SG Rohstoff-Kolumne

China lockert Wechselkursbindung an den Dollar

24.06.10 16:10 Uhr

China lockert Wechselkursbindung an den Dollar | finanzen.net

Die chinesische Währung Renminbi ist seit 1994 inoffiziell, später auch offiziell, an den amerikanischen US-Dollar gekoppelt.

Das bedeutet, dass die chinesische Zentralbank durch gezielte Devisenmarktinterventionen ein künstliches Einhalten des vorgegebenen Wechselkurses herbeigeführt hat. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise in 2008 wurde der Wechselkurs zum US-Dollar dann praktisch fest bei einem Kurs von 6,8 Yuan für einen US-Dollar gebunden. Dadurch hat die chinesische Regierung Millionen Arbeitsplätze sichern können, da die schwer getroffene Exportwirtschaft gestützt wurde. Unter vielen anderen G20 Staaten, allen voran USA und Japan, hatte diese Wechselkursbindung immer wieder zu Verstimmungen geführt. China hat auf dem Weltmarkt chinesische Erzeugnisse künstlich günstig gehalten, so dass sie in anderen Ländern zu Dumpingpreisen verkauft werden konnten. Zum anderen wurde eine Hürde für Importe geschaffen, da ausländische Produkte auf dem chinesischen Markt teurer wurden.

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Wechselkurs darf stärker schwanken

Vergangenes Wochenende hat die chinesische Regierung nun beschlossen, die Wechselkursbindung aufzulockern. Fortan wird der Renminbi in einer Bandbreite von 0,5 Prozent zum US-Dollar gehalten. Hauptgrund hierfür ist die drohende Überhitzung der chinesischen Wirtschaft. Mit einem Wachstum von zehn Prozent und einer Inflationsrate von 3,1 Prozent im letzten Monat befürchtet China eine erneute Blasenbildung, insbesondere am Immobilienmarkt. Durch sinkende Importkosten und eine Verlangsamung der Exportindustrie würde so zum Teil der Inflationsdruck genommen, ohne dass Zinsschritte notwendig werden.

Einfluss auf Rohstoffmärkte

Welchen Einfluss hat dieser Schritt auf die Rohstoffmärkte? China ist der größte Rohstoffimporteur der Welt. Der riesige Appetit nach Rohstoffen hat die Märkte in den letzten zehn Jahren massiv verändert und die Preise vieler Rohstoffe deutlich steigen lassen. Zunächst wird durch eine stärkere chinesische Währung die Kaufkraft der Chinesen gestärkt, so dass auch die Nachfrage nach Rohstoffen aus dem Reich der Mitte steigen wird. Dieses Szenario spiegelte sich Anfang der Woche auch in den meisten Rohstoffen wider: Industriemetalle stiegen zu Beginn 3-5 Prozent bevor sie wieder leicht nachgaben. Auch Agrarrohstoffe, allen voran Sojabohnen, welche am meisten von China importiert werden, sind zum Wochenbeginn deutlich gestiegen. Durch die stärkere chinesische Währung werden allerdings auch Exporte aus China teurer. Wird weniger exportiert, wird entsprechend weniger produziert, was im Umkehrschluss wiederum die Nachfrage nach Rohstoffen mindert. Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung ist Eisenerz. Dieser Rohstoff wird vom China importiert, um dann zu Stahl weiterverarbeitet zu werden. Der produzierte Stahl wird dann wieder exportiert. Auf der einen Seite steigt durch den stärkeren Renminbi die Kaufkraft für Eisenerz, allerdings sinkt der Preisvorteil des chinesischen Stahls, so dass sich die Effekte negieren. Ausschlaggebend für die Rohstoffnachfrage aus dem Reich der Mitte wird vor allem das weitere Wirtschaftswachstum sein. Der starke Export Chinas, welcher seit Mai vergangenen Jahres um 50 Prozent gewachsen ist, dürfte eine leichte Währungsaufwertung verkraften. Gleichzeitig wird aber der Binnenkonsum gestärkt, was wiederum das Wirtschaftswachstum unterstützt. Die Zeichen stehen positiv; sowohl für die Weltwirtschaft, als auch für den damit verbundenen Rohstoffkonsum.

Andreas Kotula ist Zertifikate-Experte bei Société Générale. Er ist zuständig für das Marketing von Zertifikaten und Optionsscheinen sowie von Lyxor Exchange Traded Funds (ETFs).

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.