Wer schlau ist, wird leichter depressiv
Kluge Menschen haben es vermeintlich leichter im Leben. Sie studieren an tollen Unis, bekommen die besten Jobs und gewinnen bei "Wer wird Millionär".
Aber viel Intelligenz hat auch Schattenseiten, sagt jetzt eine Studie der Universität Glasgow: Kinder, die einen hohen IQ besitzen, leiden als Erwachsene demnach häufiger an psychischen Erkrankungen.
"Es ist möglich, dass ernste psychische Krankheiten der Preis sind, den Menschen für überdurchschnittliche Intelligenz, Kreativität und Sprachtalent bezahlen müssen", fasste Studienleiter Daniel Smith seine Ergebnisse in der britischen Zeitung "The Guardian" zusammen. Er und sein Team haben für ihre Studie 1.881 Menschen begleitet.
Alle Teilnehmer absolvierten im Alter von acht Jahren einen Intelligenztest und wurden dann rund 15 Jahre später ein zweites Mal getestet, dieses Mal im Hinblick auf psychische Erkrankungen. Dabei wurde ein spezieller Fragebogen verwendet, mit dem Ärzte bipolare Störungen diagnostizieren. Das ist ein Zustand, in dem die Betroffenen abwechselnd Phasen von Euphorie, gefühlter Unbesiegbarkeit und ausgeprägter Depression erleben - definitiv nichts, was man sich wünschen würde (für TV-Fans: An einer bipolaren Störung leidet die Agentin Carrie in der Serie "Homeland"... nicht schön).
Erstaunliches Ergebnis: Die zehn Prozent der Testpersonen, die die stärksten Anzeichen für eine bipolare Störung besaßen, hatten als Kind einen um zehn Punkte höheren IQ als die zehn Prozent am unteren Ende der psychischen Anfälligkeit. Mit anderen Worten: Intelligenz und zumindest diese psychische Krankheit scheinen irgendwie zusammen zu hängen.
Allerdings wird natürlich nicht jeder schlaue Mensch automatisch manisch-depressiv oder anderweitig psychisch krank. Vielmehr scheint es, als ob die gleichen Gene, die für Intelligenz und Kreativität verantwortlich sind, auch psychische Erkrankungen auslösen können, sagt Forscher Smith: "Ein hoher IQ ist kein eindeutiger Auslöser für eine bipolare Störung, aber möglicherweise lösen die Gene, die Intelligenz vererben, auch die Krankheit aus, wenn andere Risikofaktoren dazu kommen. Etwa wenn der Betroffene als Kind sexuell missbraucht wurde oder die Mutter während der Schwangerschaft an Grippe erkrankt war.".
(Die Sache mit der Grippe hat uns einigermaßen verwirrt.)
Nicht unüberraschenderweise sind laut Smith weitere Forschungen vonnöten, um den Zusammenhang zu erhärten sowie Licht auf die Details der Korrelation zu werfen. Den Betroffenen ist es zu wünschen. Alle anderen Menschen mit Hang zu Schwarzsehen und ursachenlosem Weltschmerz können sich derweil einreden, sie seien einfach schlauer als der Rest.
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Bildquellen: leedsn / Shutterstock.com