Bodenbildung in der Pipeline

Rohöl: Warten auf den Sommer

20.03.15 17:00 Uhr

Rohöl: Warten auf den Sommer | finanzen.net

Die US-Rohölproduktion erreicht ständig neue Höchststände, was den Preis belastet. Im zweiten Halbjahr dürfte der Schmierstoff knapper werden - was Anlegern Chancen bietet.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Bohrtürme zur Förderung von Schieferöl stehen in den USA immer öfter still. Wegen des gesunkenen Ölpreises lohnt sich ihr Betrieb nicht mehr. Die Zahl der Explorationsbohrungen ist seit Anfang Dezember von 1.575 auf 986 um rund 40 Prozent gefallen. Dieser schnelle Rückgang war möglich, weil die Vorrichtungen zur Förderung von Schieferöl anders als bei der konventionellen Ölgewinnung rasch abgebaut werden können.

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Dennoch erreichte die US-Rohölproduktion mit 9,29 Millionen Barrel pro Tag einen 42-Jahres-Höchstwert. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gehen noch einige Altprojekte in Betrieb, die schon lange geplant waren, beispielsweise im Golf von Mexiko. Zum anderen wurden die unproduktiveren Schieferöltürme zuerst entfernt, während diejenigen, bei denen am einfachsten und billigsten Öl sprudelt, noch ­aktiv sind. Diese sind auch beim ­momentanen Preis von rund 50 US-Dollar je Barrel der US-Sorte WTI noch profitabel.

Kürzungen wirken erst verzögert

"Die Drosselung der Produktion wird deswegen erst in ein paar Monaten spürbar sein", sagt Axel Herlinghaus, Rohstoffanalyst bei der DZ Bank. Allerdings gehe die Bewegung schon jetzt langsam hin zu einem Gleichgewicht am Markt. Betrug der geschätzte globale Angebotsüberschuss an Rohöl im Januar noch 1,5 bis zwei Millionen Barrel täglich, befindet er sich nun knapp unter einer Million Barrel - mit weiter abnehmender Tendenz.

Das Überangebot an der Sorte WTI ist derzeit erheblich höher als bei der europäischen Sorte Brent, vor allem wegen des immer noch hohen Ausstoßes an Schieferöl. Deswegen besteht derzeit auch eine ungewöhnlich hohe Preisdifferenz von fast zehn Dollar zwischen den beiden Sorten. Während Brent vom Tief bei 45 auf nun 56,80 Dollar anzog, erhöhte sich WTI nur von 44 auf 48,80 Dollar. Herlinghaus rechnet dennoch nach dem starken Anstieg des Ölpreises seit dem Tief Ende Januar erst einmal mit einer Seitwärtsbewegung bei beiden Ölsorten. Für WTI sieht er kurzfristig eine Spanne zwischen 45 und 55 Dollar je Barrel.

Im zweiten Halbjahr dürfte sich die Situation aber ändern. Die momentan randvollen Lager dürften dann abgebaut werden, befindet sich doch die US-Wirtschaft in voller Fahrt. Traditionell ist die Nachfrage nach Öl in Amerika im zweiten Halbjahr zudem größer als im ersten. Während der "driving season", der Urlaubszeit, wird mehr Benzin verbraucht. Und im Winter steigt wegen des Heizbedarfs die Nachfrage nach dem schwarzen Gold zusätzlich. Für WTI spricht auch, dass sich der hohe Spread zu Brent-Öl wieder einengen dürfte.

Mittelfristig orientierte Anleger profitieren von diesem Szenario mit Vontobels Öl-Strategy-Papier (ISIN: DE 000 VFP 33M 4), das entweder auf den WTI-Preis oder die Top-Öl- aktien Nordamerikas setzt. Derzeit ist das Papier in Aktien investiert.

Bildquellen: Robert Lucian Crusitu / Shutterstock.com, mosista / Shutterstock.com

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