ersetzten, dennoch könnte er die Umwelt entlasten. Bis zum Jahr 2050 wäre es mit Wasserstoff möglich, rund zwölf Prozent des weltweiten Energieverbrauchs zu decken.

Könnte Afrika das nächste Wasserstoff-Eldorado werden?

Wie IHS Markit berichtet, befinden sich derzeit zehn Projekte für grünen Wasserstoff in Afrika (zum Beispiel in Ägypten, Mauretanien, Marokko, Namibia, Niger und Südafrika), die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden. Tatsächlich seien die Voraussetzungen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Afrika durchaus begünstigt, da der Kontinent sowohl über viel Landmasse als auch Sonnenlicht verfügt. Aktuell seien in Afrika 593 Kraftwerke für erneuerbare Energien mit einer Gesamtkapazität von 64.000 MW in Betrieb, und 580 Projekte mit einer Kapazität von 152.000 MW seien geplant.

Die Erzeugung von grünem Wasserstoff stellt für den Kontinent eine große Chance dar, seine Energie- und Wirtschaftssektoren umzugestalten. Beachtet man das Potenzial an erneuerbaren Energien in vielen afrikanischen Ländern, könnte sich Afrika als Herkunftsort von grünem Wasserstoff zu einem kosteneffizienten weltweiten Lieferanten entwickeln.

Außerdem könnte Afrikas Wasserstoffproduktion eine Schlüsselrolle in der Diversifizierungsstrategie der EU-Länder für eine kohlenstoffärmere Energieversorgung spielen. "Die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und interessierten afrikanischen Parteien auf beiden Kontinenten würde Fortschritte bei länder- und unternehmensspezifischen Plänen erleichtern, die auf die Netto-Null-Emissionsziele für 2050 ausgerichtet sind", erklärt IHS Markit.

Weitere Länder, die zu Big Playern in der Wasserstoffindustrie werden könnten

Doch nicht nur Afrika ist an der Wasserstoffindustrie interessiert. Wie ein Bericht der International Renewable Energy Agency (IRENA) zeigt, gibt es noch weitere Länder beziehungsweise Ländergruppen, die sich zu Big Playern in der Wasserstoffindustrie entwickeln könnten. China ist laut IRENA derzeit mit einem jährlichen Verbrauch von 24 Tonnen sowohl der größte Nutzer als auch Produzent von Wasserstoff. An mehr als 30 grünen Wasserstoffprojekten arbeite das Land im Moment. Außerdem gehöre Wasserstoff zu dem aktuellen Fünfjahresplan des Landes. Über eine nationale Strategie für Wasserstoff verfüge China zwar nicht, jedoch hätten 16 Provinzen und Städte Fünfjahrespläne aufgelegt, in denen Wasserstoff eine Rolle spiele.

Die EU veröffentlichte ihre Wasserstoffstrategie im Jahr 2020. Darin werde grüner Wasserstoff als eine der Hauptprioritäten für die Realisierung des europäischen Green Deal genannt. Die EU sieht die Installation von 40 Gigawatt an erneuerbaren Wasserstoff-Elektrolyseuren in der Europäischen Union bis 2030 vor. Außerdem wollen einige EU-Länder laut IRENA in großem Umfang Wasserstoff importieren, andere wollen Exporteure oder Transitknotenpunkte werden.

Auch Indien habe im August 2021 eine nationale Wasserstoff-Mission ins Leben gerufen. Ziel der Mission sei es, "eine globale Drehscheibe für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff" zu werden. Die Regierung zieht außerdem in Betracht, Raffinerien und Düngemittelfabriken zur Verwendung von grünem Wasserstoff zu verpflichten, wie die IRENA in ihrem Bericht schreibt.

Japan verabschiedete seine Wasserstoffstrategie im Jahr 2017 als erstes Land überhaupt. Ziel sei es, die erste "Wasserstoffgesellschaft" der Welt zu werden, indem Wasserstoff in jedem Wirtschaftssektor eingesetzt wird. Im Jahr 2020 investierte Japan IRENA zufolge rund 670 Millionen US-Dollar in die Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche.

Die Republik Korea setze vor allem auf Fahrzeuge mit Brennstoffzellen und deren Ausbau. Bis 2020 seien zum Beispiel rund 10.000 FCEV für den Personenverkehr in Betrieb genommen worden. Außerdem sei geplant, bis 2030 zehn Prozent und bis 2040 30 Prozent der Städte, Landkreise und Gemeinden des Landes mit Wasserstoff zu versorgen.

Die USA sind laut IRENA mit einem Anteil von 13 Prozent an der weltweiten Nachfrage sowohl der zweitgrößte Wasserstoffverbraucher als auch -produzent der Welt. Im November 2021 unterzeichneten die Vereinigten Staaten den "Infrastructure Investment and Jobs Act". Darin werden 9,5 Milliarden US-Dollar für die Beschleunigung der Entwicklung von sauberen Wasserstofftechnologien bereitgestellt.

E. Schmal / Redaktion finanzen.net

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