Soja & Raps: Die heimlichen Kursgewinner
Der Sojapreis hat sich in fünf Jahren verdoppelt. Weil die Nachfrage nach Lebensmitteln und Biodiesel immer weiter steigt, werden nun auch Ölsaaten aus der zweiten Reihe interessant.
Werte in diesem Artikel
von Oliver Ristau, €uro am Sonntag
Wenn Chinas Wirtschaft schwächelt, hustet die gesamte Welt. Viele Wirtschaftszweige haben Sorge, dass das Land künftig als weltweite Konjunkturlokomotive ausfallen könnte. Nicht so die Erzeuger von Ölsaaten wie der Sojabohne. Wie das US-Agrarministerium in seinem jüngsten Welterntebericht schätzt, werden Chinas Sojaimporte im laufenden Jahr um 8,9 Prozent und 2013 um weitere sieben Prozent auf dann 61 Millionen Tonnen ansteigen — jeweils neue Rekorde. Mit einem Gesamtverbrauch von mehr als 120 Millionen Tonnen wird dann fast jede zweite Sojabohne auf dieser Welt in China geknackt werden.

Partizipieren Sie an Kursschwankungen bei Öl, Gold und anderen Rohstoffen mit Hebel und kleinen Spreads! Mit nur 100 Euro können Sie durch einen Hebel mit der Wirkung von 2.000 Euro Kapital handeln.
Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.In diesem Tempo wird es nach Meinung vieler Analysten weitergehen. Während das US-Agrarministerium bis 2020 die Importmenge Chinas auf 87 Millionen Tonnen anwachsen sieht, rechnet die britische Standard Chartered Bank gar mit 110 Millionen Tonnen. Der Hintergrund ist simpel: Immer mehr Chinesen wollen immer mehr Fleisch essen. Mit dem proteinreichen Sojaschrot werden vor allem Schweine und Hühner gefüttert und gemästet.
Das treibt die Preise: „China ist für die Notierungen der entscheidende Faktor“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Im laufenden Jahr verteuerte sich ein Bushel Sojabohnen (rund 27 Kilogramm) an der Chicagoer Warenterminbörse um über 20 Prozent auf zuletzt 14 Dollar. Im Frühjahr waren es sogar schon mal 15 Dollar. „Das war jedoch eine Übertreibung. Wir schätzen, dass sich die Preise bei 14 Dollar stabilisieren.“
Auch die Dauertrockenheit in wichtigen Anbauregionen der USA stützt die Preise. Das US-Agrarministerium erwartet, dass die Ernte im größten Anbauland der Welt um acht Prozent einbricht. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Sojapreis verdoppelt. Der Preisauftrieb war so stark wie bei keinem anderen an den Warenterminbörsen notierten Agrarrohstoff. Das liegt auch daran, dass die Bohne neben ihrer Eigenschaft als „Proteinbombe“ noch aus einem weiteren Grund sehr gefragt ist: Zusammen mit anderen Ölsaaten soll sie dazu beitragen, die globalen Energieprobleme zu lösen. „Soja, Raps und Palmöl sind die wichtigsten Rohstoffe für die weltweite Biodieselproduktion“, sagt Agrarexperte Ronny Winkelmann von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR). Soja hat daran einen Anteil von rund 30 Prozent. 2011 wurden weltweit 19 Millionen Tonnen Biodiesel produziert — dreimal mehr als 2006. „Das Wachstum wird weitergehen“, sagt Winkelmann.
Fokus auf andere Pflanzenöle
Langfristig werden deshalb wohl auch andere Pflanzenöle an Bedeutung gewinnen, die bisher am Weltmarkt in der zweiten Reihe stehen. Zum Beispiel Rizinus, eine Ölpflanze, die vor allem in Indien kultiviert wird. Sie zählt mit einer Jahresproduktion von 1,5 Millionen Tonnen zu den zehn wichtigsten Pflanzenölen der Welt und dient unter anderem als Schmiermittel für Motoren.
Noch ist das Pflanzenöl unter den Biodieselrohstoffen ein Exot. Das israelische Biotechnologieunternehmen Evogene will das aber ändern. Mithilfe einer eigens gezüchteten, besonders ertragreichen Rizinuspflanze, die gemeinsam mit dem brasilianischen Agrikonzern SLC Agricola in Brasilien angebaut wird, sollen die Kosten für die Gewinnung von Biodiesel auf 50 Dollar je Barrel sinken. Das wäre nur noch halb so viel wie für die Biodieselherstellung auf Sojabasis. Auch in Argentinien ist Evogene in die Herstellung von Rizinussprit eingestiegen.
Dieser Biodiesel hat gegenüber Soja-, Raps- und Palmöl einen großen Vorteil: Rizinusöl ist eines der wenigen Pflanzenöle, die aufgrund giftiger Substanzen nicht für die Ernährung geeignet sind. So müssten für den Biosprit keine Lebensmittel destilliert werden. „Gleichzeitig hat Rizinus aufgrund seiner spezifischen Fettsäurekomposition eine hohe Qualität für technische Anwendungen“, sagt Torsten Randt, Chef des auf Pflanzenöle spezialisierten Handels- und Analysehauses Mercur.
Das macht sich die Automobilzulieferindustrie zunutze. Nachdem im Frühjahr dieses Jahres eine Fabrik des deutschen Spezialchemiekonzerns Evonik im Ruhrgebiet in Flammen aufgegangen war, kamen die Zulieferer zur Krisensitzung in Detroit zusammen. Denn die Fabrik hatte einen Kunststoff zur Beschichtung von Brems- und Kraftstoffschläuchen hergestellt. Das nun am Markt fehlende Polyamid 12 musste ersetzt werden.
Der französische Chemiekonzern Arkema bot Biopolymere aus Rizinus als Alternative an. Auch BASF pries solche Biokunststoffe als technologisch und preislich ebenbürtig. „Pflanzenöle sind für Industrien interessant, die erdölbasierte Einsatzstoffe durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen wollen“, sagt Pflanzenölspezialist Randt. So könnten die Unternehmen langfristig ihre Klimabilanz verbessern.
Nachfrage nach Ölsaaten wächst
Wachsender Verbrauch durch Biokraftstoffe und neue Technologien sowie der steigende Bedarf an Lebensmitteln haben dazu geführt, dass in den vergangenen zehn Jahren nach Auskunft der deutschen Pflanzenöllobby UFOP der globale Bedarf an Pflanzenölen um über 50 Prozent gestiegen ist. Davon entfallen 85 Prozent auf Palm-, Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl. „Im Zuge des steigenden Bedarfs wird die Nachfrage nach allen Ölsaaten wachsen“, sagt Experte Weinberg. Dazu zählen neben Rizinus- auch Maiskernöl und der weltweit anbaufähige Flachs zur Leinölgewinnung. Daneben gibt es eine Vielzahl volumenmäßig noch kleinerer, aber ebenfalls vielversprechender Alternativen wie Leindotter- oder Holzöl.
Den meisten davon ist gemeinsam, dass sie wie Soja in den vergangenen Jahren kontinuierlich teurer geworden sind. So hat sich etwa der Preis für Leinöl, das neben seiner Eigenschaft als hochwertiges Speiseöl auch als technisches Öl gefragt ist, nach Auskunft von Mercur von 2006 bis heute auf 1.000 Euro je Tonne verdoppelt. Rizinus legte im gleichen Zeitraum um über 50 Prozent auf 1.300 Dollar zu.
Für Anleger sind diese Rohstoffe bisher nicht direkt investierbar, denn nur Soja, Raps und Palmöl werden an Warenterminbörsen gehandelt. Diese Future-Notierungen wiederum sind die Grundlage für Rohstoffinvestments wie Exchange Traded Commodities (ETCs) und Rohstoffindizes, die die Basis von börsennotierten Fonds (ETFs) bilden. „Bevor es nicht zu einer Rohstoffnotierung an den Warenterminbörsen kommt, werden kaum ETFs oder ETCs auf Nebenöle aufgelegt. Dafür ist deren Volumen noch zu klein“, sagt Fondsspezialist Detlef Glow. Doch das könnte sich mittelfristig ändern, denn auch China hat die neuen Öle längst für sich entdeckt.
Investor-Info
Sojaöl und Sojamehl
Vom Auf und Ab profitieren
Kräftig bergauf geht es seit Januar mit dem Sojamehlpreis, der sich auf 429 US-Dollar je Tonne fast verdoppelt hat. Hier droht eine Korrektur. Darauf setzen Anleger mit dem Mini-Short-Zertifikat der RBS (ISIN: DE 000 AA4 ZMP 9) mit einem Hebel von 2,27. Anders ist die Situation bei Sojaöl, das sich nach einer Korrektur von Anfang Mai bis Mitte Juni gegenwärtig wieder erholt und derzeit 52 US-Cent je Pfund kostet. Am Aufwärtsmomentum partizipieren spekulativ eingestellte Investoren mit dem Sojaöl-Long-Turbozertifikat (DE 000 SG1 R3K 6) mit
Hebel 2,2 der Société Générale.
ETFS Soybean
Nachfrage nach Bohnen steigt
Mit dem Soybean-ETC des britischen Anbieters ETF Securities setzt der Anleger auf eine Kombination von Futures auf Sojabohnen und partizipiert damit an der Wertentwicklung der Ölsaat. Denn der Gebrauch von Soja als Tierfutter und als Grundlage für Biosprit dürfte die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter treiben. Wie bei allen ETCs besteht ein Emittentenrisiko.
ETF CMCI Agriculture
Breiter Agrar-Index
Der ETF der UBS folgt einem Index auf einen Korb von zehn Agrarrohstoffen mit Schwerpunkt Soja. Alle drei handelbaren Sojaprodukte – Bohnen, Mehl und Öl – sind darin enthalten. Zudem sind Baumwolle, Kaffee, Kakao, Mais, Weizen und Zucker im Portfolio. Der ETF empfiehlt sich für Anleger, die breit diversifiziert an der Preisentwicklung mehrerer Agrarrohstoffe partizipieren möchten.
Felda Global Ventures
Gelungenes Börsendebüt
Dass Palmöl ein gutes Geschäft ist, stellte in dieser Woche der erfolgreiche Börsengang der malaysischen Felda Global Ventures unter Beweis. Die Aktie des weltweit drittgrößten Palmölherstellers stieg am ersten Handelstag um 20 Prozent auf 5,46 Ringgit (1,37 Euro). Insgesamt sammelte das Unternehmen 2,65 Milliarden Euro ein. In Deutschland wird die Aktie allerdings vorerst nicht erhältlich sein. Dafür wäre ein Zweitlisting an der Börse Singapur erforderlich.
Ausgewählte Hebelprodukte auf ArkemaAct.
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf ArkemaAct.
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|