Wie Indien den Ölmarkt durcheinander wirbelt
Auf dem Ölmarkt gab es 2022 eine überraschende Entwicklung. Indien hat sich im vergangenen Jahr offenbar zunehmend mit russischem Öl eingedeckt - zum Nachteil der OPEC.
Werte in diesem Artikel
• Indien großer Abnehmer von russischem Öl
• OPEC gerät ins Hintertreffen
• Situation könnte sich noch verschärfen
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Indien hat sich offenbar als wichtiger Käufer auf Russlands Ölmarkt etabliert. Wie Reuters berichtet, hat sich das südasiatische Land zu einem Großkunden russischer Öllieferanten entwickelt, seitdem Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine gestartet hat.
Irak als Top-Öllieferant entthront
Reuters-Daten zufolge hat Russland den Irak erstmals in der Geschichte als Top-Öllieferant für Indien abgehängt, auch Saudi-Arabien landete nur auf Platz 3 der größten Ölexporteure für Indien.
Demnach bringt Indien täglich 1,6 Millionen Barrel russisches Öl ins Land, was rund 23 Prozent seiner Gesamt-Ölimporte von 4,65 Millionen Barrel am Tag entspricht.
Marktanteil der OPEC sinkt deutlich
Dabei hat Russland als Exporteur insbesondere auf Kosten der OPEC an Bedeutung gewonnen. Der Anteil der OPEC an Indiens Ölimporten fiel 2022/23 in kurzer Zeit auf den niedrigsten Stand seit mindestens 22 Jahren, so Reuters unter Berufung auf Branchenquellen. Demnach sei der Anteil am indischen Ölmarkt für Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder - hauptsächlich aus dem Nahen Osten und Afrika - im Geschäftsjahr bis März 2023 von etwa 72 Prozent im Jahr 2021/22 auf 59 Prozent geschrumpft.
Dabei ist es offenbar insbesondere das Ölembargo, das westliche Länder gegen Russland verhängt hatten, das Indien, das in der Vergangenheit aufgrund hoher Frachtkosten nur geringe Mengen russischen Öls einführt hat, zum Großkäufer werden ließ und das Land zum "wichtigsten Ölkunde für russisches Seeöl" werden ließ, wie es bei Reuters weiter heißt. Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar hatte bereits im Februar gegenüber der Wirtschaftsplattform "Nikkei Asia" betont: "Ich würde gerne klarstellen, dass wir unsere Raffinerien nicht darum bitten, russisches Öl zu kaufen, sondern Öl zum bestmöglichen Preis auf dem Markt zu erwerben".
Marktanteil der OPEC könnte weiter schrumpfen
Dabei ist es möglich, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten weiter fortsetzt - insbesondere vor dem Hintergrund der jüngst von der OPEC beschlossenen Förderkürzung. "Russisches Rohöl ist bereits jetzt billiger als Öl ähnlicher Qualität aus dem Nahen Osten und es scheint, dass sich die OPEC durch eine Kappung der Produktion selbst schadet", zitiert die Nachrichtenagentur Refinitiv-Analyst Ehsan Ul Haq.
Russisches Öl über Indien in Europa?
Dass russisches Öl über den Umweg über Indien auch auf dem europäischen Markt landet, ist unterdessen nicht ausgeschlossen. "Indien hat eine Menge Rohöl gekauft, dieses raffiniert und weiterverkauft", so der indische Handelssekretär Sunil Bartwal gegenüber "Nikkei Asia".
Für Indien ist dies eine positive Situation: Das Land federt seine Abhängigkeit vom Nahen Osten ab und kann günstiger als bislang möglich seinen Energiebedarf durch Importe decken. Der mögliche Weiterverkauf des billig erworbenen russischen Öls würde denn zusätzliches Geld in die Staatskassen spülen. In einem Interview mit Bloomberg TV erklärte Indiens Öl- und Gasminister Shri Hardeep Singh Puri kürzlich, dass der Ölmarkt von Interessen geprägt sei, Altruismus gäbe es hingegen nicht: "Der Ölmarkt ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung oder etwas für Philanthropen", weshalb sein Land auch keine Strategieänderung in Betracht ziehe. Angebot und Nachfrage seien marktentscheidend, nicht politische Erklärungen.
Redaktion finanzen.net
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