"Entdollarisierung"

Goldpreis-Rally unter der Lupe: Darum wird Gold bei asiatischen Zentralbanken immer beliebter

29.12.23 23:42 Uhr

Goldpreis-Rally unter der Lupe: Darum wird Gold bei asiatischen Zentralbanken immer beliebter | finanzen.net

Der Goldpreis erlebte ein starkes Jahr. Neben der Aussicht auf wieder sinkende Zinsen dürften auch massive Goldzukäufe vonseiten vieler asiatischen Notenbanken für die Kursgewinne ausschlaggebend gewesen sein. Warum ist Gold für die Zentralbanken Chinas, Indiens & Co. so attraktiv?

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• Asiatische Notenbanken stockten 2023 ihre Goldreserven merklich auf
• US-Sanktionen gegen Russland verstärken Wunsch der Diversifizierung
• Experte: Trotz "Entdollarisierung"-Tendenzen bleibt US-Dollar vorerst Maß der Dinge

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Eigentlich leidet der Goldpreis unter einem hohen Zinsniveau. Hohe Zinsen machen festverzinsliche Anlagen wie Anleihen gegenüber Gold, das keine Zinsen abwirft, attraktiver. Dennoch stieg der Goldpreis in den vergangenen Monaten deutlich an - trotz des Hochzinsumfeldes.

Seit Anfang Januar stieg das gelbe Edelmetall bei einem aktuellen Preis von 2.076,70 US-Dollar (Stand: 28. Dezember 2023) um 13,48 Prozent an. Allein in den vergangenen drei Monaten konnten sich Goldanleger über Gewinne in Höhe von 10,37 Prozent freuen. Neben seiner Attraktivität als Inflationsschutz und der Aussicht auf erste Zinssenkungen 2024 waren wohl vor allem auch asiatische Notenbanken für die Kurszuwächse verantwortlich.

Asiatische Notenbanken stocken ihre Goldbestände auf

So befanden sich viele asiatischen Zentralbanken 2023 unter den größten Goldkäufern. Von Juli bis September tätigten die Zentralbanken nach Angaben des World Gold Council die drittgrößten Goldkäufe aller Zeiten. Bis Ende Oktober haben die Käufe im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent zugenommen. Die People's Bank of China war im dritten Quartal die Hauptkäuferin unter den Zentralbanken. Die Goldreserven der chinesischen Zentralbank haben sich in den vergangenen zwölf Monaten um ungefähr 200 Tonnen Gold vergrößert. Laut Bloomberg habe China allein im Oktober 23 Tonnen an Gold gekauft. Der Gold-Gesamtbestand liege mittlerweile bei 2.215 Tonnen und sei damit höher als jener von den Staaten in Afrika und Lateinamerika sowie Indien zusammengenommen.

Doch die People's Bank of China war 2023 in Asien längst nicht die einzige Gold-Käuferin: Auch die Notenbanken von Singapur, Indien und den Philippinen stockten ihre Goldreserven massiv auf. Darüber hinaus gehörten Banken aus Russland, Katar und Kirgisistan zur Käufergruppe. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hätten Zentralbanken pro Quartal mehr als das Zweieinhalbfache des Durchschnitts der letzten zehn Jahre an Gold erworben, wie der World Gold Council-Bericht ausführt.

US-Sanktionen gegen Russland offenbarten geopolitische Risiken der US-Dollar-Reserven

Laut einem Bericht von Sprott Asset Management machte die Entscheidung der USA, die russischen US-Dollar-Reserven in Höhe von 650 Milliarden Dollar 2022 zu beschlagnahmen, den asiatischen Notenbanken deutlich, dass ihre US-Dollar-Reserven nicht unantastbar seien. Deshalb setzten immer mehr Zentralbanken - allen voran die People's Bank of China - auf Gold, um ihre US-Dollar-Exposure zu verringern. Dem von der "South China Morning Post" zitierten Sprott-Bericht zufolge signalisiert dies den "starken Wunsch nach einer Diversifizierung weg vom US-Dollar und von US-Dollar-Anlagen".

Der Chef der Zentralbanken-Abteilung beim World Gold Council, Shaokai Fan, sieht ähnliche Gründe. "Die zunehmende geopolitische Unsicherheit in Verbindung mit der Besorgnis über Sanktionen gegen Währungsreserven sind zweifellos wichtige Faktoren", sagte er. Die Banken verfügten entweder über geringe Goldreserven oder "haben große US-Dollar-Bestände, was zu einem stärkeren Wunsch nach Diversifizierung führen könnte", fügt Fan gegenüber der "South China Morning Post" hinzu.

Debatte um "Entdollarisierung"

Die Diskussion um die "Entdollarisierung" (engl. de-dollarization), das heißt um die Verringerung der Dominanz des US-Dollars, hat seit den 2022 verhängten US-Sanktionen gegen Russland an Bedeutung gewonnen. Alternative Währungsmodelle wurden vorgeschlagen. Im April dieses Jahres sprach sich beispielsweise der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim für eine neue Währung aus, die die BRICS-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - für die Abwicklung des Welthandels nutzen könnten.

"Die von der US-Regierung gegen mehrere Staaten verhängten Sanktionen - die manche als Bewaffnung des US-Dollars bezeichnen - haben anfällige Regierungen dazu veranlasst, sich um Reserveaktiva zu bemühen, die nicht unmittelbar durch Ausschlüsse gefährdet sind", erklärt Ross Norman, CEO der in London ansässigen Edelmetall-Website Metals Daily, den Lesern der "South China Morning Post" die Gemengelage am internationalen Devisenmarkt.

Neben dem US-Dollar bietet sich bei Devisenreserven jedoch keine wirkliche Alternative an - zwar sind auch der Euro, der Japanische Yen, das Britische Pfund oder der Chinesische Yuan Leitwährungen und Teil des Währungskorbes des Internationalen Währungsfonds (IWF). Allerdings sind diese Währungen eher von regionaler als von globaler Bedeutung und reichen nicht annähernd an die Bedeutung des US-Dollars heran. Als beste Alternative zum US-Dollar sehen Notenbanken bei ihren Reservevermögen deshalb Gold an, zumal es als besonders wertstabil und unabhängig von geopolitischen Verwerfungen gilt. Darüber hinaus kann es global eingekauft werden.

Wie es 2024 weitergehen könnte

Es stellt sich die Frage, wie sich die Goldzukäufe der asiatischen Zentralbanken 2024 entwickeln werden. Fan rechnet mit einer verlangsamten Fortsetzung der Entdollarisierung hinsichtlich der Notenbanken-Reservevermögen. "Im Großen und Ganzen erwarten wir, dass die Zentralbanken auch im Jahr 2024 Gold kaufen werden, allerdings werden die Käufe nicht so hoch ausfallen wie in den letzten Jahren", so Fan. Ein bremsender Faktor könnte in den bereits deutlich gestiegenen Goldpreisen liegen.

Andererseits könnte ein weiter fallender US-Dollar für Kursauftrieb bei Gold sorgen, da das in US-Dollar notierte Edelmetall dann für Käufer aus Nicht-US-Dollar-Währungsräumen - wie für die asiatischen Zentralbanken - günstiger wird. In der Vergangenheit waren die Kaufprogramme der Zentralbanken "ziemlich unabhängig" vom Preis, aber "heutzutage sind sie nuancierter und neigen dazu, die Käufe zu beschleunigen, wenn die Preise als billig empfunden werden", so Norman.

Die Diversifierung hin zum Gold dürfe jedoch nicht überbewertet werden, meint Gnanasekhar Thiagarajan, Chef des indischen Finanzanalyse-Unternehmens Commtrendz Risk Management. Obwohl die Absicht der Notenbanken, zwecks Goldzukäufen ihre Vermögensreserven zu diversifizieren, sich im neuen Jahr fortsetzen könnte, sei es widersinnig, den Abgesang auf den US-Dollar anzustimmen. "Der US-Dollar kann in zinstragenden Anlagen geparkt werden, während Gold keine Rendite abwirft, bis es verkauft wird", betont Thiagarajan. "Deshalb wird Gold nur einen kleineren Anteil ausmachen. Der Großteil der Währungsreserven wird im US-Dollar verbleiben," resümiert Thiagarajan.

Da die derzeitige Gewichtung von Gold bei vielen Zentralbanken allerdings weniger als die meist angestrebten 10 und 20 Prozent beträgt, könnte ein weiterer Anstieg der Goldreserven der Zentralbanken - und ein damit einhergehender Nachfragedruck bei Gold - auch 2024 im Bereich des Möglichen liegen.

Redaktion finanzen.net

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